Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
grünen Flut.“ Funiz wurde kreideweiß im Gesicht und begann zu schwanken. Geistesgegenwärtig packte ihn einer seiner Soldaten an der Schulter und stützte ihn, damit er nicht einfach umfiel. Ein anderer reichte ihm ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit. Der Oberst setzte es an die Lippen und trank es in einem Zug aus. Allmählich kehrte seine Gesichtsfarbe zurück. Huan rümpfte innerlich die Nase. Zugleich schämte er sich entsetzlich dafür, dass auch diese Wichte hier sich Soldaten Quandalas nannten. Das waren keine Soldaten. Nie und nimmer!
Mittlerweile hatte Funiz die Sprache wiedergefunden. „Das klingt alles so…schrecklich.“, sagte er in einem stockenden, weinerlichen Ton, „Ich kann einfach…nicht glauben, dass unser…Herr uns einfach im Stich lässt. Was…sollen wir nur tun?“ Dabei schaute er Huan hilflos, ja flehend an. Der ließ bewusst einige Sekunden verstreichen, bevor er antwortete. Lange, quälende Sekunden. „Seid ihr bereit, euch meinem Kommando zu unterstellen?“, fragte er den Oberst direkt ins Gesicht. Funiz schluckte. Huan befürchtete schon, dass er gleich in Ohnmacht fiele. Doch dann nickte der Oberst und bekräftigte seine Geste mit einem gepressten „Ja. Das werde ich.“ „So sei es!“, gab Huan darauf zurück, schüttelte dem Oberst die Hand und wandte sich dann direkt an die anwesenden Soldaten: „Holt mir augenblicklich alle Offiziere zusammen. Wir haben eine Schlacht vorzubereiten.“
Gleich am nächsten Morgen begannen sie mit den Vorbereitungen. Eine Reihe von Trupps wurden ausgeschickt, um alle kampffähigen Männer und Frauen in der näheren Umgebung zu rekrutieren. Viele Bürger Quandalas hatten eine militärische Grundausbildung genossen. Vielleicht war ja das eine oder andere noch davon übrig. Huans Hundertschaft kümmerte sich darum, die Verteidigungsanlagen zu verstärken und außerhalb der Mauern Gruben und Fallen vorzubereiten. Zahlreiche Stadtbewohner halfen ihnen. Überhaupt erwiesen sich die Menschen von Mirana als sehr kooperativ. Nach einer kurzen anfänglichen Panik hatten sie schnell realisiert, dass ihre einzige Chance in der Zusammenarbeit mit den Soldaten lag. Sicher, einige hatten die Stadt fluchtartig verlassen. Aber das waren einzelne. Die anderen traten mit Schaufeln, Hacken und anderem Gerät an und halfen den Soldaten nach Leibeskräften. Die älteren Bewohner und die Kinder schleppten Steine und andere Geschosse auf die Mauern, so dass die Soldaten reichlich Munition für ihre Katapulte hatten. Schmiede und andere Handwerker machten sich daran, zusätzliches Verteidigungsgerät zu bauen und das vorhandene zu verbessern.
Wilja instruierte ihre Männer, um für eine Schnellausbildung der zur Verfügung stehenden Hilfstruppen zu sorgen. In diese Kategorie ordnete sie auch die glorreiche Palastgarde mit ein – so traurig sie dies fand. Schon bald sah man überall in der Stadt Gruppen von Frauen und Männern, die Schwertkampf oder Bogenschießen übten. Es wirkte zwar alles andere als perfekt, aber der Wille war bei den meisten nicht zu übersehen. Ranja rief derweil sämtliche Beschwörer der Stadt zusammen und beriet mit ihnen, wie sie am effektivsten vorgehen konnten. Fünf Kolosse waren zwar wenig, aber wenn man sie optimal nutzte, konnten sie einiges an Schaden anrichten.
Die nächsten beiden Tage vergingen wie im Flug. Weitere Truppen aus anderen Teilen des Reiches trafen ein. Am Abend ließ Huan noch einmal alle auf dem Marktplatz zusammen kommen. Mit gemischten Gefühlen schaute er auf die rund dreitausend regulären Soldaten und die vielleicht fünftausend Männer und Frauen, die die Hilfstruppen ausmachten. Wie wenig waren sie doch gegen fast dreißigtausend Grünhäute. Dennoch hatte sich ihre Lage in den letzten achtundvierzig Stunden drastisch verbessert: von aussichtslos auf nahezu unmöglich. Das war doch schon was. Noch einmal atmete er tief durch. Dann stellte er sich in Pose und sprach zu seinen Leuten. „Soldatinnen und Soldaten, Kameraden, Bürger von Quandala!“ Die große Menge wartete jetzt mucksmäuschenstill auf das, was der Offizier ihnen zu sagen hatte. „In den letzten beiden Tagen habt ihr Großartiges geleistet. Ihr habt dieser Stadt Hoffnung geschenkt. Dennoch will ich euch nicht zu viel versprechen. Das, was uns morgen erwartet, wird hart. Sehr hart. Wir werden uns der vielleicht größten Grünhaut-Armee entgegenstellen, die unser Reich jemals bedroht hat. Und wir müssen sie so lange
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