Eisrose
Clubanteile. Das ist mein letztes Wort.“
Leah hatte an fünfundzwanzig Prozent gedacht, da sie jedoch wusste, wie wenig Alternativen sie hatten, blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzustimmen. „Also gut.“
Er nickte ihr kühl zu. „Du sprichst französisch?“
Leah nickte.
„Perfekt. Das wird deiner Arbeit bei uns im Club dienlich sein. Ich erwarte dich also in drei Wochen. Dein Vater kennt die Adresse.“
Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, war er verschwunden.
Kapitel 4
Die Sonne schob sich als glutroter Ball aufwärts, verdrängte die Dämmerung und legte einen warmen Schimmer über den beginnenden Tag. Leah rieb sich die Augen, gähnte herzhaft. Endlich hatte sie Frankreich erreicht und begann nun, sich Richtung Süden zu orientieren. Der hübschen französischen Orte wegen hatte sie beschlossen, statt der Autobahn die kleinen, gut ausgebauten Straßen zu nutzen, die zwar wesentlich zeitaufwendiger zum Ziel führten, dies jedoch durch den betörenden Charme der Gegend wettmachten. Schon lange war es ein Traum von ihr, Südfrankreich einmal mit dem Auto zu erkunden. Aus diesem Grund hatte sie auf eine Reise per Flieger verzichtet. So bekam sie auf dem Weg nach Nizza einiges von der Gegend mit, war auch vor Ort mobil und konnte außerhalb ihrer Arbeitszeit im Club dieses herrliche Fleckchen Erde erkunden.
Die Sonne schien gnadenlos vom wolkenlosen Himmel, was ihr wegen des offenen Verdecks einen mächtigen Sonnenbrand auf den Armen bescherte. Ein lautes Konzert von Grillen und anderen Tieren mischte sich von den Straßenrändern aus in die stimmungsvolle Sommermusik, die der Radiosender zum Besten gab.
Sie war auf dem Weg zur Perle der Côte d’Azur, wo das Wasser azurblau schimmerte und auf den romantischen Boulevards der Altstadt Straßenkünstler vor den zahlreichen Cafés musizierten. Auch wenn die Fahrt dorthin keinem persönlichen Vergnügen entsprang, so nahm sie sich vor, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Langsam, aber sicher begann sie sich auf das Eintauchen in das viel gerühmte Flair dieser Gegend zu freuen. Leah hatte viel über die kleinen Gassen der wunderschönen Altstadt gehört, von den bunten Märkten, Kunst, Kultur und Nachtleben. Sie beschloss, davon ebenso zu kosten wie von langen Spaziergängen am Strand und Baden im unendlichen Blau des Mittelmeeres. Schließlich würde sie an keinen 24-Stunden-Job gebunden sein.
Nizza … beeindruckend, laut, sexy und abwechslungsreich. Sowohl Nachtschwärmer als auch Ruhe suchende Individualisten kamen an diesem Ort auf ihre Kosten, erlagen der Liebenswürdigkeit und dem Charme dieser Stadt.
Und nun war sie auf dem Weg dorthin.
Immer wieder hielt sie an, berauschte sich an der schönen Landschaft, den urigen Ortschaften, den blühenden Lavendelfeldern.
In Sisteron, einem Städtchen, das im Tal der Durance lag und von fast senkrechten Felsen umsäumt war, suchte sie sich ein Quartier, und am nächsten Morgen ging es südöstlich weiter bis nach Saint-Tropez.
Die Aussicht auf die satten Blautöne, in denen das Meer schimmerte, raubte ihr für den Moment den Atem. Der Anblick wirkte wie gemalt und so frisch, dass Leah meinte, den Duft der Gegend auf der Zunge zu schmecken. Die Luft flirrte. Sie kniff die Augen zusammen, nahm jedes Detail in sich auf. Die intensiven Farben prägten sich in ihr Bewusstsein.
Sie fuhr an der Küste entlang nach Saint-Raphaël, weiter östlich über Cannes. Schließlich erreichte sie Nizza, die „Hauptstadt Südfrankreichs“, die einerseits vom Meer umsäumt wurde, sich andererseits bis hin zu den nahe gelegenen Bergen zog.
Herzklopfend brachte sie die letzten Kilometer hinter sich, erreichte die Spitze eines Zickzackkurses und fuhr auf einem schmal gewundenen Weg den bewaldeten Hügel steil bergauf. Die Straße wurde von ausladenden Steineichen und Olivenbäumen gesäumt, die das gleißende Sonnenlicht ausschlossen.
Dann plötzlich öffnete sich das satte Laubwerk, die Straße wurde schmaler und mündete in einer sonnigen Auffahrt. Leah fuhr weiter, auf ein geschwungenes Gittertor zu. Jenseits des Tores war ein parkähnlicher Platz zu sehen, in dessen Mitte eine riesige Palme ihre fächerartigen Zweige ausbreitete. Eine Baumreihe verhinderte jeden weiteren Ausblick nach hinten.
Sie hielt am Tor an und drückte auf den Knopf der Sprechanlage, die mit Videoüberwachung ausgestattet war. Das Gittertor ging auf, und als sie hindurchfuhr, ergriff sie urplötzlich der Wunsch
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