Eisrose
Sklavin. Du wirst rechtzeitig abgeholt und zu mir gebracht.
Keine Unterschrift keine Höflichkeitsformeln. Kalt und nüchtern stachen die Zeilen in ihr Auge. Und wieder war genau diese Tatsache der Schlüssel dazu, dass sie dem Wiedersehen entgegenfieberte.
Dieser Mann wusste, was er wollte und wie er es bekam. Selbst seine Handschrift zeugte von unbeugsamem Willen und Dominanz. Sie stellte sich vor, wie seine Hand sich in ihren Nacken legte, sie mit hartem Griff in die Knie zwang und ihr Dinge befahl, gegen die sie sich zunächst sträubte – nur um sie dann um so bereitwilliger auszuführen. Dieser Mann war dazu in der Lage, durch alle Schichten ihres Seins hindurch bis in ihr Innerstes vorzudringen und stets zu bekommen, was er verlangte. Ihr wurde heiß, und abermals wurde ihr bewusst, wie intensiv er ihre tief vergrabenen Sehnsüchte zum Leben erweckt hatte.
Nach dem Abendessen legte sie sich zurück ins Bett, kuschelte sich tief in die weichen Kissen und versuchte, zur Abwechslung einmal an nichts zu denken. Das ständige Gedankenkarussell hatte sie ganz schwindelig gemacht.
Ganz langsam fielen ihr die Augen zu, und die Stille des Moments trug sie sanft hinüber in einen unruhigen Schlaf.
Kapitel 9
Der neue Tag graute, und die Welt schien in einem tiefen Schlaf zu liegen. Kein Laut war zu hören. Selbst das Vogelzwitschern vor dem offenen Fenster war verstummt. Als Leah erwachte, galt ihr erster Gedanke Dominik. Ihr Herz wurde schwer. Sie kannte die Anzeichen – sie war dabei, sich zu verlieben. Was er wohl gerade machte? Ob er allein war? Bei dem Gedanken, dass eine andere Frau bei ihm sein könnte, überkam sie brennende Eifersucht. Eine ziehende Sehnsucht nach ihm breitete sich in ihr aus.
Ihre Lider flatterten. Für einen Moment ließ sie sie auf ihren Wangen ruhen, dann öffnete sie ihre Augen. Erinnerungen an die Stunden mit Dominik fluteten ihr Inneres. Seine unbeugsame Stimme, die starken Arme, der feste Griff, der fordernde Blick. Sie ersehnte seinen Kuss. Jetzt. Wollte erneut von ihm in den Wahnsinn getrieben werden. Das Kribbeln in ihrem Bauch, das sich bei dem Gedanken an ihn einstellte, breitete sich in ihrem gesamten Körper aus, mündete als sehnsüchtiges Pochen zwischen ihren Schenkeln.
Es klopfte an der Zimmertür. Leah setzte sich im Bett auf, zog sich die Decke bis zum Hals, um ihre Nacktheit zu verbergen.
Eine schöne, rothaarige Frau trat ein, einen Tablettwagen, üppig beladen mit Obst, frischen Croissants, warmem Brot, Rührei, Schinken, Honig, verschiedenen Marmeladensorten, Säften und Kaffee vor sich herschiebend.
„Guten Morgen.“ Eine kühle Hand wurde ihr entgegengestreckt, begleitet von einem kurzen Lächeln. „Ich bin Valérie. Mein Bruder Dominik hat mir berichtet, dass du für ein paar Wochen unser Gast sein wirst.“ Das Wort Gast betonte sie dabei auf eine Weise, die Leah die Röte ins Gesicht trieb. Valérie stand unmittelbar vor Leahs Nachtlager, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und schlug graziös ihre langen Beine übereinander. Dann füllte sie zwei Tassen mit köstlich duftendem Kaffee, reichte Leah den Brotkorb. „Besonderen Gästen gebührt ein kaiserliches Frühstück im Bett. Hast du etwas dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?“
Ohne eine Antwort abzuwarten und den Blick von Leah abzuwenden, tauchte sie eines der lauwarmen Croissants in einen Honigtopf, biss genüsslich hinein, während Leah lieber zu dem dunklen Brot griff und immer noch die Bettdecke unter ihrem Kinn zusammenhielt, wenn auch wesentlich entspannter.
Mit Nacktheit hatte sie eigentlich kein Problem, die Gesamtsituation jedoch verkrampfte sie.
Valérie begann von der Arbeit im Club zu erzählen, wie rasant der Zulauf an Gästen zunahm, während Leahs Geist sich noch immer in Sphären befand, die mit der Realität nichts gemeinsam hatten. Ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft, befanden sich im luftleeren Raum.
Die zarten Vorhänge flatterten in der Brise, die das offene Fenster hineinließ, Vögel zwitscherten. Es versprach, ein sonniger Tag zu werden. Wie er jedoch ablaufen würde, das lag vollkommen im Dunkeln. Ein besonderer Reiz, wie Leah fand. Sie hatte sich mit dem Schicksal ausgesöhnt – war ihm sogar dankbar für die prickelnden Momente, die sie bisher erleben durfte, und denen hoffentlich noch zahlreiche folgen würden.
„Wie gefällt es dir bei uns?“ Valéries Frage riss sie aus den Tagträumen.
„Ich … nun ja, so lange bin ich noch nicht
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