Eisige Naehe
sein ...«
»Warum? Was hat er getan?«, schrie sie und wollte aufspringen, doch Schmidt richtete die Pistole auf sie und bat sie mit freundlicher Stimme, sitzen zu bleiben. »Bleiben Sie ganz ruhig, dann wird Ihnen nichts geschehen. Ihr Mann war ein Schwerverbrecher, er hat unzählige Menschenleben auf dem Gewissen. Ich musste ihn töten, sonst hätte er ungehindert weitergemacht.« »Was hat er getan? Er hat doch nur eine Galerie ...« »Falsch. Ihr Mann hat für den Verfassungsschutz gearbeitet und zahllose Verbrechen begangen, für die er in manch anderem Land zum Tode verurteilt worden wäre. Heute Vormittag noch hat er eine Freundin von mir auf brutalste Weise vergewaltigt und geschlagen. Es war eine seiner Spezialitäten, Schwächeren Schmerzen zuzufügen. Hat er Sie auch geschlagen und vergewaltigt?« Roberta Albertz nickte. »Was für Verbrechen hat er begangen?«, fragte sie kaum hörbar.
»Er hat Kinder, Jugendliche und Frauen ins Land gebracht, damit sie von sogenannten Geschäftspartnern und anderen, die das nötige Kleingeld hatten, missbraucht werden konnten. Ich war am Montag auf einer solchen Auktion, die einer seiner Partner durchgeführt hat. Dieser hat vor meinen Augen eine junge Frau auf grausame Weise umgebracht«, sagte Schmidt ruhig. »Das ist zu viel für mich. Wie soll ich Ihnen das glauben? Mein Mann war doch kein Mörder. Er hat mich geschlagen, aber das hat er schon von Anfang an getan ...« »Er hat Ihnen sicher auch gedroht, Sie zu töten, sollten Sie mit irgendjemandem darüber sprechen oder ihn verlassen. Habe ich recht?« »Ja.«
»Und Sie sind geblieben, weil Sie Angst vor ihm hatten.
Stimmt's?«
»Ja.«
»Nun sind Sie frei, machen Sie sich das bewusst! Rufen Sie die Polizei nicht vor einundzwanzig Uhr an. Sagen Sie den Beamten, dass Ihr Mann sich am Nachmittag mit einem Geschäftspartner getroffen habe, den Sie jedoch nicht zu Gesicht bekommen hätten. Sie sind früh schlafen gegangen. Als Sie gegen einundzwanzig Uhr aufwachten, sind Sie nach unten gegangen, um nach ihm zu sehen, und haben ihn in der Bibliothek gefunden. Haben Sie das verstanden?«
»Ja«, sagte sie ängstlich.
»Gut. Sollten Sie der Polizei von mir erzählen, werde ich nicht zögern, Sie zu töten. Wiederholen Sie, was ich Ihnen gesagt habe.«
»Ich rufe die Polizei um einundzwanzig Uhr an und sage, dass mein Mann tot ist. Er hat sich am Nachmittag mit einem Geschäftspartner getroffen, den ich aber nicht zu Gesicht bekommen habe. Ich bin sehr früh schlafen gegangen, weil ich mich nicht gut fühlte, ich bin nämlich schwanger und muss mich andauernd übergeben ...« »Das mit der Schwangerschaft und dem Unwohlsein ist sehr gut, das werden die Beamten verstehen. Fahren Sie fort.«
»Ich bin nach unten gegangen, um nach ihm zu sehen, und habe ihn in der Bibliothek gefunden. War das richtig so?« »Völlig richtig. Bis dahin wird die Leichenstarre eingesetzt haben, und man wird von Ihnen wissen wollen, wo Sie zum Zeitpunkt des Todes Ihres Mannes waren. Schreiben Sie am besten die Sätze auf und lernen Sie sie auswendig. Dann wird Sie niemand verdächtigen.« »Hoffentlich.«
»Keine Angst. Ihr Mann hatte unzählige Geheimnisse, und die Polizei wird auf viele Schweinereien stoßen. Irgendjemand, den Sie nicht kennen, hat ihn umgebracht. Schwangere Frauen töten ihre Männer gewöhnlich nicht. Bitte, erzählen Sie nichts von der häuslichen Gewalt, Sie haben eine vorbildliche Ehe geführt.« »Ich schreibe es mir auf«, sagte sie, holte einen Block und notierte in Windeseile die von Schmidt vorgegebenen Sätze. Sie reichte ihm den Block, und Schmidt nickte. »Perfekt. Damit stehen Sie nicht unter Verdacht. Außerdem wird man feststellen, dass ein Schalldämpfer benutzt wurde, und woher hätten Sie an einen solchen kommen sollen?«, sagte Schmidt lächelnd. »Sie sprechen übrigens perfekt Deutsch, mein Kompliment. Wie haben Sie das so schnell gelernt?«
»Mein Mann hat von mir verlangt, spätestens nach einem halben Jahr in Deutschland die Sprache zu beherrschen. Ich habe monatelang jeden Tag acht bis zehn Stunden gelernt. Manchmal ging es ihm nicht schnell genug, und dann ... Nun, Sie wissen, wie er war, Sie wissen es wahrscheinlich noch besser als ich. Ich kannte ihn nicht, ich habe ihn nie gekannt.«
»Schon möglich. Denken Sie daran, alles, was Ihr Mann besessen hat, gehört ab sofort Ihnen, wie er mir kurz vor seinem Ableben gesagt hat. Er hat sicher mehrere Millionen Euro auf dem Konto, damit
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