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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Trainingsgründen beispielsweise gefragt, wen er am Vortag im Fahrstuhl getroffen hatte – und war zumeist kläglich gescheitert.
    Er und sein Kollege wussten, wie entscheidend es in einem Strafverfahren sein konnte, dass unabhängige Zeugen sichere Angaben zum Randgeschehen eines Falles machten. Zeugen, die unspektakuläre Geschehnisse, wie das Parken eines Wagens vor einem Haus zu einer bestimmten Uhrzeit, beobachtet hatten oder sich etwa an Licht im Treppenhaus, Musik oder anderes erinnerten.
    »Wir brauchen eine Menge Leute, die in den kommenden Tagen Spaziergänger befragen«, sprach Bendt ihren gemeinsamen Gedanken aus.
    »Werd sehen, wen wir kriegen können«, seufzte Braun bei dem Gedanken an die vorherrschende Personalknappheit resigniert.
    »Was haben wir sonst noch?«, fragte er Bendt, der früher als er am Tatort gewesen war.
    »Nicht viel.«
    Sie wussten, dass die Spurenlage schon allein wegen des Wetters mehr als bescheiden war. Eventuelle DNA-Spuren, die der Täter zurücklassen hätte können, waren vermutlich längst vom Regen in den Waldboden gespült worden. Auch Schuh- oder Reifenspuren waren kaum noch zu sichern. Rund um den Tatort bot schon
der unwegsame Waldboden mit seinen Tannennadeln und Ästen keine nennenswerte Möglichkeit, brauchbare Schuhspuren des Täters zu finden. Der Waldweg und der angrenzende Parkplatz waren überschwemmt, und zudem musste man davon ausgehen, dass insbesondere auf dem Parkplatz mögliche Reifenspuren des Täterfahrzeugs längst überfahren worden waren.
    »Wie steht es mit dem Hund?«, fragte Hauptkommissar Braun weiter.
    »Bisher niemand, der den Streuner gesehen hat«, antwortete Bendt.
    Sie gelangten zum Parkplatz, wo die Spurensicherung im Wesentlichen abgeschlossen war. Bendt deutete auf einen der Einsatzwagen, vor dem eine Dame mit einem Pudel stand, die eifrig auf einen gehorsam lauschenden Herrn im Lodenmantel nebst Foxterrier einredete.
    Braun stellte wieder einmal verblüfft fest, wie oft Hundebesitzer ihren Hunden tatsächlich ähnelten. Die getrimmte Lockenpracht der stolzen Pudeldame bildete das passende Äquivalent zu der brünett gefärbten Kurzhaardauerwelle ihrer Herrin. Ein ebenso stimmiges Paar bildeten der vornehm wirkende Herr mit gedrungener Statur und grau meliertem Haar und sein gleichermaßen gedrungen wirkendes weißes Knäuel Hund, das ehrerbietig die Schnauze der Pudeldame abschleckte, die dies mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Langeweile mit sich geschehen ließ.
    »Das ist die Zeugin«, sagte Bendt unnötigerweise, während sie näher traten.

    »Wäre ich nie drauf gekommen«, antwortete Braun ironisch und tat einen Seufzer.
    Die Wangen der Dame waren vom Wind und der Aufregung leicht gerötet, und ihr mit einer Feder geschmückter Jägerhut war ein wenig verrutscht. Ihre Körperhaltung und die Art und Weise, in der sie gestikulierte, zeugten schon von Weitem von einer gewissen Sensationslust, die sich mit ehrlich empfundenem Grauen vermischte.
    Mit geschultem Blick analysierte Braun, dass sie es mit einer Person zu tun hatten, die das Geschehene vordergründig zweifellos schrecklich fand, zugleich aber die fragwürdige Gabe besaß, sich mit einer gewissen Freude dem gepflegten Grusel hinzugeben. Sie schien sich als Teil eines Live-Krimis zu begreifen, der ihr die Möglichkeit bot, aus der Tristesse ihres Alltags auszubrechen und ihrem Fleischer und Gemüsehändler endlich einmal etwas wirklich Unglaubliches zu erzählen.
    Als sie die Dame erreicht hatten, streckte Braun ihr die Hand entgegen und stellte sich und seinen Kollegen vor.
    »Von Hacht«, entgegnete sie ebenso wichtig wie stolz.
    Bendt konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Blick, mit dem die Dame Hauptkommissar Braun von oben bis unten abmaß, zeigte deutlich ihre Enttäuschung darüber, dass er nicht ihrem Idealbild eines echten Schimanskis entsprach.
    »Leila, lass das!«, zischte sie ihre Pudelhündin an,
als diese sich an Bendts Hosenbein hinaufschnupperte, was Frau von Hacht offensichtlich als unschicklich erachtete und erröten ließ. »Das tut sie sonst nie«, entschuldigte sie sich und zog Leila am Halsband zurück.
    »Natürlich nicht«, gab Bendt zurück und verkniff sich ein Grinsen.
    Der Herr mit dem Terrier hatte gerade noch die Möglichkeit, sich als Herr Burmeister vorzustellen, als es auch schon aus Frau von Hacht herausplatzte.
    »Ist es nicht eine Tragödie!«, rief sie gestelzt, während sie affektiert die Hände vor das Gesicht

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