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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Quinn
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Motor mit Heißluft erwärmen müssen, ehe er ansprang.
    Verfluchte Kälte, schimpfte Szargosh in Gedanken.
    Erst als er knapp davor stand, bemerkte er den unregelmäßigen Koloß des Rovers. Der Sturm und die dadurch hervorgerufene Dunkelheit begrenzten das Sichtfeld auf knapp einen Meter. Ein Mann ohne gutes Orientierungsvermögen wäre rettungslos verloren in dieser scheinbar unendlichen Wüste aus Schnee.
    Szargosh umrundete das Fahrzeug und rief leise nach Drunkley. Keine Antwort. Besorgt runzelte er die Stirn. Wo war Drunkley? Hatte er die relativ sichere Umgebung ihres Lagers verlassen und war zu der Felsengruppe geeilt, die knapp fünfzig Meter entfernt lag?
    Aber wozu?
    Es war glatter Selbstmord, sich bei diesem Unwetter zu lange im Freien aufzuhalten.
    »Steve!« schrie Szargosh hinter seiner Gesichtsmaske. »Steve! Steve Drunkley! Gib Antwort! Wo bist du?«
    Aber das Tosen des Sturmes verschluckte seine Worte. Ein seltsames Gefühl beschlich Szargosh. Wenn Drunkley etwas passiert war ... Vielleicht hatte er seine Schutzbrille verloren und irrte hilflos und erblindet durch den Orkan. Oder er war vielleicht in eines der Schneelöcher gerutscht – Vertiefungen im Boden, die während des Winters mit Schnee und Eis gefüllt waren und tückische Fallen darstellten, die schon manchen Mann für immer gefangen hatten.
    »Hallo, Steve!« brüllte er wieder. »Gib Antwort! Steve!«
    Nichts. Nur das Heulen des Windes, das Tanzen der Eiskristalle.
    Szargosh gab sich einen Ruck und ging noch einmal eine etwas größere Runde um den Rover.
    Plötzlich stieß sein Fuß gegen etwas Hartes. Alarmiert blieb er stehen und bückte sich, schaufelte schwer atmend den Schnee zur Seite.
    Ein Bein – in gefütterten Hosen!
    So schnell er konnte, grub er weiter und verwünschte die Kälte, den Sturm, dieses mörderische Land.
    Es war Drunkley, der hier lag. Regungslos und wie tot.
    Szargosh rüttelte Drunkley an der Schulter.
    »Steve, was ist passiert? Steve – antworte doch! Sag etwas, verdammt noch mal! Steve !«
    Aber Drunkley rührte sich nicht. Sein Mund blieb stumm.
    Szargoshs Gedanken, von plötzlicher Angst getrübt, klärten sich allmählich. Er mußte ihn ins Zelt schaffen. Nur dort konnte Drunkley geholfen werden. Vielleicht war er verletzt, und die Kälte hatte ihn bewußtlos werden lassen.
    Er packte Drunkley an den Beinen, wollte ihn in Richtung Zelt schleifen.
    Da bemerkte er, was er unbewußt die ganze Zeit ignoriert hatte: Steve Drunkleys Körper war eiskalt. Sogar durch die plumpen Stiefel konnte Szargosh noch diese furchtbare Kälte fühlen.
    Ein Schauer lief dem kleinen Mann über den Rücken.
    Da stimmte doch etwas nicht. Drunkley befand sich kaum zwanzig Minuten im Freien. Selbst bei den herrschenden Minustemperaturen konnte ein warmer Körper nicht so schnell zu einem Eisblock werden.
    Und dann – wie starr, wie hart Steves Körper war. Wie ... Wie ein Stück Holz. Oder ... Szargosh wehrte sich zuerst gegen diesen Gedanken, aber er drängte sich immer wieder in sein Bewußtsein.
    Oder wie ein riesiger Eiswürfel!
    Szargosh begann zu zittern. Die Legenden der Eskimos fielen ihm ein ... Unwirsch schüttelte er den Kopf. Unsinn war das, abergläubisches Geschwätz.
    Er beugte sich zu Drunkley hinab und fuhr ihm über das vermummte Gesicht. Trotz seiner Handschuhe fühlte er einen eisigen Hauch, der von Drunkley ausging.
    Drunkley war tot, erfroren. Daran war nicht mehr zu zweifeln. Mit einem Ruck riß er dem Toten die Gesichtsmaske herunter.
    Szargosh zuckte zurück, schrie auf. Nein, das konnte nicht sein, das war unmöglich!
    Das konnte einfach nicht sein !
    Aus geweiteten Augen starrte er in Steve Drunkleys Gesicht. Auf den ersten Blick sah es völlig normal aus. Doch blickte man näher hin, musterte es genauer ...
    Die Haut bestand nicht mehr aus Fleisch, sondern aus Myriaden winziger Kristalle. Ebenso die Augen, die Haare...
    Steve Drunkley war zu Eis geworden!
    Es dauerte geraume Zeit, bis Szargosh sein Entsetzen überwunden hatte und wieder klar denken konnte.
    Er mußte zurück ins Zelt und mit Rubett sprechen. Rubett kannte sich aus, er mußte wissen, was für Drunkleys Tod und seinen gespenstischen Zustand verantwortlich war.
    Szargosh drehte sich um und eilte zurück zum Zelt. Der kniehoch liegende Schnee behinderte ihn, und die Macht des Sturmes forderte seine letzten Kräfte heraus.
    Szargosh hatte Angst. Ihm war, als würde er von unzähligen gierigen Augen beobachtet, als würde jemand- etwas

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