Eiskalt Wie Die Suende
heimlich durch ein Guckloch beobachtet, wie Finn Mary einen unerwünschten Besuch abgestattet hat. Sie wollte ihn nicht in die Wohnung lassen, doch er hat sich gewaltsam Zutritt verschafft.â
Pru schüttelte Finn unsanft. âFinn, aufwachen! Der kleine ScheiÃer erzählt Lügengeschichten über dich.â
Blinzelnd schlug Finn die Augen auf, stieà Pru beiseite und brummte: âMach, dass du wegkommst. Hab dir schon mal gesagt, du sollst dich nichâ so an mich dranhängen.â
âDas sind keine Lügengeschichtenâ, verteidigte sich Denny. âIch hab gesehen, was ich gesehen hab, und gehört, was ich gehört hab.â
âAch ja?â, meinte Skinner mit einem süffisanten Grinsen. âUnd was hast du denn gehört und gesehen?â
âFinn hat Mary erzählt, dass er und Pru vorhin über sie geredet hatten â vor dem Boxkampf. Pru hatte ihm gesagt, er solle endlich aufhören, Mary anzuschmachten, denn sie wärâ überhaupt nicht so ein süÃes junges Ding, wie sie immer tat. In Wirklichkeit würde sie nämlich einen Drecksbullen unter ihre Röcke lassen und sie â also Pru â dafür bezahlen, dass sie das nicht weitererzählte. Und der einzige Grund, warum sie es Finn trotzdem erzählt hatte, war der, dass sie lieber Finn haben wollte als das Geld. Er meinte dann zu Mary: âPru glaubt, sie wärâ in mich verliebt, aber ich denk mal, ich hab was Bessres verdient als so ein verlottertes Flittchen wie sie.ââ
âHat er nicht gesagt! So was würde er doch nicht sagen!â, rief Pru und stürzte sich abermals auf Finn. âHast du das etwa gesagt?â
âHä?â
Kräftig schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. âHast du?â
âAutsch!â Finn setzte sich auf und rieb sich die Wange. âWas denn jetzt los, du blöde Kuh?â
Mit einem Zornesschrei sprang Pru auf, raffte ihre Röcke hoch und trat Finn in die Magengrube, sodass er sich krümmte und eine ganze Litanei lästerlicher Flüche ausstieÃ. Auch er fing an nach ihr zu treten, doch gewandt wich sie jedem seiner Tritte aus.
âDu elendes Miststückâ, stöhnte er und versuchte mühsam auf die Beine zu kommen.
âHast du mich ein âverlottertes Flittchenâ genannt?â Sie verpasste ihm einen noch kräftigeren Tritt, der nun indes etwas tiefer platziert war als der erste. âVerlottert?â Finn brüllte auf vor Schmerz und ging wieder zu Boden, hielt sich den Schritt und kauerte sich wimmernd zusammen.
âVielleicht sollten Sie sie in den Ring schickenâ, schlug Skinner Mutter vor.
âWie hat Mary denn reagiert auf das, was Finn ihr erzählt hatte?â, fragte Nell Denny.
âSie sagte, das würdâ nicht stimmen, das mit Cook und ihr, aber Finn hat ihr nicht geglaubt. Er meinte, sie wäre schlimmer als Pru und die andern Mädels, denn die wärân wenigstens ehrliche Huren und würden sich nicht als was Bessres ausgeben. Sie hätte ihn an der Nase rumgeführt, ihm schöne Augen gemacht und ihm dabei die ganze Zeit was vorgemacht. Hättâ sie nicht, sagte Mary, und dass sie ihm schon mal gesagt hätte, dass sie nix für ihn empfinde â und selbst wenn, würde sie Johnny nicht betrügen, aber das hat Finn erst so richtig wütend gemacht. Sie hätte Johnny doch längst betrogen, schrie er, nur eben nicht mit ihm, und dass sie ihn komplett zum Narren gehalten hätte, und er wärâ da auch noch drauf reingefallen, weshalb er sie gefragt hatte, ob sie nicht mit ihm abhauen und ihn heiraten wolle, aber das würde er sie jetzt bestimmt nicht mehr fragen, denn Männer wie er würden keine Flittchen wie sie heiraten. Dann hat er gesagt ⦠er hat gesagt: âDu bist auch nur für eins zu gebrauchenâ, und hat sie ⦠ähm, wo gepackt, wo er nicht hinfassen hätte sollen und sie aufs Bett gestoÃen und angefangen, an ihren Kleider zu zerren.â
âHat sie geschrien?â, fragte Nell.
âOder war es genau das, was sie von Anfang an gewollt hatte?â, spottete Skinner.
âSie hat geschrienâ, lieà Denny den Constable in einem Ton wissen, der keinen Widerspruch duldete. âAber weil oben geboxt wurde, hat niemand sie hören können. âDu hast es mit Cook getrieben â warum dann nicht mit mir?â, wollte Finn von
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