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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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sollen, dass die Onkel nichts vor ihr verbergen wollten; es sei denn, um Böses von ihr fern zu halten. Jetzt hatten sie begriffen, dass ihre Geheimnisse zu einer Gefahr wurden, und waren bereit, den Fehler wieder gutzumachen.
    Isabella klopfte an Davids Tür. Er rief von innen, es sei nicht abgeschlossen. Sie drehte am Türknauf und trat ein. Ihr Onkel stand vor dem Kamin, zu ihrer Überraschung noch immer in der Kleidung, die er beim Abendessen getragen hatte.
    Sie ging durch das Zimmer und küsste ihn auf die Wange. Er roch nach After Shave. Und nach etwas anderem. Bourbon? Sie runzelte die Stirn. David Schultz trank nur selten Alkohol. Wenn er sich mit Whiskey stärken musste, würde dieses Gespräch vielleicht doch nicht so leicht werden, wie sie gehofft hatte.
    „Onkel David … ich hätte gedacht, dich um diese Zeit in Schlafanzug und Hausmantel vorzufinden.“
    „Später“, sagte er und legte Holz im Kamin nach. „Ist dir warm genug? Die Nächte werden schon recht kalt.“
    Isabella setzte sich in ihren Lieblingssessel neben dem Feuer und streifte die Schuhe ab. Sie zog die Beine an und schlang die Arme darum.
    „Mir geht es gut, Onkel David. Mach dir keine Sorgen und setz dich zu mir.“
    Er folgte lächelnd ihrer Aufforderung. Wie vornehm David Schultz wirkt, dachte sie. Er war groß, kultiviert und würdevoll. Irgendwie erinnerte er sie an Gregory Peck.
    „Onkel David?“
    David stählte sich. „Ja?“
    „Kann ich eine sehr persönliche Frage stellen?“
    Er hatte etwas anderes erwartet und zögerte, seine Zustimmung zu geben. Immerhin, er hatte versprochen, dass sie miteinander redeten. Und das würden sie auch tun.
    „Sicher, Liebes. Was möchtest du wissen?“
    „Warum ist keiner von euch verheiratet?“
    Mit dieser Frage hatte er am wenigsten gerechnet. In seiner Verblüffung sagte er die Wahrheit.
    „Ich kann nicht für die anderen sprechen. Aber die einzige Frau, die ich jemals gewollt habe, war bereits mit deinem Vater verheiratet.“
    Isabella war entsetzt, einen offenbar schmerzlichen Punkt berührt zu haben.
    „Oh … Onkel David … es tut mir Leid“, stammelte sie. „Ich hätte nicht …“
    Er lachte. „Schon gut, Liebes. Alle wussten Bescheid … auch deine Mutter. Verstehst du, dein Vater und ich haben nicht um sie gekämpft. Es lief kein Drama ab. Als ich Isabella kennen lernte, war sie schon mit Samuel verheiratet. Ich war nicht der Einzige, der ihrem Liebreiz und ihrem Zauber erlag. Ich glaube, Jasper war auch ziemlich von ihr angetan.“
    Isabella lächelte.
    „Ach! Dieses Lächeln!“ David streckte die Hand aus und wies auf ihr Gesicht. „Ganz Isabella. Wenn ich nur eine Eigenschaft von ihr in Erinnerung behalten dürfte, ich würde dieses Lächeln wählen.“
    „Warst du bei ihrem Tod dabei?“ fragte sie.
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie meinte, sehen zu können, wie sein Geist in die Vergangenheit wanderte.
    „Ja. Ich habe dich auf die Welt gebracht.“
    Ungläubig weiteten sich ihre Augen.
    „Das wusste ich nicht.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Es ist lange her. Irgendwann holt der Tod uns alle. Jeden zu seiner Zeit.“
    „Glaubst du das wirklich?“
    David starrte ins Feuer. Eine Ewigkeit, wie es Isabella vorkam. Dann nickte er.
    „Ja, ich denke schon.“
    „Willst du damit auch sagen, dass für Onkel Frank die Zeit zu sterben da war, als er in Brighton Beach ermordet wurde?“
    Er sah ihr ins Gesicht, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Von ihrem Vertrauen hing alles ab.
    „Ich glaube an das Schicksal, Isabella. Seine Zeit zu sterben war gekommen, ebenso wie die Art seines Todes vorherbestimmt war. Ja, davon bin ich überzeugt.“
    „Denkst du, dass der Mann, der ihn umgebracht hat, wirklich dieser Russe ist, nach dem Jack sucht?“
    Je näher er bei der Wahrheit blieb, umso leichter würde das Gespräch für ihn sein.
    „Wahrscheinlich. Ich halte deinen Mr. Dolan für einen sehr fähigen Ermittler. Er weiß, was er tut.“
    „Was sollte dieser Russe von mir wollen? Welchen Vorteil erhofft er sich? Ich kann ihm doch nichts Wertvolles bieten.“
    David erhob sich brüsk und stand in seiner vollen Größe vor ihr.
    „Sag so etwas nicht noch einmal“, befahl er. „Du selbst bist wertvoll. Du bedeutest uns alles. Seit deinem ersten Atemzug haben wir dich geliebt, als wärst du unser eigenes Kind.“ Seine Stimme wurde weich. „Vielleicht sogar schon vorher.“
    „Tut mir Leid“, sagte sie. „Das sollte nicht klingen, als würde ich im

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