Elben Drachen Schatten
dich nicht. Und ich bin mächtiger als du.“
„Es mag dir im Augenblick so scheinen, aber du irrst, wie du schon so oft irrtest!“
„Dann stelle dich jetzt zum Kampf!“
„Nein! Noch ist die Zeit nicht reif. Aber ich werde kommen, verlass dich darauf!“
Die Schattengestalt verschwamm vor Whuons Augen und war innerhalb weniger Sekunden ganz verschwunden.
„Was nun?“, fragten Whuons Gedanken das Axtwesen.
„Wir werden sehen!“
„Wie soll Thagon besiegt werden? Ich bin ein einzelner! Unsere Gefährten sind tot.“
„Wir sind zwei, wenn wir auch zur Zeit den gleichen Körper teilen!“
„Also gut, zwei. Aber das ändert nicht viel.“
„Ich werde deine Gefährten von den Toten wiedererwecken.“
Da sah Whuon aus Thyrien, wie die Toten aufstanden. Leer schauten sie drein, aber was machte das?
„Du musst sie führen! Sie brauchen jemanden, der sie führt“, raunte ihm das Axtwesen zu.
„Ich? Aber der Admiral …“
„Der Admiral ist nicht mehr in der Lage, das Heer zu führen. Du musst es.“
„Aber …“
„Wir brechen am besten noch in dieser Nacht auf.“
„Aber ich bin hundemüde.“
„Ich werde dir Kraft geben, wenn du welche brauchst. Aber wir dürfen jetzt keine Zeit mehr verlieren.“
„Und diese Männer hier, sind sie nicht auch müde? Haben sie sich denn ihre Nachtruhe nicht verdient?“
„Sie brauchen keinen Schlaf. Ich werde ihren Körpern Kraft geben.“
Whuon fragte sich, woher diese plötzliche Eile herrühren konnte. Es schien dem Thyrer fast so, als hätte das Axtwesen Angst. Aber wovor sollte dieses übermächtig erscheinende Wesen Angst haben? Vor dem Schattenwesen?
Würde diese düstere Kreatur ihre Drohung wahrmachen und zurückkehren?
Whuon wandte sich an die Krieger und hieß sie aufbrechen.
Wortlos packten sie ihre Sachen und waren in kürzester Zeit zum Aufbruch bereit.
Schweigend zog die Armee der Toten durch die Dunkelheit. Niemand dieser Krieger sagte ein Wort. Sie wirkten abwesend, doch gab man ihnen einen Befehl, dann führten sie ihn unverzüglich aus.
Whuon hatte das Gefühl, der einzige in diesem Heer zu sein, der lebte, der dachte.
Sanft wurde er von seinem Pferd durch die Dunkelheit getragen. Es dauerte nicht lange, da ging am Horizont die Sonne blutrot auf. Die Landschaft, durch die sie reisten, wurde immer öder und leerer. Sie befanden sich in der großen tykischen Wüste.
Whuon hatte das Gefühl, sein Pferd würde ihn führen und nicht umgekehrt. Unbeirrbar setzte es einen Huf vor den anderen. Das Tier schien das Ziel der Reise und den Weg zu kennen.
Oder gehorchte es ganz einfach jemand anderem?
Dem Axtwesen vielleicht?
Das Heer der lebenden Toten folgte Whuon, ohne zu murren, ohne zu essen oder zu trinken und ohne ein Wort zu sagen.
Ein leichtes Grauen überkam ihn vor diesem Heer. Aber es war sein Heer. Er gehörte auch zu dieser Armee, er war ihr Führer.
Und doch gehörte er nicht wirklich dazu. Denn er war ein Lebender, während seine Gefährten tot waren. Nur ihre Körper wankten jetzt noch über den Wüstensand.
+
Tagelang waren sie ohne Pause durch die Wüste gezogen. Aber die lebenden Toten ermüdeten nicht.
In der Ferne tauchte etwas auf. Es war eine Kuppel!
Es war Aruba!
In einer düsteren Schönheit zeigte sich ihnen hier die Stadt des einsamen Magiers, aber bald schon würde es diese Stadt nicht mehr geben.
Die Stadt rückte immer näher. Nur noch wenige hundert Meter. Da tauchte aus dem Nichts plötzlich etwas Schwarzes auf. Whuon zügelte sein Pferd und auch die Armee der lebenden Toten blieb stehen. In der Ferne schimmerte das Schwarze. Es war ein kleines schwarzes Dreieck. Es war noch klein, doch schon wuchs es zu monströser Größe heran.
Whuon erkannte das Dreieck sofort. Es war das Tor!
Das Tor!
Whuon überkam Angst. Am liebsten wäre er davongerannt.
Der Thyrer erinnerte sich an den Traum, den er mehr als einmal gehabt hatte.
Eine Ahnung!
Whuon meinte zu wissen, wie alles enden würde.
Das Tor war inzwischen so groß geworden, dass es mehr als eine ganze Stadt verschlingen konnte.
Es kam immer näher. Und dann verschlang die gähnende Schwärze des Tors die Kuppelstadt Aruba!
Whuon blickte verstört auf den Ort, wo Aruba vorher gestanden hatte, und wo nun das magische Dreieck war.
Es war alles so gekommen, wie er es zuvor geträumt hatte.
„Wir müssen dem Magier durch sein Tor folgen!“, befahl das Axtwesen.
Whuon ritt auf das Tor zu und die lebenden Toten folgten ihm. Als der
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