Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
Vom Netzwerk:
Schnauben, als er daran dachte, was für eine Schmach diese prunkvolle Zurschaustellung ihrer Anwesenheit für die Palästinenser darstellte. Der Lufthafen lag in Akkon im nördlichen Palästina. Offiziell galt Palästina als unabhängiges Land, doch wenn man es näher betrachtete, hing Palästina an der Brust Japans wie ein Neugeborenes und musste ständig gefüttert werden.
    „Ich habe gehört, die Japaner sind fast pleite, weswegen sie sich jetzt hier in Europa ausbreiten und nach neuen Märkten suchen“, murmelte ein Deutscher nicht weit von ihm entfernt. Hikaru musterte den dicklichen Mann mit dem hellbraunen Umhang und der fließenden Seidenuniform darunter. Graf Ulrik von Weimar-Eisenach, ein Adliger, der sich laut seinen Informationen auf jede Feier selbst einlud, da ihn die meisten vergaßen. „Kein Wunder bei dem Alkoholkonsum“, dachte Hikaru und musterte seine Begleiterin mitleidig. Eine schöne, rothaarige Frau, die unmöglich seine Gattin sein konnte.
    Das weitere Gespräch hörte er nicht mehr, da bereits der nächste Würdenträger eintrat.
    „Sir Edwin Benedict Crambutch der Zweite. Lord von Castfield und Erbe Sir Edwin Benedict Crambutchs des Ersten.“
    Ein hochgewachsener Mann mit dunklem, wirrem Haar und äußerst wachem Blick trat ein. Auch er passierte Hikaru mit deutlich neugierigem Blick.
    „Liebling, ich weiß nicht, wo du diese Gerüchte immer hernimmst, aber ich versichere dir, die Japaner zetteln keinen Krieg gegen uns an, nur weil sie einen einzigen Lufthafen hier ansiedeln, noch dazu im unbedeutenden Akkon“, erklärte er seiner deutlich kleineren Begleiterin und tätschelte ihre Hand, während sie sich ängstlich im Raum umsah.
    So ging es beinahe eine Stunde lang. Hikaru verriet mit keiner Miene, dass er zusätzlich zum Japanischen sieben europäische Sprachen beherrschte. Fast jedes Land schickte einen Vertreter, die meisten kamen aus purer Neugierde über dieses in ihren Augen fremde Volk. Aus Portugal kam der zweitälteste Sohn der Königin mit einem Begleiter. Spanien entsandte gleich ein halbes Dutzend hochrangiger Generäle und Frankreich einen Monarchensprössling niederen Rangs.
    Alle hatten eines gemeinsam: Kaum betraten sie den Raum, begannen ihre Spekulationen zum Aufenthalt Japans in Akkon. Keiner von ihnen kam den wahren Absichten auch nur nahe, doch das würde sich im Laufe des Abends ändern, dachte Hikaru mit einem zufriedenen Grinsen und beobachtete weiterhin den abnehmenden Fluss an Gästen. Als ihm der Ausrufer schließlich zunickte, verließ er augenblicklich seinen Posten und begab sich in seine Sicherheitszone. Durch das Glas musterten Akito und er die Besucher, wie sie sich teilweise misstrauisch beäugten, teilweise ausgelassen miteinander plauschten.
    „Läuft alles nach Zeitplan?“, erkundigte Hikaru sich und schaute auf seine Uhr.
    „Äh …“ Sein Assistent strich mit dem Finger über das Klapp bord, das unter anderem den Zeitplan enthielt und blickte dann auf seine aufwendig gestaltete Taschenuhr. „Eine Minute Verzug. Der Gensui tritt jeden Augenblick auf, um die Gäste zu begrüßen und die Festlichkeit zu eröffnen. Die Geishas stehen schon im Nebenraum und warten auf ihr Zeichen. Wir sollten also zügig voranschreiten, Hikaru-San“, vermeldete er mit lauter Stimme.
    „In Ordnung, dann such den Gensui und begleite ihn zur Bühne.“
    Akito salutierte, ehe er verschwand und Hikaru seinen Beobachtungen überließ. Er drehte an einem silbergrauen Knopf, der den Geräuschdämpfer zwischen den zwei Schichten des Glases öffnete. Als Sicherheitsbeauftragter des Stützpunkts lag es in seiner Hand, alles zu wissen, weswegen er nun die Gespräche der Umstehenden belauschte.
    Es ging um das Übliche. Macht, Geld, Geschäfte, Klatsch und Tratsch, und viele überlegten, was Japan so nah am Mittelmeer wollte.
    Im Hintergrund sah er Akito durch die Menge laufen, ein wenig zu hektisch für Hikarus Geschmack. Dafür würde er ihn später kritisieren. Aber zumindest befand sich der Gensui mit zwei seiner Schutzwachen direkt hinter ihm. „Wunderbar“, dachte Hikaru und machte einen Haken hinter den Auftritt des Gensui.
    Auch die Aufführung der Geishas verlief ohne Zwischenfälle, wenn auch ein Raunen durch die Menge ging beim Anblick der kleinen Frauen, die im gesamten Gesicht geschminkt und deren Haare fest auf dem Kopf verzurrt waren. Ein Deutscher Landadliger namens Rikard von Aschersleben hielt sie sogar für übernatürliche Wesen, so anmutig

Weitere Kostenlose Bücher