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Eisige Naehe

Eisige Naehe

Titel: Eisige Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich die Tränen ab. »Es ist ein Alptraum. Wir wären beinahe erschossen worden, wenn der Typ nicht aufgetaucht wäre. Ausgerechnet der!« »Weißt du was, mir ist scheißegal, wer uns das Leben gerettet hat, Hauptsache, wir leben. Sind die fünf Minuten um?«
    »Keine Ahnung, lass uns gehen. Der ist sowieso längst über alle Berge. Ich sollte mal wieder in die Kirche gehen und eine Kerze anzünden«, fügte Santos hinzu, während sie an Friedmann und Müller vorbeigingen, die in ihrem Blut auf dem kalten Marmorboden lagen. »Uns ist das Leben noch einmal geschenkt worden, wir sind Glückskinder.«
    »Das sind wir. Gehen wir noch was trinken? Einen feinen Wein?«
    »Was immer du willst.«
    »Dann weiß ich schon, wohin wir fahren. Ich hatte solche Angst, mir zittern jetzt noch die Knie«, sagte Santos. »Das hat man dir aber nicht angemerkt.« »Das ist die Ausbildung. Angst haben, sie aber andere nicht spüren lassen. Kein Wort darüber zu Volker.« »Sowieso nicht, der hat wahrlich andere Sorgen. Glückskinder, mein Gott, was hatten wir für ein Glück.« Sie fanden ihre Pistolen vor dem Tor, wie Schmidt ihnen versprochen hatte. Henning zog das Tor hinter sich zu, und sie stiegen in den roten BMW. Santos fuhr nach Kiel und hielt vor einem Restaurant, wo es nicht nur gutes Essen, sondern auch Weinspezialitäten aus aller Welt gab. Sie bestellten sich jeder einen Teller Spaghetti mit Scampi und einen französischen Rotwein, von dem eine Flasche fast hundert Euro kostete, doch an diesem Abend achteten sie nicht auf den Preis. Sie feierten, obwohl ein schaler Beigeschmack blieb, wenn sie an den Auftragskiller, das Phantom, dachten, der ihnen in einer ausweglosen Situation beigestanden hatte. Letztlich war es unwichtig. Es ging ihnen gut, und das war die Hauptsache. Wieder zu Hause, lag Santos lange in Hennings Arm, sie konnten beide nicht einschlafen. Sie unterhielten sich über vieles, nur nicht über das, was sie in den letzten Stunden erlebt hatten. Ein andermal vielleicht, wenn sie das Geschehene besser würden einordnen können. Sie hörten Musik, tranken einen aromatischen Früchtetee und wollten nur noch abschalten.
    Irgendwann würde wieder der normale Alltag einkehren, die Suche nach Vermissten, die Jagd nach einem Mörder, der seine Frau oder ein Kind umgebracht hatte, ein Metier, in dem sie sich besser auskannten als im Bereich der organisierten Kriminalität und den Machenschaften von Wirtschaft und Politik. Und sie hofften, nie wieder ein solches Phantom jagen zu müssen. Jetzt blieb nur noch eins zu tun: Rüter zu kippen.
     

DONNERSTAG, 22.50 UHR
    Hans Schmidt betrat Sarah Schumanns Haus, ohne sie vorher angerufen zu haben. Er hatte eine halbe Stunde mit Maria telefoniert und ihr mitgeteilt, dass er spätestens am Montag wieder in Lissabon sein werde. »Du lebst!« Sarah küsste und umarmte ihn herzlich. Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Warum sollte ich nicht? Es ist alles vorbei, ich habe getan, was getan werden musste, und jetzt ist die Polizei am Zuge. Du hast ja die Kommissare Santos und Henning kennengelernt. Sie sollten heute Abend in eine Falle laufen, die Albertz ihnen gestellt hat. Ich habe ihre gedungenen Killer rechtzeitig und ein für alle Mal zum Schweigen gebracht. Jetzt gibt es nur noch einen, dem der Kopf abgeschlagen werden muss - Oberstaatsanwalt Rüter. Nun, eigentlich müsste auch sein alter Herr dran glauben, aber der sitzt in Berlin im Bundestag. Doch das alles ist jetzt Sache der Polizei, obwohl ich Rüter junior eigentlich heute Vormittag übernehmen wollte.« »Komm rein und erzähl mir alles in Ruhe.« Hans Schmidt berichtete ihr vom Nachmittag und Abend und sagte schließlich: »Du brauchst vor niemandem mehr Angst zu haben, alle, die dir etwas antun könnten, sind tot oder bald ihres Amtes enthoben. Du bist frei und kannst tun und lassen, was du willst.« »Schön, wirklich schön«, sagte sie, doch ihr Blick war traurig.
    »Du freust dich ja gar nicht.«
    »Doch, schon, aber was soll ich mit dieser neuen Freiheit anfangen? Ich habe niemanden, nicht einmal eine beste Freundin.«
    »Du hast deine Töchter und deine Enkel. Sie sind jetzt genauso frei wie du. Keiner braucht sich mehr zu verstecken.«
    »Und du gehst zurück zu Maria und wirst mich allmählich vergessen.«
    »Nein, ich werde dich nie vergessen. Ich habe dir auch schon gesagt, dass du jederzeit herzlich willkommen bist. Wir werden uns noch oft sehen.«
    »Werde ich dich auch spüren?«, fragte sie und legte

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