Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
gegurgelt. Vielleicht hatte er auch Priest gesagt.
»Haben Sie eine Adresse?«
»Ich weiß nur, dass sie in der Innenstadt wohnt.«
»Sehr hilfreich, Detective. Halten Sie Ihren Informanten zur Verfügung, für den Fall, dass wir noch Fragen haben.«
Winters unterdrückte ein leises Lachen. Wenn sein Informant noch Fragen beantwortete, dann höchstens aufgespießt von den Zinken einer glühenden Forke. »Ja, Sir«, antwortete er, wohl wissend, dass das »Sir« sie mehr ärgerte als alles andere, wenngleich sie rein technisch gesehen ihn deswegen nicht belangen konnte. »Hatte es einen besonderen Grund, dass Sie mich sprechen wollten, Lieutenant?«
»Ja. Sheriff Hutchins aus dem Sevier County in Tennessee hat versucht, Sie zu erreichen. Er sagt, Sie sollen ihn dringend anrufen.« Sie rasselte die Telefonnummer herunter, und er speicherte sie unverzüglich in seinem Gedächtnis. Namen und Zahlen konnte er sich leicht merken. Auf dem Weg nach Gatlinburg war er einmal durch Sevier County gefahren, aber von einem Hutchins hatte er noch nie gehört.
Winters bog auf den Parkplatz des ersten Kaufhauses ein, an dem er vorbeikam, und wählte Hutchins’ Nummer. Der Sheriff wäre in Kürze zu sprechen, wie Hutchins’ Assistent ihm erklärte, er möge bitte warten. Winters tat brummend wie ihm geheißen. Wehe, es ist nichts Wichtiges, dachte er. Er vergeudete wertvolle Minuten, während er warten musste. Endlich bequemte sich der erlauchte Sheriff ans Telefon zu kommen.
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ, Officer Winters«, sagte er atemlos, und Winters hörte im Hintergrund das Ächzen eines Stuhls, als der Sheriff sich offenbar setzte.
»Ich bin Detective Winters«, korrigierte er scharf. Hatte Ross ihm das nicht gesagt? Miststück.
»Oh, Verzeihung. Ihr Lieutenant sagte mir bereits, dass Sie befördert worden sind. Mein Gehirn ist im Augenblick ein bisschen überlastet. Wir haben den ganzen Tag lang den Douglas Lake nach einem Unfallopfer abgesucht, und eben gerade hatte ich das Vergnügen, die Eltern informieren zu müssen.«
»Ach, du Schande«, sagte Winters und verdrehte die Augen.
»Aber was geht es Sie an, nicht wahr? Hören Sie, Winters, als wir den See abgesucht haben, haben wir noch etwas anderes gefunden. Ich dachte, Sie sollten es erfahren, bevor die Bürokraten sich einmischen.«
Winters lauschte gespannt den Worten des Sheriffs, und plötzlich waren Lieutenant Ross und Alonzo Jones so ziemlich das Letzte, was ihn interessierte.
Sie hatten seinen Wagen gefunden. Sieben Jahre hilfloser Wut stürzten mit der Wucht eines Güterzugs auf ihn ein. Sie hatten seinen Wagen gefunden, aber sein Junge war nicht darin gewesen.
Seine Frau auch nicht.
Chicago
Montag, 5. März, 7:00 Uhr
N a, was ist der Anlass?«
Caroline fuhr so heftig zusammen, dass sie sich mit dem Mascarabürstchen über die Stirn fuhr und einen breiten schwarzen Streifen hinterließ. Mit erzwungener Ruhe wandte sie sich um, die Mundwinkel ärgerlich herabgezogen, die Augen schmal zusammengekniffen. Sie hasste ihre nervösen Reaktionen, die ihr auch die Zeit noch nicht hatte austreiben können, denn sie gaben ihr das Gefühl, in einer fremden Haut zu stecken. Caroline holte tief Luft und steckte das Mascarabürstchen wieder in seine Patrone zurück.
»Du sollst das nicht tun, das weißt du doch.«
Dana lehnte mit verschränkten Armen am Pfosten der Schlafzimmertür und hob die Augenbrauen. »Verzeihung.« Dann lächelte sie. »Du siehst ein bisschen wie ein Waschbär aus.«
Caroline stieß einen Seufzer aus, während sie ihr ruiniertes Make-up im Spiegel betrachtete. »So etwas kann ich heute wirklich nicht gebrauchen, Dana. Ich habe schon genug Stress, auch ohne dass du dich von hinten an mich heranschleichst.« Sie kramte in der Schublade nach einer Tube mit Make-up-Entferner.
Dana erstarrte. »Ich habe mich nicht angeschlichen. Ich habe nach dir gerufen, als ich in die Wohnung kam, und dann habe ich fünf Minuten lang mit Tom geredet, bevor ich dich gesucht habe. Du hast einfach nichts gehört. Ach, zum Kuckuck, Caro, mach doch nicht so ein Theater deswegen. Wisch es einfach ab.«
Caroline schloss ein Auge und rubbelte an dem verpfuschten Make-up herum. »Geht nicht. Es ist wasserfest.«
»Ich hasse dieses wasserfeste Zeug.« Dana beugte sich über Carolines Frisiertisch und griff nach der Mascara. »Seit wann benutzt du wasserfeste Wimperntusche?«
Caroline nahm ihr die Mascara aus der Hand und konzentrierte sich
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