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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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da ist nur ein Gedanke von Lirandil in diesem Amulett erhalten. Sie wollten zur Eisfestung, aber ob sie dort wirklich angekommen sind, werden wir erst dort erfahren.“
    „Und das Gedankenbild?“
    „Eine vorweggenommene Darstellung, Daron. So haben sich die beiden ihr Ziel vorgestellt.“
    Daron schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht nur eine ungefähre Vorstellung. Lirandil wusste offenbar einiges über die Eisfestung, und zwar mehr, als ich je von Admiral Ithrondyr oder Herzog Isidorn oder irgendeinem anderen Elbenkapitän darüber habe reden hören.“
    „Aber in diesem Amulett ist nur Lirandils Gedanke“, wiederholte Sarwen. Dann leuchtete das Amulett in ihrer Hand auf, weil sie es mit ihren magischen Sinnen noch einmal genauestens auf Spuren untersuchte, die ihnen vielleicht weiterhelfen konnten.
    „Lirandil, der alte Schlingel!“, mischte sich Thamandor ein. „Vielleicht ist er früher schon mal bis zur Eisfestung vorgedrungen, hat aber niemandem etwas davon erzählt. Das würde zu ihm passen. Er hatte ja schon immer seine Geheimnisse.“
    „Ich glaube eher, dass er schon bei dem schwarzen Felsen auf Eismenschen getroffen ist“, meinte Daron. „Sie könnten ihm Gedankenbilder von der Eisfestung gesandt haben.“
    „Du meinst, so ähnlich, wie es bei dir in Meergond war?“, vergewisserte sich Sarwen bei ihm auf geistige Ebene.
    „Genau.“
    „Dann ist es Lirandil also gelungen, sich mit diesen Wesen zu verständigen“, ergriff nun auch Emwén das Wort.
    „Nun, mir ist es jedenfalls nicht geglückt, mithilfe meiner Magie einen gedanklichen Austausch nach beiden Seiten zu bewerkstelligen“, gestand Daron.
    „Magie ist nicht die einzige Methode, sich mit einem fremdartigen Wesen zu verständigen“, gab Thamandor zu bedenken. „Lirandil ist Fährtensucher, und seine Kunst hat nur teilweise etwas mit Magie zu tun. Er beobachtet seine Umgebung sehr genau und weiß unwahrscheinlich viel über die Gewohnheiten aller möglichen Lebewesen. Sollte er eines Tages anfangen, mit Vögeln und Hasen zu reden, würde mich das nicht wundern.“
     
     
    Während des Fluges nach Norden sahen die vier Elben unter sich immer wieder bläuliche Flammen aufleuchten. Sie stammten aus den Schlünden von Eisdrachenläufern. Tausende von ihnen zogen in kleineren Gruppen durch das Eisland. Manchmal waren sie sehr schnell und eilten mit ausgebreiteten Flügeln dahin, andere bewegten sich geradezu schleichend fort, die Eisflügel auf dem Rücken gelegt, und stießen auch kein Drachenfeuer aus, sodass man sie selbst mit scharfen Elbenaugen kaum wahrnehmen konnte.
    Schließlich tauchte in der Ferne die Eisfestung auf.
    Mächtig erhoben sich ihre zahlreichen Türme in den grauen Himmel. Sie bestand ganz aus Eis, konnte aber ansonsten mit so mancher prächtigen Elbenstadt mithalten. Es gab Gebäude mit gewaltigen Kuppeldächern, aber auch solche, die daneben geradezu wie winzige Miniaturbauten wirkten.
    Die Festung wurde von gewaltigen Eismauern geschützt, auf deren Wehrgänge Eismenschen Wache hielten.
    Daron ließ Rarax zunächst mehrere Runden über der Festung drehen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
    In den Gassen zwischen den Gebäuden kamen immer mehr der Bewohner hervor. Sie benutzten keine Türen, sondern drangen einfach durch die ebenso wie sie selbst aus Eis bestehenden Wände ins Freie.
    Die Stadt innerhalb des Festungsrings war in verschiedene Bereiche unterteilt, die ebenfalls von Festungsmauern voneinander getrennt waren. Das war bei vielen Städten so, die im Laufe der Zeit gewachsen waren. Immer, wenn es innerhalb der äußeren Festungsmauer zu eng wurde, baute man einfach ein Stück an, ließ aber die alte Maurer bestehen. So entstanden mehr und mehr abgetrennte Viertel, die an Schubfächer in einem Schrank erinnerten. Aber etwas Besonderes gab es in diesem Fall schon.
    „Ist euch aufgefallen, dass die Häuser in den einzelnen Vierteln sehr unterschiedlich groß sind?“, fragte Emwén.
    „Nicht nur die Häuser, auch die Bewohner“, stellte Daron fest. In einigen Vierteln waren die Gebäude so winzig, dass selbst Kleinlinge dort wie Riesen gewirkt hätten. Andere Teile der Stadt waren hingegen offenbar für Wesen errichtet, die die Größe von Zylopiern hatten.
    Es gab auch einen weiten Platz, der vielleicht für Versammlungen diente. In dessen Mitte erhob sich ein Eiskristall, so klar und durchsichtig wie ein Diamant und groß wie ein dreistöckiges Haus in Meergond oder Elbenhaven.
    Daron

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