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Eisrose

Eisrose

Titel: Eisrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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man im Nachhinein darüber nachdenkt, hat es vielleicht immer schon Anzeichen für eine solche Verzweiflungstat gegeben.“
    Leah lief es kalt den Rücken hinunter. Gierig sog sie jede Information in sich auf, wollte gleichzeitig jedoch nichts darüber wissen.
    „Dominik hat mir nicht verboten, über sie zu reden. Es war bisher nie ein Thema zwischen uns, und so soll es auch bleiben.“
    Das war nicht einmal gelogen, denn Leah hatte Angst davor, Details zu erfahren. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Jedes zusätzliche Wissen konnte letztendlich die Macht in sich tragen, ihr eigenes Wohlbefinden zu trüben. Ihr ging es gut. Nur das zählte. Egal was in der Vergangenheit geschehen war, sie hatte damit nichts zu tun.
    Valérie legte ihre manikürte Hand auf Leahs Unterarm und schaute sie eindringlich an. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Solltest du jedoch einmal Hilfe brauchen, ich bin für dich da.“ Ihr Blick glitt zur Armbanduhr. „Ich muss zurück in den Club. Kommst du mit?“
    „Ich bleibe noch etwas und komme dann mit einem Taxi nach.“
    „Okay. Bis später dann.“
    Und so schlenderte Leah allein durch Nizza. Sie genoss die Aura der Stadt in vollen Zügen, dachte aber auch an Valéries Worte.
    Verdammt, verdammt. Es war ihr also überaus deutlich anzusehen, dass sie verliebt war. Ob Dominik es ebenfalls bemerkt hatte? Wenn ja, würde dies zur Folge haben, dass er ihrer schon bald überdrüssig würde? Ihr Herz schlug Purzelbäume. Das dufte nicht geschehen. Tief atmete sie ein, nahm sich fest vor, das Ganze nicht mit negativen Gedanken aufzuladen. Sie mobilisierte ihre positiven Gedanken und beschloss, das Hier und Jetzt in vollen Zügen zu genießen.
    Die herrliche Landschaft machte es ihr einfach, dies in die Praxis umzusetzen. Schon bald fühlte sie sich wieder besser. Das Panorama, welches sich ihr bot, war beeindruckend: die imposanten Alpen zur linken und das tiefblaue Mittelmeer zur rechten Seite der Stadt.
    Hupende Autos, gut gelaunte Menschen entlang der Promenade, glitzerndes Meer, Sonne, Palmen, einladende Cafés. Außerdem genügend Zeit für sich. Herrlich. Ein Blick auf die Uhr zeigte, sie hatte noch mindestens zwei Stunden, bis Dominik sie zu sehen wünschte. In dieser Zeit wollte sie das Flair dieser Stadt intensiv in sich aufsaugen.
    Der Wind bewegte für kurze Zeit die Zweige eines Mandelbaumes. Leah atmete tief ein, schloss die Augen und gab sich ganz dem Zauber des Augenblickes hin.
    Die Sonne schien, die Vögel sangen, und während sie so vor sich hin schlenderte, hüpfte eine silbergraue Taube vor ihr über das Kopfsteinpflaster. Für kurze Zeit blieb sie stehen und schaute sie irgendwie fragend an. Dann trippelte sie weiter, schnappte nach den Brotkrumen, die eine vergnügt plaudernde Familie auf das Pflaster warf, wo weitere Tauben auf ihre Mahlzeit warteten.
    Leah ließ sich treiben und schlenderte schon bald durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Buntes Treiben, Lachen, Cafés, Eisverkäufer, Maler, die ihre Bilder anboten, Musik und Marktstimmung. In einem dieser reizenden Cafés wollte sie Platz nehmen, von dem Kuchen kosten, der so verlockend in den Vitrinen darauf wartete, von einem Genießer ausgewählt zu werden. Sie kramte ihre Sonnenbrille aus der Tasche, setzte sie auf. Die rötlich gefärbten Gläser ließen die Umgebung fast unwirklich erscheinen, wie gemalt. Leah liebte Sonnenbrillen, besaß eine ganze Sammlung in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Mit Sonnenbrille fühlte sie sich entrückt; ebenso entrückt, wie die Umgebung durch das bunte Glas auf sie wirkte. Mitmenschen ließen sich auf diese Weise prima beobachten, ohne dass diese es bemerkten und sich womöglich angestarrt fühlten.
    Schon bald saß sie vor einem gemütlichen Café, bestellte einen Cappuccino, wählte einen üppig aussehenden Kuchen. Üppigkeit passte in den heutigen Tag, der schon jetzt angefüllt war mit einer Vielfalt an Sinneseindrücken.
    Sie schlug die Beine übereinander und betrachtete die Bilder, die ein Künstler schräg gegenüber vor seinem kleinen Laden aufgestellt hatte. Großflächige Gemälde, Farbflächen in Blau-und Rosatönen, Farbwogen, die sie heiter stimmten.
    Hier ließ es sich aushalten.
    Als sie sich eine Stunde später auf die Suche nach einem Taxi machte, wehte ein sanfter, warmer Wind. Süßer Blütenduft hing in der Luft. Auf dem Weg zurück zum Club vermeinte sie noch immer, diesen herrlichen Duft zu vernehmen.

Kapitel 17
     
    Ein

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