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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)

Titel: Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Krzywik-Groß , Torsten Exter , Stefan Holzhauer , Henning Mützlitz , Christian Lange , Stefan Schweikert , Judith C. Vogt , André Wiesler , Ann-Kathrin Karschnick , Eevie Demirtel , Marcus Rauchfuß , Christian Vogt
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gequetschte Lücke zu springen. Hier lauerte unter ein paar Lagen Papier der Boden. Bei der Landung hörte es Tindwerch splittern und sah lieber nicht hin.
    Stattdessen eilte er, so schnell er konnte, auf den Ausgang zu. Ihm war schlecht vor Schmerz und Anstrengung, aber jetzt durfte er nicht aufhören. Er war zu langsam. Er sah zu seiner Linken Leute heranstürmen, hinter sich wusste er die beiden flinken Verfolger. Er würde es gerade eben zur Tür hinausschaffen.
    „Also stehenbleiben und kämpfen?“, überlegte er. Er warf einen Blick über die Schulter und sah eines der riesengroßen Verladegestelle in seine Richtung stampfen. Er lachte. „Vergiss das!“, sagte er sich.
    Die Tür bot seinem Ansturm kaum Widerstand. Dahinter erwartete ihn jedoch eine böse Überraschung. Zwei Meter Kopfsteinpflaster, dann der Ozean. Er stand auf einer Anlegestelle. Kein Boot weit und breit, kein Weg um die Halle herum – auch zu beiden Seiten endete der Anlegeplatz im Meer.
    „Verdreckte Möwenscheiße, hurenbäckige!“, fluchte er. Er schob mühsam eine schwere Kiste vor die wieder zugefallene Tür, aber das würde das Lastgestell nicht aufhalten.
    Da hörte er ein Brummen über sich, dann ein Pfeifen. Er blickte hoch und sah ein kleines Luftschiff keine zwanzig Schritt über sich. Auf der Seite stand groß „Most Established Trading“.
    Aus der Ladeklappe an der Seite der Gondel sah Heike Most heraus. Ihr langes braunes Haar wurde vom Wind der Propeller durcheinandergewirbelt. Sie ließ ein Seil herab. Tindwerch knotete sich eilig ein Sitzgestell und kletterte hinein. Endlich etwas, womit er sich auskannte.
    Most und ein Matrose fingen an, ihn hochzukurbeln, aber er bedeutete ihnen, lieber zu steigen. Seine Füße hatten den Boden eben verlassen, da flog die Tür auf, die Kiste rutschte über den Pier und platschte ins Wasser, und das Tragegestell brach durch Türrahmen und Wand.
    Dann war das Luftschiff hoch genug, um seine Fracht über die Lagerhalle hinwegzuheben, und wenig später kletterte Tindwerch zerschlagen und schwer atmend in die Gondel.
    „That was splendid!“, jubelte Heike.
    Tindwerch ergriff sie und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Sie scheuerte ihm eine, die René nicht besser hätte landen können. „Einen Versuch war’s wert“, dachte er.
    Während Tindwerch darauf wartete, dass das Klingeln in seinem Ohr aufhörte, grinste er und ließ sich auf den Boden sinken. „Endlich mal wieder was erlebt“, fasste er die letzten Stunden zufrieden zusammen.

Japanische Stille

    von Ann-Kathrin Karschnick
    H ikaru Mikishiro sah sich in dem an Wänden und Decken voll verspiegelten Aufenthaltsraum des Luftschiffs um. Schon seit Tagen bereiteten er und seine Wachmänner alles für diesen Abend vor, der seinem Arbeitgeber so viel bedeutete und der für Hikaru den nächsten Schritt auf der Karriereleiter ankündigte. Er richtete seinen Obi und überprüfte noch einmal den korrekten Sitz des rotweißen Kimonos, der ihn als Leiter der Sicherheitsabteilung auswies.
    Ein Poltern am anderen Ende des Raums ließ ihn aufschauen. Kaum sah er den bunten Kimono seines Assistenten, verdrehte er die Augen. Katashi Hondaru, der Gensui des ersten Lufthafens Akkon in der Kolonie Palästina, hatte ihm seinen Neffen Akito zur Seite gestellt, damit dieser von ihm lerne. Bisher hatte sich Akito allerdings alles andere als geschickt im Umgang mit der Sicherheitstechnik und mit seinem Kopf herausgestellt.
    „Ist alles vorbereitet?“, rief er seinem Assistenten zu und versuchte, seine Stimme so entspannt wie möglich klingen zu lassen.
    „Ja, Hikaru-San“, beeilte der sich zu sagen und verneigte sich, wobei ihm eine Kiste von einem Stapel rutschte, den er bis zu dem Zeitpunkt vor der Brust aufgetürmt hatte. Mit einem leisen Platschen fiel die Kiste hinunter und rutschte einige Zentimeter über den mit leichtem Holz versehenen und makellos gewienerten Boden.
    Hikaru drehte sich von Akito fort und begab sich in die Sicherheitszentrale, die sich am Bug hinter den Spiegeln befand.
    Als die ersten Gäste einige Stunden später eintrafen, stand Hikaru wieder im feierlich geschmückten Aufenthaltsraum. Die Farben Japans, Weiß und Rot, prangten von allen Rundungen des Luftschiffs. Die interessierten Blicke, die Hikaru trafen, versuchte er zu ignorieren. Abgesehen von den Helfern am Eingang des Luftschiffs Ibuki begegneten viele der Besucher vermutlich zum ersten Mal einem Japaner.
    Hikaru unterdrückte ein verächtliches

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