Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
wollte er also freundlich sein, indem er sie herbrachte. Vielleicht hatte er doch recht gehabt, als er sagte, dass auf ihn Verlass sei, wenn es darauf ankäme. »So viele Bäume«, sagte sie. Kleine Haine um das Haus herum verdichteten sich zu tiefem Wald dahinter. Alles war mit Eis bedeckt, die Äste schwer mit Schnee beladen.
»Lärchen«, sagte er. »Eine der wenigen Arten, die hier gedeihen.«
Vor dem Gebäude lag ein gefrorener, mit Eis überzogener See, in dem sich das blaue Nordlicht des Himmels spiegelte. Unglaublich schön .
Ohne den Blick abzuwenden, fragte sie: »Und du hast es seit dem Krieg behalten?«
»Überraschenderweise sind Jagdhäuser in Sibirien nicht sehr gefragt. Ich weiß, ich weiß, ich verstehe es ja selbst nicht.«
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
»Meine Brüder und ich teilten alles untereinander auf, was wir erhielten. Nikolai brauchte keinen Wohnsitz, da er Blachmount, das Herrenhaus unserer Familie, erben würde. Und dieser Besitz liegt mitten im Nirgendwo, mit Ländereien, die sich bis zum arktischen Ozean erstrecken, aber das Jagdhaus war unverhältnismäßig luxuriös ausgestattet. Ich wollte es haben.« Er zuckte mit den Schultern.
»Wieso ist es so luxuriös?«
»Es gehörte einem Baron, dem Besitzer einer nahe gelegenen Diamantenmine.«
»Wohnst du manchmal hier?«
»Manchmal komme ich im Winter zum Jagen her«, sagte er. »Es gibt jede Menge Wild, da wir uns am Rande der Permafrostzone befinden, die das ganze Jahr über gefroren bleibt, bis auf ein, zwei Monate im Sommer.«
Sie merkte, dass er die Kälte bereits spürte, obwohl er als Unsterblicher weit raueren Elementen trotzen konnte. Auch sie spürte die Auswirkungen der dort herrschenden Temperatur und fühlte sich dadurch gestärkt und zugleich entspannt nach dem Stress der Nacht.
Hier hatte sie nichts von den Eisfeyden zu befürchten. Oder von dem Vampir. Seit Stunden hatte sie sich gleichzeitig zu ihm hingezogen gefühlt und vor ihm gefürchtet, aber das war jetzt vorbei. Hier konnte er sie nicht beißen. Dazu war sie viel zu stark.
»Ich habe schon seit Jahrzehnten keinen Schnee mehr gesehen.« Waren das etwa schräge Eiszapfen? Ihr Herz jubelte – das bedeutete, dass hier eindrucksvolle Stürme tobten. »Ich kann Eis um mich haben, aber niemals Schnee.«
»Du könntest doch gelegentlich in kältere Gegenden reisen.«
»Lieber nicht«, sagte sie. »Es würde mir zu schwerfallen zurückzukehren.«
»Aber jetzt kannst du nicht zurückkehren. Du wolltest New Orleans für immer verlassen, stimmt’s?«
»Meine Koffer sind schon im Auto«, gab sie zu. Ihre Gedanken überschlugen sich. Murdoch hatte sie in die endlosen Weiten Sibiriens gebracht, die sich über ein Drittel der nördlichen Hemisphäre erstreckten. Sie könnte gar keinen besseren Ort finden, um unterzutauchen. Man konnte sich translozierende Vampire nicht verfolgen. Es gab auch keinerlei Reisevorbereitungen, die die Eisfeyden aufstöbern könnten. Keine Flughäfen, auf denen sie auf Sigmunds Spione stoßen könnte.
Außerdem sprach dieser Ort sie an. Sie atmete tief die scharfe, klare Luft ein. »Es ist wunderschön hier.« Nachdem die natürliche Kälte jede einzelne Zelle ihres Körpers durchdrungen hatte, fühlte sie sich besser als je zuvor. Sie wurde zuversichtlicher, ja, regelrecht übermütig. In diesem Moment entschied sie, dass er sein sibirisches Paradies nicht so würdigte, wie er eigentlich sollte. Sie würde es wesentlich mehr zu schätzen wissen.
Danii würde bleiben .
Jetzt musste sie ihn nur noch überzeugen. Sollte sie sich so unbeweglich und störrisch wie ein Gletscher verhalten? Oder ihn blenden wie eine seltene Eisblume?
Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, wurde ihr die Entscheidung leichtgemacht.InseinengrauenAugenflackerteesschwarz.Seine Miene zeigte Anzeichen jener Besitzgier, die sie schon früher an diesem Abend an ihm entdeckt hatte.
Ich werd’s ihm zeigen – von wegen frigide … »Weißt du was, Vampir? Nichts fühlt sich so dekadent an wie Schnee an meiner bloßen Haut«, murmelte sie. Sie legte ihre Umhängetasche ab. »Und Eis vermag die verruchtesten Wonnen hervorzurufen. Wenn ich … nackt bin.«
Als sie begann, die Bänder an ihrem Kleid zu lösen, schluckte er sichtlich. Sie sah, wie sich sein Schaft unter dem Stoff seiner Hose aufrichtete. »Du wirst hart. Aber dafür brauchst du mich ja jetzt nicht mehr.«
Er näherte sich ihr. »Vielleicht will ich dich aber dafür. Ich bin hart
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