Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
aufs Schminken. »Seit Eli gestorben ist.«
Danas Miene wurde ernst. »Entschuldige, Caroline. Das war gedankenlos von mir.«
Caroline schloss die Schublade mit einem Ruck. »Schon gut. Man könnte meinen, dass es inzwischen vorbei wäre, aber offenbar überstehe ich keinen Tag, ohne wenigstens ein oder zwei Mal ein bisschen zu heulen.«
»Es ist ja erst zwei Monate her, Schätzchen.«
»Zwei Monate und zwölf Tage.« Eli Bradford war ihr Lehrer gewesen, ihr Chef, ihr Freund. Abgesehen von Dana und Tom war Eli der einzige Mensch auf der Welt gewesen, der ihr verborgenstes Geheimnis kannte. In der mittlerweile vertrauten Reaktion auf die Erinnerung an den Mann, der ihrer Vorstellung von einem Vater näher kam als jeder andere, schnürte sich ihr die Kehle zusammen. Jetzt war er nicht mehr da, und er fehlte ihr mehr, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken. »Nun, wenn du schon mal in meine Privatsphäre eingedrungen bist: Wie sehe ich aus?«
Dana schürzte die Lippen und neigte den Kopf, bereit, auf Carolines gewünschten Themenwechsel einzugehen. »Der Haaransatz ist zu hell. Du musst nachfärben.«
Caroline beugte sich vor, um ihren Scheitel zu betrachten. Ein schmaler, goldener Streifen, der eindeutig in starkem Kontrast zu den kaffeebraunen Wellen stand, zog sich über ihren Kopf. »Verdammt. Ich habe doch erst vor zwei Wochen nachgefärbt.«
»Ich habe dir gesagt, dass du keine dunkle Farbe nehmen sollst. Aber hast du auf mich gehört? Nein.«
»Klugscheißerin. Damals dachte ich, es wäre am besten so.« Rasch flocht sie ihr Haar, um das verräterische Blond zu verbergen.
Dana schüttelte den Kopf. »Es ist zu dunkel. War von Anfang an zu dunkel. Du solltest es ein bisschen aufhellen.«
»Da-na«, seufzte Caroline und gab sich keine Mühe zu verbergen, wie gereizt sie war.
»Caro-line.« Dana imitierte ihren Tonfall, wurde dann jedoch sachlich. »Nach so langer Zeit glaubst du immer noch, dass du dich hinter dieser Haarfarbe verstecken musst?«
»Ich gehe lieber auf Nummer sicher.« Das war ihre Standardantwort.
»Auf jeden Fall«, sagte Dana leise und senkte für einen Moment den Blick. Dann sah sie Caroline mit ernster Miene an. »Du könntest es ein ganz klein wenig aufhellen. Der Kontrast lässt dein Gesicht so blass erscheinen. Besonders zu dieser Jahreszeit, wenn der Winter gerade erst vorüber ist.«
»Vielen Dank.«
Dana lächelte, und die Stimmung im Zimmer hellte sich plötzlich auf. »Keine Ursache. Aber dein Pulli gefällt mir wirklich. Das Blau passt gut zu deiner Augenfarbe.«
»Zu spät und nicht genug, liebe Freundin. Und diese Bezeichnung meine ich nur im weitläufigen Sinne.« Das war denkbar weit von der Wahrheit entfernt, und sie wussten es beide. Danas einzigartige Mischung aus Frohsinn und Nüchternheit hatte Caroline schon über manchen schwarzen Tag hinweggeholfen. Sie waren beste Freundinnen. Und nachdem sie über so viele Jahre hinweg völlig allein und auf sich gestellt gewesen war, wusste Caroline Stewart den Wert einer besten Freundin wie Dana Dupinsky weiß Gott zu schätzen. Eine bessere, klügere oder treuere gab es nicht. Caroline schob die Füße in ein Paar Pumps mit flachem Absatz. »Sieht man, dass die hier ein Sonderangebot zu zehn neunundneunzig sind?«
Mit zusammengekniffenen Augen musterte Dana Carolines Füße. »Nein. Wozu dieser Aufwand heute Morgen? Und das bringt uns zu meiner Frage zurück: Was ist der Anlass?«
»Mein neuer Boss hat heute seinen ersten Tag. Ich will einfach nur einen guten Eindruck hinterlassen.« Sie drehte sich seitlich zum Spiegel und prüfte ihre Erscheinung. »Ich möchte professionell aussehen, ohne zu übertreiben.« Sie betrachtete sich noch eingehender. »Meinst du, dass diese Ohrringe zu gewagt sind?«
Dana schnaubte durch die Nase. »Diese Ohrringe sind so weit davon entfernt wie du selbst, mein Herz.«
»Zieh jetzt bloß nicht über mein Liebesleben her. Beantworte einfach nur meine Frage.«
»Du hast kein Liebesleben, Caroline. Und die Ohrringe sind in Ordnung. Keine Sorge. Du siehst großartig aus. Du bist eine ausgezeichnete Sekretärin, und dein neuer Boss wird beeindruckt sein.«
Caroline seufzte. »Das hoffe ich. Ich habe mich so an die Zusammenarbeit mit Eli gewöhnt. Ich wusste, was er brauchte, noch bevor er es ausgesprochen hatte. Und diesen Job muss ich unbedingt behalten, wenigstens bis zu meinem Abschluss.« Nach dem College-Abschluss wollte sie sich an der
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