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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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ihren schmalen Laptoptaschen und griffbereiten Schirmen vorübereilten, trugen nüchterne Geschäftskleidung und Mäntel in gedeckten Tönen. Nur der rote Schal um Friedas Hals sorgte für einen Farbklecks in der Landschaft.
    Frieda marschierte in strammem Tempo dahin, so dass Sasha, obwohl sie eigentlich die Größere war, Mühe hatte, Schritt zu halten.
    »Genau wie die Dienstage«, fuhr sie fort. »Der Februar ist der schlimmste Monat im Jahr, viel schlimmer als der Januar, und der Dienstag der schlimmste Tag der Woche.«
    »Heißt es das nicht immer vom Montag?«
    »Die Dienstage sind noch schlimmer. Das ist wie …« Sasha legte eine Pause ein, weil sie erst darüber nachdenken musste, wie es eigentlich war. »Der Montag ist wie ein Sprung ins eiskalte Wasser. Durch den Kälteschock bekommt man wenigstens einen Adrenalinstoß. Am Dienstag treibt man immer noch im Wasser, aber der Schock hat sich gelegt, und man ist nur noch am Frieren.«
    Als Frieda zu ihr hinübersah, stellte sie fest, dass Sasha mit ihrer winterlichen Blässe noch zerbrechlicher wirkte als sonst, was ihrer außerordentlichen Schönheit aber keinen Abbruch tat. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sie in einen dicken Mantel gehüllt war und ihr dunkelblondes Haar streng zurückgebunden trug.
    »Schlimmen Vormittag gehabt?«
    Auf Höhe eines Weinlokals bogen sie kurz in die Cannon Street ab, wo der übliche Trubel aus roten Bussen und Taxis herrschte. Der Himmel spie die ersten Regentropfen aus.
    »Eigentlich nicht. Nur eine Besprechung, die sich länger hinzog als nötig, weil sich manche Leute einfach gerne reden hören.« Abrupt blieb Sasha stehen und blickte sich um. »Ich hasse diesen Teil von London«, sagte sie, klang dabei aber keineswegs wütend, sondern eher so, als hätte sie gerade erst realisiert, wo sie sich befand. »Als du einen Spaziergang vorgeschlagen hast, dachte ich, du würdest mit mir den Fluss entlanggehen oder in einen Park. Diese Ecke hier hat einfach etwas Unwirkliches.«
    Frieda verlangsamte ihren Schritt. Sie passierten gerade ein winziges Fleckchen eingezäunten Grüns, um das sich offenbar niemand kümmerte, da dort Nesseln und Gestrüpp wucherten.
    »Hier stand mal eine Kirche«, erklärte Frieda. »Natürlich gibt es die schon lange nicht mehr, ebenso wenig wie den dazugehörigen Friedhof, aber dieser kleine Fleck hat überlebt. Vermutlich ist er zwischen all den Bürogebäuden irgendwie in Vergessenheit geraten. Ein Fragment aus der Vergangenheit.«
    Sasha blickte über den Zaun auf den herumliegenden Müll.
    »Inzwischen kommen die Leute wohl nur noch her, um rasch eine zu rauchen.«
    »Als ich sieben oder acht Jahre alt war, ist mein Vater mal mit mir nach London gefahren.«
    Sasha betrachtete sie aufmerksam. Es war das erste Mal, dass ihre Freundin ein Mitglied ihrer Familie erwähnte und auf eine Kindheitserinnerung zu sprechen kam. Sasha selbst hatte Frieda mittlerweile fast alles über ihr Leben erzählt: über ihre Beziehung zu ihren Eltern und ihrem nichtsnutzigen jüngeren Bruder, ihre Liebesgeschichten, ihre Freundschaften. Viele Dinge, die sie bisher immer unter Verschluss gehalten hatte, waren zutage getreten, aber Friedas Leben blieb ihr weiterhin ein Rätsel.
    Sie beide kannten sich seit gut einem Jahr. Sasha hatte Frieda als Patientin aufgesucht und konnte sich noch genau an die eine Sitzung erinnern, in der sie Frieda damals im Flüsterton erzählte – und dabei kaum wagte, den Kopf zu heben und Friedas ruhigem Blick zu begegnen –, wie sie mit ihrem vorherigen Therapeuten geschlafen hatte. Besser gesagt, der Therapeut mit ihr. Es war wie eine Beichte: Ihr schmutziges Geheimnis breitete sich in dem ruhigen Raum aus, und Frieda, die in ihrem roten Sessel leicht nach vorne gebeugt saß, nahm ihr durch die Art, wie sie ihr zuhörte, den Schmerz und die Scham. Als Sasha die Praxis wieder verließ, fühlte sie sich ausgelaugt, aber gereinigt. Erst später erfuhr sie, dass Frieda im Anschluss an ihre Sitzung schnurstracks in das Restaurant geeilt war, in dem besagter Therapeut gerade mit seiner Frau saß. Sie hatte dort ein ziemliches Chaos angerichtet, indem sie den Mann mit einem Kinnhaken niederstreckte, wobei auch etliche Gläser und Teller zu Bruch gingen. Am Ende war sie mit einer bandagierten Hand in einer Polizeizelle gelandet, aber der Therapeut hatte von einer Anklage abgesehen und darauf bestanden, für den Schaden im Restaurant aufzukommen. Später hatte Sasha – die von Beruf

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