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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Quinn
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und mehr der Eingangstür genähert. Ein schwerer Stoß brachte das Zelt zum Erzittern. Rubett unterdrückte einen Schrei und umklammerte instinktiv das Gewehr.
    Wieder traf ein Stoß das Zelt, aber es hielt. Danach herrschte Stille. Nur noch die Geräusche des Schneesturmes drangen an Rubetts Ohr.
    Als auch nach einer halben Stunde kein weiterer Angriff erfolgte, beschloß der hochgewachsene Prospektor, sich hinzulegen und etwas zu schlafen.
    Vorher jedoch schaltete er noch einmal das Funkgerät ein. Vergeblich. Nur das Knacken und Pfeifen der atmosphärischen Strömungen tönten aus dem Lautsprecher. Wahrscheinlich war der ganze Himmel mit Nordlichtern übersät. Die elektrischen Entladungen machten einen befriedigenden Funkverkehr unmöglich.
    Rubett schloß die Augen. Er war völlig erschöpft und übermüdet. Aber selbst im Schlaf fand er keine Ruhe. Groteske Alpträume plagten ihn und ließen ihn mehrmals schreiend aufwachen.
     
    In Sitka, einem halb zugefrorenen Hafen nahe der kanadischen Grenze, hatte Enver Chroschka den stinkenden Lastkahn verlassen und sich in einem billigen, völlig überfüllten Hotel einquartiert.
    Der Ölboom in Alaska führte – ähnlich wie ein Menschenalter zuvor der Goldrausch – in den Hafenstädten zu einem beispiellosen Durcheinander.
    Hotels, Pensionen, sogar Privathäuser hatten über Nacht einen Andrang an Unterkunft suchenden Menschen zu verzeichnen, der sie völlig überforderte. Findige Hoteliers stellten in ihren Räumen bis zu zehn Betten auf und verlangten Wucherpreise für einen der begehrten Plätze. Gleichzeitig waren auch die Preise für Lebensmittel, Alkoholika und für verschiedene Dienstleistungen in astronomische Höhen gestiegen. Die Arbeiter der Alyeska verdienten gut, manche mehr als zweitausend Dollar die Woche. Selbst die Hilfsarbeiter erhielten wöchentlich knapp tausend Dollar, und nach der harten Arbeit bei Temperaturen von minus vierzig, fünfzig oder sechzig Grad lechzten sie geradezu nach Abwechslung und Zerstreuung.
    Die Leidtragenden waren die alten Bewohner Alaskas, deren karge Löhne dem neuen Preisniveau nicht gewachsen waren und die bald ganz ans Ende der sozialen Skala sanken.
    Kriminalität, Alkoholismus und Drogensucht waren die Folge.
    Und mit den Arbeitern, den Glücksrittern, den Nutten und Zuhältern kam auch die Mafia, die bald sämtliche Kneipen, Bordelle, Amüsierbetriebe, den Drogen und Alkoholhandel in ihre schmutzigen Hände brachte, die Preise diktierte und selbst die Ordnungsbehörden durch Schmiergelder und massive Erpressung willfährig zu machen suchte.
    Enver Chroschka wußte dies. Vor seiner Ankunft hatte er sich gründlich informiert, obwohl ihn die sozialen Probleme Alaskas nur am Rande berührten. Es war nicht seine Aufgabe, die menschenunwürdigen Zustände zu verändern. Andere mußten dies tun, allen voran die Bürger dieses Staates, oder sie würden für immer in die Abhängigkeit gewissenloser Geschäftsleute und machtgieriger Spekulanten geraten.
    Enver Chroschkas Mission war von anderer Art.
    Nachdem er sich die winzige Dachkammer der schäbigen Pension einigermaßen wohnlich eingerichtet hatte, las er noch einmal den Brief, der ihn vor wenigen Wochen von einem alten Freund erreicht hatte.
Fairbanks, Alaska, 21. Oktober
Lieber Enver!
Sicherlich bist Du überrascht, nach so vielen Jahren wieder etwas von mir zu hören, aber hier bei uns in Alaska ging in der letzten Zeit alles drunter und drüber, daß man kaum mehr dazu kam, sich um etwas anderes als um seine ureigensten privaten Angelegenheiten zu kümmern.
Das Öl ruiniert dieses schöne, weite Land. Es ist erstaunlich, was Geldgier aus den Menschen zu machen imstande ist. Aber ich glaube, dies liegt weniger an den Menschen selbst, als an den Zuständen, in die sie hineingeboren werden.
Vielleicht erinnerst Du Dich noch an einen jungen Mann namens Patrick Logan, der bei Deinem letzten Besuch bei mir unsere Gesprächsrunde erweiterte. (Sind seitdem wirklich schon vierzehn Jahre verflossen?) Wie auch immer, es ist nicht lange her, da erhielt ich von Patrick einen äußerst interessanten Brief.
Patrick ist übrigens jetzt Polizeichef in einem kleinen Dorf, etwa zweihundert Kilometer südwestlich von Fairbanks.
Er berichtete mir etwas von unerklärlichen Geschehnissen in der Nähe seiner Ortschaft, Bunker’s Hope, die ihren Ursprung auf einer großen Hochebene namens Rumsfield-Plateau haben sollen. Von vampiristischen Wesen, Eskimo-Mythologie und dem Verschwinden

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