Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition)
Titel:
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt
gegenüber irgendwelchen reichen Leuten besessen hast.“
Akito schaute ihn mit noch größeren Augen an, schüttelte den Kopf und drehte auf dem Absatz seiner Schuhe um.
Hikaru richtete noch einmal seinen Kimono, ehe er die Tür aufzog und in den Aufenthaltsraum trat. Die Luft besaß die Dichte und den Geruch eines muffigen Käses, was er auf die vielen Leute und die noch nicht vollständig laufende Belüftung zurückführte.
Als er aber die Tür mit einem Knall hinter sich schloss, verstummten alle Gespräche, und die neugierigen Blicke ließen die Luft noch dicker scheinen. Er räusperte sich, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkte und langsam die zwei Stufen hinunter ging.
„Meine Damen und Herren“, sagte er in fließendem Deutsch, „bitte verzeihen Sie mein grobes Unterbrechen Ihrer Abendveranstaltung, doch ich muss Sie über einen ungeheuerlichen Zwischenfall informieren. Es gab einen Diebstahl an Bord der Ibuki, und ich …“ Er hob die Hände, als sich die Menschen zueinander drehten, um sich zu unterhalten. Eine der Frauen schrie gar entsetzt auf. „Ich werde den Fall untersuchen. Deshalb bitte ich Sie, diesen Raum nicht zu verlassen, bis ich Ihnen die Freigabe erteile. Danke.“
„Entschuldigen Sie, aber wer sind Sie, dass Sie uns Befehle erteilen?“, erkundigte sich ein gedrungener Mann, den Hikaru als Geschäftsführer eines großen italienischen Luftschifffahrtreiseveranstalters erkannte.
„Ich bin Hikaru Mikishiro. Ich bin der Befehlshaber der Sicherheitsmannschaft an Bord des Luftschiffs.“ Damit wandte er sich wieder an alle und schaute in die Runde. Da er nicht sonderlich groß war, versuchte er, sich mit durchgestrecktem Rücken höher zu präsentieren. „Wir alle profitieren davon, wenn Sie mir bei den Ermittlungen helfen. Zunächst einmal: Fehlt jemand? Schauen Sie sich um und sagen Sie mir, ob jemand, dem Sie heute Abend schon begegnet sind, nicht mehr da ist.“
Ein allgemeines Gemurmel erhob sich, die Köpfe drehten und wendeten sich, aber niemand erhob das Wort.
Hikaru wartete eine Weile, aber keiner meldete sich. „Gut, dann scheinen alle und somit auch der Dieb anwesend zu sein.“
„Was macht sie so sicher, dass er nicht bereits die Ibuki verlassen hat?“, rief Graf Ulrik von Weimar-Eisenach.
Hikaru verzog den Mund zu einem geringschätzigen Schmun zeln. Ganz sicher besaß er nicht die Dummheit, jetzt bekanntzugeben, dass sie sich bereits in der Luft befanden. Zunächst gebührte dieses Privileg dem Gensui, und zweitens wollte er keine Panik auslösen. „Es wurde etwas gestohlen, das von Wert für alle in der Luftfahrtindustrie ist. Wer unter Ihnen hätte einen Nutzen davon?“
Es meldeten sich tatsächlich einige Leute, ehe sie bemerkten, dass sie die einzigen waren und rasch wieder ihre Finger herunternahmen. Dennoch speicherte Hikaru sie als ehrliche Menschen ab, die den Diebstahl vermutlich nicht begangen hatten.
„Was soll das denn bitte sein?“ Der Mann, der sich jetzt einmischte, war ein hochgewachsener, älterer Spanier. Sein Auftreten Hikaru gegenüber konnte er nicht anders als abwertend und fordernd bezeichnen.
„Es gebührt nicht mir, dies Ihnen mitzuteilen, General Loque.“
„Und wie sollen wir Ihnen helfen, wenn wir nicht einmal wissen, wonach wir Ausschau halten sollen?“
Einige nickten zustimmend und sahen Hikaru erwartungsvoll an.
„Wir suchen den Dieb, nicht die Beute. Letztere finden wir, sobald wir den Erstgenannten zur Strecke bringen.“
„Wie wollen Sie das anstellen? Augenscheinlich gibt es niemanden hier, der Ihnen helfen kann.“
Hikaru seufzte leise, so dass ihn niemand hören konnte. „Sie mögen noch nicht wissen, dass Sie mir helfen, aber ich garantiere Ihnen, wenn wir den Moment des Diebstahls rekonstruieren, ergibt sich ein Bild als Ganzes, das wir nutzen, um den Dieb zu fassen.“
„Tut mir leid, aber für solchen Unsinn habe ich keine Zeit.“ Der Prinz von Portugal trat vor und mit ihm sein Begleiter, der weit weniger entschlossen wirkte. Hikaru blieb, wo er gerade stand und blickte dem Prinzen entgegen. Der Mann überragte ihn um gut einen Kopf, und das Feuer eines Südländers loderte in seinen Augen, dennoch blieb er kurz vor Hikaru stehen und machte keinen weiteren Schritt.
„Lassen Sie mich durch!“
„Oder was?“ Hikarus Blick durchbohrte den Prinzen und schickte ihn gedanklich dorthin zurück, wo er herkam. Aus irgendeinem Grund schien der Prinz diese Zurückweisung zu spüren und
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