Eisige Naehe
draußen gehen, als ihr Mann sie zurückhielt.
»Schatz, wir wollen ungestört bleiben, sollte also jemand anrufen, dann sag ihm, dass ich nicht zu erreichen bin, ich rufe zurück. Verstanden?« »Ja, natürlich.«
Sie machte so leise und vorsichtig die Tür hinter sich zu, als wäre es ihr von Albertz so befohlen worden. Sie hatte Angst vor ihm, das war Schmidt schon bei seinem letzten Besuch aufgefallen, nicht lange nachdem Albertz sie geheiratet hatte. Eine junge, hübsche Frau, die in Angst vor ihrem eigenen Mann in einem goldenen Käfig gefangen gehalten wurde. Er kannte solche Ehen, Sarah Schumann hatte auch Höllenqualen gelitten.
»Sie haben eine sehr nette Frau«, sagte Schmidt, ohne Albertz anzusehen.
»Ja, ich kann mich nicht beklagen. Also, ich bin neugierig, was haben Sie mir Schönes mitgebracht?« »Wie ich schon sagte, Jonathan Swifts Gullivers Reisen und A Modest Proposal, falls Ihnen Letzteres etwas sagt.«
»Natürlich, ich habe mich eingehend mit Swift auseinandergesetzt und finde diesen Mann schlichtweg faszinierend. Nun machen Sie's nicht so spannend, zeigen Sie mir Ihre Schätze, ich bin sicher, wir werden uns beim Preis einig.«
»Wie Sie wünschen, Herr Albertz«, sagte Schmidt, öffnete die Tasche und legte eines der beiden in Papier eingewickelten Bücher auf den Tisch. »Gullivers Reisen. Packen Sie es bitte vorsichtig aus, es ist äußerst wertvoll.« Albertz griff nach dem Buch, als handelte es sich um einen ganz besonderen Schatz, sein Blick war ausschließlich auf das Papier gerichtet, das er langsam entfaltete, er merkte nicht, dass Schmidt wie aus dem Nichts eine Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer in der Hand hielt. Albertz, der noch immer den Blick gesenkt hatte, runzelte die Stirn. »Ich glaube, Sie haben sich da vertan, ich ...« »Falsch, ich glaube, Sie haben sich vertan«, sagte Schmidt kalt, die Pistole auf Albertz gerichtet. Albertz ließ sich zurückfallen und sah Schmidt mit zusammengekniffenen Augen an. »Was soll das? Was wollen Sie von mir? Tun Sie das Ding runter, Herr Schmidt«, fuhr er ihn an.
»Daraus wird leider nichts. Darf ich mich vorstellen, Hans Schmidt, seit vierundzwanzig Jahren in Ihrem Auftrag unterwegs ...«
»Sie wollen mich auf den Arm nehmen«, quetschte Albertz hervor, seine Selbstsicherheit war innerhalb weniger Sekunden verschwunden.
»Nein, keineswegs. Sie haben einen großen Fehler begangen, Herr Albertz, Sie haben Frau Schumann belästigt. Das war der letzte und größte Fehler Ihres Lebens. Ich warne Sie, eine falsche Bewegung, und zwei kleine Löcher zieren Ihren Kopf und Ihre Brust. Es geht ganz schnell. Und jetzt hören Sie mir gut zu. Ich ...« »Warten Sie, warten Sie, ich bin etwas verwirrt. Sie sind also unser Mann für schwierige Fälle? Das kann ich mir so gar nicht vorstellen.«
»Ich bin ein ziemlich guter Schauspieler. Immer, wenn ich in Kiel bin, spiele ich den Schüchternen, und wie es aussieht, sind Sie, wie alle anderen auch, auf dieses Spiel hereingefallen. Sie hätten niemals für möglich gehalten, dass ich Ihr Auftragskiller sein könnte. Nun, auch ich hätte niemals gedacht, dass Sie der Kopf der Organisation sein würden, ich war immer überzeugt, Freier wäre einer der Entscheider. Freier und noch jemand, den ich eigentlich heute töten wollte. Bis Frau Schumann mir letzte Nacht von Ihnen erzählte. Sie werden Ihren Fehler bitter bereuen ...«
»Herr Schmidt, lassen Sie mich Ihnen erklären ...« »Ich will von Ihnen keine Erklärung, Sie werden mir ab sofort nur noch zuhören. Danach dürfen Sie sprechen. Bewegen Sie sich nicht einen Millimeter, ich bin garantiert schneller als Sie ... Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte ich keine Ahnung, welche schmutzigen Geschäfte bei Ihnen getätigt werden, ich dachte immer, ich würde im Dienst der Politik schwierige Aufträge erfüllen. Es gibt nur zwei Tote, die ich bedaure getötet zu haben, Julianne Cummings und das Mädchen, das bei Manfred Schumann war und dessen Namen ich nicht einmal weiß.
Nun, geschehen ist geschehen. Dann aber erzählte mir Frau Schumann vor knapp einem Jahr eine geradezu unglaubliche Geschichte, die Geschichte ihrer Schwester, die mit Robert Klein verheiratet gewesen war. Sie kennen diesen Klein ja, diesen verfluchten Sadisten. Ich habe am Montag unter falschem Namen mit verändertem Äußeren an einer Auktion teilgenommen. Niemals werde ich vergessen, was Klein mit einer gewissen Svenja aus der Ukraine gemacht hat. Weil sie ihm nicht
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