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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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mühsam, die hinterlassene Schweinerei zu beseitigen, während sie jeden Moment damit rechnete, dass ihre Mutter anklopfte, doch es blieb still. Sam knipste das Licht im Badezimmer aus, hinkte an dem Zimmer ihres Bruders vorbei in ihr eigenes und zog die Tür hinter sich zu. Ihre aufgerollte Jeans und die Packung Binden versteckte sie unter dem Bett. Sie schaltete die Nachttischlampe ein und setzte sich, indem sie das linke Bein gerade hielt, auf die Bettkante. Pootkin hatte sich am Fußende eingerollt. Die Katze hob den schwarzen Kopf, blinzelte und schlief wieder ein.
    Die Oberseite ihres improvisierten Verbands färbte sich bereits rot. Die Wunde würde sich jedes Mal öffnen, wenn Sam das Knie anwinkelte.
    Das Codein zeigte schon Wirkung, und das Zittern ließ nach. Für eine Prognose, wie groß die Probleme waren, in die sie sich hineingeritten hatte, war vermutlich ein ganzer Haufen Wissenschaftler nötig. Falls unser Mann mit der Knarre mein Kennzeichen gesehen hat, kann ich gute Nacht sagen. Aber es war dunkel, er lag weit zurück und hat versucht, mich zu treffen; vielleicht hat er das Kennzeichen nicht gesehen. Wenn man auf Leute schießt, hat man wahrscheinlich keinen Blick für Nummernschilder.
    Außerdem weißt du nicht mal, jedenfalls nicht mit Gewissheit, ob der Mann im Haus überhaupt auf jemanden geschossen hat. Klar doch – und wieso hat er dann versucht,
dich
aus dem Weg zu räumen? Sams Schlafzimmer war winzig. Sie konnte vom Bett aus ihren Schreibtisch berühren. Sie nahm ihren Laptop, fuhr ihn hoch und überprüfte ein paar neue Webpages wie ABdaily.com und
algonquinlode.com
. Natürlich war es noch zu früh. Sie brachten Beiträge zur Pelzauktion und zum Winterkarneval, aber nichts über eine Schießerei.
    Sie sah auf ihren Wecker und dachte an Randall. Wenn du jetzt bei ihm anrufst, seine Frau aufweckst, ihn überrumpelst, kannst du ihn gleich vergessen. Frühestens konnte sie sich am Morgen nach acht Uhr bei ihm melden. Er hatte gesagt, seine Frau sei jeden Tag von acht bis sechs im Büro. Randall musste dagegen erst um zehn los.
    Das Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos strich über ihre Schlafzimmerwand, und sie hielt die Luft an, bis es vorüber war. Sie knipste das Licht aus und schob die Katze zur Seite, um sich hinlegen zu können. Ihr Knie pochte. Als sie die Augen schloss, war sie wieder im Haus am Trout Lake, sprang auf den verschneiten Boden, rannte durch den Wald. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er das Handy findet? Er rennt mit einer Knarre durch die Dunkelheit – hat er da einen Blick für einen kleinen Gegenstand, der halb im Schnee begraben ist?
    Sie öffnete erneut ihren Laptop, legte sich auf die Seite und suchte im Internet nach Ratschlägen, was man am besten machte, wenn man sein Handy verloren hatte. Es gab Modelle, die man mit seinem Computer synchronisieren konnte, was einem ermöglichte, sämtliche Informationen zu löschen, sobald der Dieb versuchte, damit ins Internet zu gelangen. Sams Handy verfügte nicht über solche technischen Finessen. Sie hatte nicht einmal ein Passwort eingerichtet. Nur die Ruhe, Sam, er hat es nicht gefunden. Folglich findet es vermutlich die Polizei.
    Endlich entfaltete das Codein seine volle Wirkung. Sie versuchte, sich zurechtzulegen, was sie der Polizei sagen sollte, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen.
     
    Als Sam am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie ihren Laptop noch neben sich auf dem Bett. Auf ihrem Wecker war es 8:30 Uhr. Ihre Mutter und ihr Bruder mussten wohl schon gegangen sein. Sie rief Randall auf dem Festnetztelefon an. Er schien nicht begeistert zu sein, dass sie am Apparat war, doch sie ignorierte ihn und rückte mit der ganzen Geschichte heraus.
    »Randall, ich hatte noch nie im Leben solche Angst. Bis gestern hab ich nicht mal gewusst, was Angst bedeutet. Ich hab wirklich geglaubt, dass ich sterbe, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es in diesem Haus Tote gibt.«
    »Aber du hast nicht selbst gesehen, wie er jemanden erschossen hat.«
    »Nein, doch er war hinter
mir
her und hat versucht,
mich
umzubringen, und wieso sollte er das wohl tun, wenn er nicht gerade
diese Leute
erschossen hätte?«
    »Ich will damit nur sagen, dass du keinen Mord zu melden hast. Allenfalls könntest du bezeugen, du hättest Schüsse gehört.«
    »Und dass so ein Mistkerl versucht hat, mich umzubringen. Ich hab Einschusslöcher in meinem Wagen.«
    »Und du sagst, er hat sich als Immobilienmakler ausgegeben? Er

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