Eisige Naehe
Ort der Welt mit der Angst leben müssen, dass mit einem Mal jemand vor Ihnen steht und Sie umlegt. Ich selbst habe keine Angst vor dem Tod«, sagte Albertz mit schwerem Atem und Schweiß auf der Stirn, ein untrügliches Zeichen für Angst und Panik.
»Wieso schwitzen Sie dann so? Wissen Sie, ich habe genug Opfer vor ihrem Tod beobachtet und weiß, wann jemand Angst hat und wann nicht. Es gab tatsächlich welche, die sich in ihr Schicksal ergeben haben, weil sie in dieser Minute der Wahrheit erkannten, dass sie nur Unheil über andere brachten. Aber die meisten haben genauso geschwitzt wie Sie. Machen Sie mir also nicht weis, Sie hätten keine Angst.«
»Okay, ich gebe zu, ich habe Angst. Wie können wir das Problem zu unserer beider Zufriedenheit lösen? Geld?« »Tja, da bin ich in der glücklichen Lage, sagen zu können, dass Sie mich in der Vergangenheit so gut entlohnt haben, dass ich auf Geld nun wahrlich nicht mehr angewiesen bin. Ich habe ausgesorgt, und Ihre Drohung, man würde mich jagen, verbuche ich mal unter >heiße Luft<. Jetzt meine Frage an Sie, und davon hängt ab, ob ich Sie am Leben lasse oder hier in diesem Zimmer erschieße: Sind Sie der Chef der Organisation? Wenn nicht, dann nennen Sie mir seinen Namen.«
Albertz' Gedanken rasten, immer mehr Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und rann ihm über das Gesicht. Normalerweise hatte er alles unter Kontrolle, doch diesmal war er an einen stärkeren Gegner geraten. Er schluckte schwer.
»Darf ich mir einen Whiskey nehmen?«, fragte er. »Nein, erst antworten Sie auf meine Frage. Sie sollten sich daran gewöhnen, dass ich hier das Sagen habe. Also, Sie oder ein anderer? Und wenn, wer?« »Was ist mit einer Zigarette?«
»Abgelehnt. Ich zähle bis zehn, dann habe ich eine Antwort, oder ich zerschieße Ihnen das rechte Knie, was in etwa so weh tun wird wie das, was Sie mit Sarahs Brust gemacht haben. Sie hat wahnsinnige Schmerzen, wissen Sie das? Natürlich, Sie wissen genau, wie man Menschen mit geringstmöglichem Aufwand die größtmöglichen Schmerzen zufügt. Das lernt man beim Verfassungsschutz. Jetzt fange ich an zu zählen ...« »Warten Sie, ich zeige mich kooperativ. Ich bin nicht der Boss, ich bin auch nur ein Befehlsempfänger. Es gibt noch Leute über mir«, presste er durch die schmalen Lippen. »Und wen?«
»Was werden Sie tun, wenn ich es Ihnen sage?«
»Was glauben Sie denn, was ich tun werde?«
»Sie werden mich erschießen und meine Frau auch, denn sie kennt Sie ja, sie weiß ja, dass Sie hier sind.«
»Falsch. Ich werde Sie nicht erschießen. Und machen Sie schon, ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«
»Rüter ist der Boss für Norddeutschland, sein Vater stellt die Verbindungen von Berlin aus her. Die bringen mich um ...«
»Oder ich sie. Staatsanwalt Rüter. Ja, das klingt logisch, und danke, dass Sie die Wahrheit gesagt haben, denn Rüter ist der Mann, den ich eigentlich heute Vormittag hatte töten wollen. Ich bin aber noch nicht fertig. Erzählen Sie etwas über Hauptkommissar Henning und seine reizende Kollegin Lisa Santos. Sie kennen sie doch, oder?« »Woher wissen Sie ...«
»Ich habe die beiden ein paarmal angerufen und sie zu Tatorten bestellt. Natürlich wissen sie nicht, wer ich bin, aber sie sind die besten Polizisten, die ich mir vorstellen kann, zumindest geht das aus den Erkundigungen hervor, die ich über sie eingeholt habe. Sie waren heute Vormittag bei Sarah und haben ihr Fragen gestellt. Wissen Sie davon?«
Albertz sah Schmidt mit flackerndem Blick an und schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen. »Sie lügen. Hören Sie auf, mit mir zu spielen, die Zeit der Spiele ist endgültig vorbei. Sarah hat mir gesagt, dass sie Ihnen davon erzählt hat. Ich habe eine leise Ahnung, dass Sie Ihre Lakaien auf Henning und Santos hetzen werden oder es sogar schon getan haben. Korrigieren Sie mich, wenn ich etwas Falsches sage, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Sie die beiden in Ruhe lassen.« »Mein Gott, was hätte ich denn tun sollen? Henning und Santos hatten von Rüter die Order erhalten, sich aus den Fällen zurückzuziehen, ansonsten würde dies ernsthafte Konsequenzen für sie haben. Sie ermitteln aber trotzdem weiter. Sie sind zu einer Gefahr für uns geworden ...«
»Das heißt, Sie haben Ihre Bluthunde auf sie gehetzt. Sind sie schon tot?«
»Nein, vor einer Aktion sollten sie mich unbedingt anrufen, damit ich ihnen mein Okay gebe. Sie haben bis morgen Abend Zeit, sich etwas einfallen zu
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