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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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geschrieben war, hatte deutliche Rissspuren und war stark vergilbt. Sie konnte es auch nicht lesen, da es in einer ihr unbekannten Sprache verfasst wurde. Na toll! War das schon alles? Enttäuschung machte sich in ihr breit. ‚Hätte der Bote ihr mehr dazu sagen können? Oder sie zu jemandem führen, der ihre Fragen hätte beantworten können?‘ Mia fühlte sich unzufrieden. Wäre sie doch bloß ein wenig früher aufgebrochen…
     

Kapitel 5
     
     
    Hundertfacher Jubel brauste durch den Talkessel wie ein Orkan. Yan Tu stand auf einem gewaltigen Berg aus Steintrümmern und reckte die Arme in die Höhe. Ein paar Schritte von ihm entfernt hielten seine Leibwachen die Stellung, bereit, jederzeit einzugreifen. Er liebte es, wenn sie ihn feierten. Und er wusste für gewöhnlich auch sehr genau, wie er sie dazu bringen konnte. In diesem Fall allerdings kam ihm dann doch mehr der Zufall zur Hilfe – und es handelte sich um einen nicht ganz ungefährlichen dazu. Das zeigten auch die zahlreichen Leichen von Grünhäuten, die zwischen den Steintrümmern herumlagen. Wie aus heiterem Himmel war das steinerne Ungetüm in ihr Lager eingedrungen. Kam aus dem Himmel herabgeflogen. Zielstrebig stürzte es sich auf ihn. Ein raffiniertes Attentat. Doch seine Leute und vor allem seinen beiden Trolle, die jetzt rechts und links von ihm am Boden kauerten, hatten dafür gesorgt, dass ihr geliebter Anführer nicht in Gefahr geriet. Und so manch einer hatte sein Leben bereitwillig für ihn geopfert. ‚So muss es auch sein.‘, dachte der charismatische Hobgoblin und reckte noch einmal die Faust im Triumph nach oben. Die Menge tobte.
     
    Eins irritierte Yan Tu aber nach wie vor. Wie konnte dieses Ungetüm hier in den Talkessel eindringen, ohne dass sich einer von diesen blassen Menschlingen in seiner Nähe befand. Er verstand zwar nicht viel von der Beschwörerei, aber er hatte gelernt, dass es immer einen Zauberer in unmittelbarer Nähe zu dem steinernen Monstrum brauchte. Egal, welche Gestalt er auch haben mochte: riesiger Löwe, mächtiger Adler oder irgendein Fabelwesen. Sobald sich der Mensch zu weit von der lebenden Statue entfernte, brach die Magie ab, und es blieb nur ein lebloser und ungefährlicher Steinkoloss zurück. In diesem Fall verhielt es sich allerdings anders. Der mächtige steinerne Löwe hatte sich ganz alleine auf Yan Tu gestürzt. Es sei denn, der Magier hatte sich irgendwo ganz in der Nähe versteckt. Doch das hielt Yan Tu für ausgeschlossen. In den Talkessel kam kein Mensch lebendig herein; bestenfalls als Gefangener. Dazu war der einzige Eingang pausenlos abgesichert und bewacht. Und der Koloss kam ja auch aus dem Himmel– von ziemlich weit oben. Wo hätte da der Mensch abbleiben sollen? Selber fliegen? Yan Tu lachte. ‚Fliegende Menschen!‘
     
    Dennoch erschien das Monstrum. Daran gab es nichts zu deuteln. Und es nagte an ihm, dass er sich diesen Vorfall nicht erklären konnte. Zumal solch ein Attentat eigentlich nicht hätte geschehen dürfen. Nicht nach seinem Handel mit den Menschlingen. Sie brauchten ihn. Im Moment. Und er profitierte natürlich auch davon. Klar, sonst hätte er sich niemals darauf eingelassen. Aber warum sollten sie ihn angreifen, bevor der Plan überhaupt in die entscheidende Phase ging? Das erschien ihm unlogisch. Selbst für die Blassnasen. Er hielt es auch für ausgeschlossen, dass andere Rassen oder Menschenvölker ihn angriffen. Die Quandalaner waren nämlich die Einzigen, die das Wissen besaßen um Steinkolosse zu bewegen. ‚Also doch Verrat?‘ Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Darüber würde er an einem anderen Tag nachdenken. Heute hatte er überlebt und nur das zählte.
     
    Der Jubel drang noch immer an sein Ohr. Er grinste breit und reckte wieder und wieder die Arme zum Himmel. Ja, er war für sie der unumstrittene Herrscher. Ihr Anführer. Der Anführer. Früher oder später würden es alle Grünhäute in der Gegend erkennen. Und dann Wehe euch überheblichen Menschlingen!
     

Kapitel 6
     
    Die Erlebnisse des Tages ließen Ranja nicht los. Wie auch? Er hatte eine der gewaltigsten Entdeckungen auf dem Gebiet der Beschwörerkunst gemacht, seit es Bra Vak gelang, Steinstatuen zu beleben. Seit zwei Jahren hatte er intensiv daran geforscht. Tag und Nacht. Rund um die Uhr. Nichts anderes interessierte ihn mehr. Die Leute hatten ihn ausgelacht; den Kopf geschüttelt und ihn einen Träumer und Spinner genannt. Andere meinten, dass der tragische Tod seiner Schwester

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