Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
laut. „Doch“, schrie er, „schon damals wollte man uns das Attentat anhängen. Aber wir haben nichts damit zu tun gehabt. Jemand anders steckte dahinter. Natürlich haben wir einen großen Vorteil davon gehabt. Und wir wären jetzt nicht da, wo wir sind, wenn das Haus Lun weiter unser Konkurrent geblieben wäre. Trotzdem geht das nicht auf unser Konto. Da wollte uns jemand was in die Schuhe schieben.“ Mia war fast geneigt, dem widerlichen Fettsack zu glauben. Andererseits machte es Spaß, ihn zu quälen. Ja, irgendwie genoss sie es, ihm Schmerzen zuzufügen. Das fühlte sich erregend an – und beängstigend zugleich. ‚Reiß dich zusammen!‘, ermahnte sie sich selbst. „Wer war es dann?“, kam sie wieder auf das eigentliche Thema zurück. „Ich weiß es nicht.“ Quen Dos Stimme klang inzwischen völlig resigniert, „Ehrlich!“. „Dann sag mir, warum ich dir glauben soll.“ Der Patriarch rang nach Atem und kämpfte gegen den Schwindel an, der ihn befiel. „Ich habe noch alte Dokumente. Briefe aus der Zeit, die zeigen deutlich, dass wir alle gerätselt haben und nicht wussten, wer dahinter steckt.“ „In Ordnung“, erwiderte Mia und ließ noch ein wenig mehr locker. „Du wirst mir die Dokumente gleich geben. Vorher möchte ich allerdings noch von dir wissen, warum ihr mir nachgestellt habt.“ Dem alten Mann war inzwischen klar geworden, mit wem er es da zu tun hatte: sie war die Tochter des Hauses Lun. „Wir wollten nicht, dass du in alten Angelegenheiten herumwühlst und womöglich Schaden über unser Haus bringst. Das ist ein sensibles Feld.“, sagte er so trocken wir es ihm möglich war. „Das hätte ich vermutlich auch so getan.“ Mia nickte. „Noch eine andere Frage. Was geht da im Norden vor sich? Was ist mit den Grünhäuten? Dem bevorstehenden Angriff? Warum unternehmt ihr nichts? Was habt ihr damit zu schaffen?“ Der Patriarch zuckte heftig zusammen. Offenkundig wusste er etwas. Mia freute sich. Das Spiel konnte weitergehen.
Wie ein gehetztes Tier, das in der Falle saß, schaute sich der Patriarch hilfesuchend um. Aber da gab es niemanden, der ihm beistand. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu reden. „Der Kaiser ist schwach und weich geworden.“, stieß Quen Do verächtlich durch die Zähne. „Wir brauchen einen starken Mann an der Spitze. Jemanden der durchgreift und Stärke demonstriert. Doch das Volk hängt an diesem Weichei. Deshalb haben wir mit der Beschwörergilde diesen Plan ersonnen.“ Der Patriarch schien regelrecht stolz zu sein. „Über Jahre haben wir diese Grünhaut aufgebaut und unterstützt, dafür gesorgt, dass er immer mächtiger in seinen Kreisen wird. Wir haben ihm eingeflüstert, dass er selbst die Menschen in die Knie zwingen kann. So ein leichtgläubiger Wicht.“ Er lachte laut auf. „Gleichzeitig haben wir alle wichtigen Posten im Norden besetzt und dafür gesorgt, dass diese Achse möglichst schwach dasteht. Wenn die Armee der Grünhäute dann von Norden her in Quandala einfällt, wird die kaiserliche Garde völlig überrascht sein. Sie werden überrollt und eine vernichtende Niederlage erleiden. Im letzten Moment werden die stolzen Truppen des Hauses Xi-Yang dann das Reich retten und vor dem Chaos bewahren. Und was meint ihr, wer dann die Gunst des Volkes hat?“ Quen Dos Stimme klang jetzt regelrecht euphorisch – was angesichts seiner peinlichen Lage aberwitzig wirkte. Dennoch setzte er seine Rede unbeirrt fort. „Und wenn der Kaiser dann bald durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben kommt, welches Haus stellt dann wohl den neuen Herrscher?“ Die Antwort auf diese Frage brauchte er nicht zu geben. Sie stand offenkundig im Raum. „Und was haben die Beschwörer davon?“, erkundigte sich Mia. „Sie werden die mächtigste Gilde im Lande werden. Vertraute und Berater des Kaisers. Und sie werden alles bekommen, was sie für ihre Forschungen benötigen. Dazu natürlich auch einen angemessenen Wohlstand.“
Der alte Mann ekelte Mia an. Es ging nur um Macht und persönliche Vorteile. In was für einer widerwärtigen korrumpierten Gesellschaft lebte sie da eigentlich? Sie hatte genug gehört. Zugleich empfand sie Angst und Sorge um das, was sie alle erwarten könnte. Der Plan Xi-Yangs durfte nicht aufgehen. Sie musste ihn um jeden Preis durchkreuzen. „Zeig mir die Papiere, von denen du gesprochen hast.“, befahl sie dem Patriarchen und zerrte ihn aus dem Bett. Mit wackeligen Knien stand er vor ihr. „Dort drüben“,
Weitere Kostenlose Bücher