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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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inständigst, nicht zum Hafen zu kommen, um Dich von mir zu verabschieden. Das würde ich nicht verkraften, und um ehrlich zu sein, so habe ich Martin gebeten, Dich zurückzuhalten. Er wird morgen gegen fünf Uhr früh hierherkommen und bei Dir bleiben, nachdem ich gegangen bin. Gestern nach der Kirche habe ich ihm den Schlüssel zu meinem Haus gegeben, damit er dort wohnen kann, wenn er in einem Monat vom Cape zurückkommt.
    Ich musste all meine Willenskraft anstrengen, Nell, um diese Zeilen zu Papier zu bringen, und noch schwerer wird es mir werden, diesen Brief heute Nacht auf Deinem Kissen zu hinterlassen. Du hast mir Deine Freundschaft geschenkt, als ich einen Freund bitter nötig hatte, Du hast mich gerettet, als ich der Rettung bedurfte. Seit Du in mein Leben getreten bist, hat ein helles Licht auf meine Seele geschienen, das nie verlöschen wird. Für diese kostbare Gabe werde ich für immer in Deiner Schuld stehen.
    Dein in ewiger Liebe und Zuneigung, Will
    Nachdem Nell den Brief zu Ende gelesen hatte, war ihr so elend und beklommen zumute, dass sie kaum mehr atmen konnte. Ihr war, als habe sich ein eisernes Band fest um ihre Brust gelegt, ziehe sich immer enger und enger zusammen, schnüre ihr die Luft ab …
    Durch einen Schleier von Tränen hindurch las sie den Brief trotzdem noch einmal von vorn und versuchte zu begreifen – alles, was Will geschrieben hatte, und alles, was unerwähnt geblieben war, die Andeutungen, die leisen Zwischentöne. So hatte er zwar kein Wort über ihre Ehe mit Duncan verloren, aber Nell vermutete dennoch, dass Will sich wohl kaum entschieden hätte, Boston auf unbestimmte Zeit zu verlassen und sein Leben in irgendeinem fernen Krieg aufs Spiel zu setzen, wäre sie nicht immer noch an einen anderen Mann gebunden.
    Schließlich faltete sie den Brief zusammen und kehrte zurück in ihr Bett. Ihr fröstelte in ihrem dünnen Nachthemd, obwohl der leichte Wind, der die Vorhänge bauschte, recht mild war. Nicht weinen, hielt sie sich an, als die Tränen ihr bereits über die Wangen liefen. Sie wischte sie beiseite und dachte: Ich darf jetzt nicht weinen, denn er könnte es hören. Wenn er versucht, stark zu sein, muss ich es auch versuchen.
    Sie atmete tief durch, um sich ein wenig zu beruhigen, doch blieb ihr die Luft im Halse stecken, und ein verzweifeltes Schluchzen entfuhr ihr, das sie zu ersticken suchte, indem sie ihr Gesicht in ihrem Kissen vergrub. Doch schon entrang sich ihr ein weiterer Schluchzer. Und dann noch einer … und noch einer. Leise, aber herzzerreißende Laute.
    â€žNell.“
    Sie hörte seine Stimme und spürte, wie die Matratze unter seinem Gewicht nachgab. Nur mit seinen weißleinenen Beinkleidern angetan ließ er sich hinter ihr auf der Bettdecke nieder, legte ihr seinen Arm um die Taille und schmiegte sich an sie.
    â€žVerzeih mir“, flüsterte er, und sie spürte seinen Atem warm auf ihrem Haar und seinen Arm, der sich fester um sie schloss. „Verzeih mir, Nell.“
    Er zog sie näher an sich, umfing ihr Bein tröstend mit dem seinen und murmelte sanfte, beruhigende Worte, die sie durch ihr Schluchzen hindurch kaum hörte. Während sie seine Wärme, seine Zärtlichkeit in sich aufnahm, verebbten ihre Tränen langsam, bis sie matt und erschöpft in seinen Armen lag. Sie griff nach seiner Hand und verschränkte ihre Finger mit den seinen. Ihr war durchaus bewusst, dass dies eine sehr innige, vertraute Geste war, wie sie nur Liebenden zustand, aber alle Gedanken daran, den Schein zu wahren oder an die Folgen ihres Tuns, waren jäh wie fortgeblasen.
    Wieder würde sie ihn verlieren – diesmal an einen Krieg.
    â€žW…wird es wie …“ Ihre Stimme brach sich. „Wird es wie im Sezessionskrieg sein, wo die Feldärzte aus der Schusslinie herausgehalten wurden?“
    Es dauerte eine Weile, bevor er erwiderte: „Ich weiß es nicht.“
    Sie schloss die Augen und drückte seine Hand fester. Eine schreckliche, düstere Vorahnung überkam sie. „Geh nicht.“
    Er schmiegte sein Gesicht in ihr Haar und seufzte. „Ich habe dem Präsidenten bereits mein Wort gegeben. Es kann nicht mehr zurückgenommen werden.“
    Sie schüttelte den Kopf und spürte, wie ihr abermals Tränen in den Augen brannten. „Ich ertrage das nicht.“
    Will stützte sich auf einen Arm auf und drehte Nell zu sich herum,

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