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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Quinn
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mehrerer Menschen war da die Rede.
Im Grunde alles recht verwirrend und unglaublich. (Möglicherweise hat der Polarkoller den guten Patrick erwischt!) Aber da er sehr ernsthaft bemüht war, die Angelegenheit korrekt und sachlich und ohne Hokuspokus zu dokumentieren, bin ich der Ansicht, daß durchaus doch etwas dahinterstecken könnte.
Darum dachte ich auch sofort an Dich, nachdem ich Patricks Nachricht gelesen hatte.
Soweit mir bekannt ist, beschäftigst Du Dich ja schon seit geraumer Zeit mit okkulten Dingen und ähnlich gelagerten Themen. Hättest Du Zeit, Interesse und etwas Geld übrig, um nach Alaska zu kommen und Dir die » Eisvampire « anzusehen?
In meinem Haus bist Du – Du weißt es -jederzeit herzlich willkommen! Solltest Du also wirklich kommen, so sende mir ein kurzes Telegramm, damit ich Bescheid weiß!
Ich würde mich auf ein Wiedersehen sehr freuen!
Dein Freund
William Heartley
 
    Enver Chroschka starrte nachdenklich die Decke an und machte sich zum Schlafen bereit. Morgen würde er sich über den Alaska-Highway auf den Weg nach Fairbanks machen.
    Obwohl die Häuser alle auf über einen Meter hohen Pfählen standen, reichte der Schnee fast bis zur obersten Treppenstufe.
    Patrick Logan musterte die schmale Hauptstraße und die vergilbten Wände der Häuser, die dem Polizeibüro gegenüber lagen.
    Die Kälte fraß sich in kurzer Zeit durch seine pelzige Winterkleidung und ließ ihn erschauern.
    Logan ging die Stufen hinunter und sank bis zu den Oberschenkeln in den Schnee ein. Der Neuschnee war noch nicht so gefroren, daß er eine feste Decke bildete, und so wurde jeder Schritt zu einer schweißtreibenden Angelegenheit.
    Bunker’s Hope war nur ein kleines Städtchen, zählte kaum tausend Einwohner, aber seitdem draußen vor den Toren der Stadt die Alyeska ein Arbeitercamp errichtet hatte, war es Nachts nicht mehr so ruhig wie noch vor wenigen Jahren.
    Logan seufzte. Manchmal fürchtete er, altmodisch und ein unverbesserlicher Sonderling zu sein, weil er das Wirken des Ölkonzerns in Alaska verurteilte und sich zurück nach der Abgeschiedenheit der Vergangenheit sehnte, aber er wußte, daß sein Widerstand von vielen geteilt wurde.
    Die Alyeska vernichtete trotz der verschärften Umweltgesetze die Natur, gefährdete mit ihrer gigantomanischen Pipeline den Lebensraum der Tiere und mit ihrer Skrupellosigkeit die intakte soziale Umwelt der Menschen.
    Seit dem Ölboom hatte sich die Zahl der Alkoholiker unter den Ureinwohnern Alaska, den Eskimos, verfünffacht. In Jahrhunderten gewachsene Lebensstrukturen wurden innerhalb einiger Jahre total verändert. Die Folge mußte die Vernichtung des Eskimo-Volkes sein.
    Noch war es nicht ganz soweit, noch bestand die Möglichkeit einer Rückbesinnung, einer Rettung, aber das Öl war nur der Anfang. Die unberührten Weiten Alaskas bargen noch mehr Schätze. Kohle, Gold, Diamanten, Erz, Uran ... Die Liste ließ sich nahezu beliebig lange fortsetzen.
    McClosens Expeditionen zum Rumsfield-Plateau waren nur ein Indiz für die Unersättlichkeit der Energiemultis.
    Das Rumsfield-Plateau ...
    Wieder erschauerte Logan. Er hatte es vermutet, aber immer gehofft, sein schrecklicher Verdacht würde sich niemals bewahrheiten. Die Legenden der Eskimos sprachen die Warnung mit aller Deutlichkeit aus:
Wanderer, meide das Tafelland,
wo das Blut in Deinen Adern zu Eis gerinnt
und das kalte Gewürm der Erde entsteigt,
um die Menschen zu verderben.
    Es gab sie tatsächlich. Geheimnisvolle Wesen, deren Triebe den Tod für jeden Uneinsichtigen bedeuteten. Geschöpfe aus Eiskristallen, deren Frostatem die Wärme aus den Gliedern saugte und die Menschen in gefrorene Zombies verwandelte – nicht tot, aber auch nicht lebend. Satanische Monstrositäten, voller Gier nach pochenden Herzen, voller Haß auf alles, was lebte und gut war.
    Logan schob sich durch den Schnee und dachte an Drunkley, Szargosh und Martin Rubett, die dort draußen jetzt vielleicht einen furchtbaren Tod starben oder, so grotesk die Vorstellung war, ein noch viel schlimmeres Schicksal vor Augen hatten: verdammt, für immer und ewig als erstarrte Eisleichname umherzuwandeln und den Eisvampiren Menschen als neues Opfer zuzuführen.
    Endlich erreichte er Northway’s Inn, die einzige Kneipe von Bunker’s Hope und somit soziales und kulturelles Zentrum der kleinen Stadt.
    Er stieg die breite Treppe hinauf und reinigte sich von dem festgepappten Schnee, ehe er die Tür aufstieß und in den dunklen, verräucherten Raum

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