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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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ein schweres Trauma bei ihm ausgelöst hätte. Igina . Seine Gedanken schweiften ab, gingen zurück in Zeiten, als die beiden noch glücklich vereint waren.
     
    Ein warmer Sommerwind fuhr der hübschen jungen Frau durch das feuerrote Haar und wirbelte es leicht durcheinander. Sie lachte. Ein wundervolles ansteckendes Lachen. Unbeschwert, fast noch kindlich. Ranja stand nur da und betrachtete seine Schwester. Sie erinnerte ihn sehr an ihre Mutter. Auf dem Sterbebett hatte er ihr versprochen, für seine kleine Schwester zu sorgen und sie vor allem zu beschützen. Nichts sollte ihr zustoßen. Dafür wollte er sorgen. Kurz darauf verstarb die Mutter. Ihren Vater hatten sie kaum kennengelernt. Gefallen in einer sinnlosen Schlacht. Für Kaiser und Vaterland. So hatte es geheißen. Aber was hatte der Kaiser davon, dass Menschen starben? Und was brachte es dem Vaterland? Am Ende ging es doch nur um Macht und Profit. Dafür wurden auch Menschen bereitwillig geopfert. Ranja hielt sich für einen Realisten. Und als solcher nahm er sein Schicksal selbst in die Hand. Sei es bei seiner Ausbildung zum Beschwörer, sei es, wenn es um seine Schwester ging. Sie war etwas Besonderes. Und er sorgte für sie. Vor lauter Stolz wurde es ihm ganz warm ums Herz.
     
    Mit einem Mal verschwand das Bild vor seinem geistigen Auge, und ein anderes drängte sich gewaltsam hinein. Feuer. Brennende Häuser. Qualm und Brandgeruch überall. Entsetzliche Schreie. Kampflärm. Menschen und Grünhäute standen sich mit gezückten Waffen gegenüber. Es ging auf Leben und Tod. Zu Ranjas Füßen lag seine leblose Schwester. Ihr helles Kleid hatte sich rot gefärbt. Das gezackte Schwert des schmierigen Hobgoblins hatte ihre Brust regelrecht zerfetzt. Und nun setzte diese Bestie direkt auf ihn zu, um auch ihm den Garaus zu machen. Der junge Mann hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen. Und es war ihm letztlich auch egal. Schließlich hatte er versagt. Er hatte Igina nicht beschützt, hatte sie nicht vor der elenden Grünhaut beschützt. Sie war tot. Und er trug die Schuld dafür. Voller Verachtung schaute er dem Hobgoblin direkt und trotzig ins Gesicht. „Dein Tod heißt Yan Tu.“, zischte ihm der Angreifer entgegen. Dieser Satz brannte sich in sein Gehirn ein. Yan Tu. Der Hobgoblin hob das Schwert. Seine Augen glänzten blutlüstern. Gleich war es vorbei. Doch bevor er noch zuschlagen konnte, brachen einige Reiter aus dem Rauch hervor und stürzten sich auf die Grünhäute. Reflexartig sprang der Hobgoblin zurück und ergriff die Flucht, ohne sein Werk zu vollenden. Ranja wusste nicht, was er tun oder auch denken sollte. Er fühlte sich einfach so kalt und leer. Dann brach er zusammen…
     
    Tränen flossen aus Ranjas Augenwinkeln. Es tat immer noch weh. Der Verlust seiner Schwester. Sein Versagen. Seine Schuld. Der Hass auf diesen Hobgoblin. Unbändige Wut. Fast hätte er ihn jetzt erwischt. So knapp. Um ein Haar nur verfehlt. Gleichzeitig wusste er: Seine Forschungen hatten sich ausgezahlt. Auch wenn sie ihn finanziell völlig ruiniert hatten. Aber er würde seine Rache bekommen. Dessen war er sich ganz sicher. Und mit Hilfe seiner Entdeckung würde er auch wieder an Ansehen und Wohlstand gewinnen. Denn endlich gab es eine Möglichkeit, Steinkolosse auch über große Distanzen hinweg zu kontrollieren. Noch funktionierte nicht alles. Aber er hatte bewiesen, dass es möglich war. Eine echte Revolution der modernen Kriegsführung.
     
    Er brannte darauf, seinem Meister von seiner Entdeckung zu berichten. Jetzt würde er keinen mehr Grund finden können, ihn zu verspotten und als Träumer zu verlachen. Die Schikanen würden endlich ein Ende finden. Der Meister müsste sein überragendes Talent anerkennen und ihm huldigen. Er malte sich seine Rehabilitation in den schillerndsten Farben aus. Was für eine glänzende Zukunft würde ihn erwarten? Zufrieden zog Ranja ein neues Gewand aus dem Schrank. Es hatte mal seinem Vater gehört und war mit aufwändigen Stickereien verziert, ganz anders als die einfachen orangenen Gewänder, die der Beschwörer ansonsten trug. Aber angemessen für den Tag diesen spektakulären Durchbruchs.
     

Kapitel 7
     
     
    Das Reichsarchiv befand sich in den Kellergewölben der großen Bibliothek von Quandala. Im Gegensatz zu manch anderen Gebäuden im Zentrum der Stadt war die Bibliothek kein Prunkbau. Eher schlicht und funktional gebaut. Und doch beherrschte sie auf majestätische Weise das Stadtbild. Getreu dem quandalischen

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