Elben Drachen Schatten
weiß es nicht...“
„Mergun ist der einzige, der die Revolution gegen die Götter einleiten kann! In Eurer ersten Vision heute Nacht habt Ihr eine grüne Flamme gesehen. Das ist das magische Feuer! Nur Mergun kennt sein Geheimnis, das Zauberwort mit dem man es wecken kann. Dieses magische Feuer ist dazu da, die Götter zu verbrennen. Mit einem in ihm gehärteten Schwert ist man dazu in der Lage, jeden Gott und jedes Zauberwesen zu besiegen! Nur mit Hilfe dieses Feuers kann die Revolution gewinnen! Versteht Ihr?“
Gibram nickte Luun zu.
Ja, er verstand es.
Ein Schauder erfasste ihn als er erkannte, dass die Entscheidung, die er nun fällen sollte für die ganze Welt von Bedeutung sein würde.
„Ihr müsst Mergun in die Wüste führen und ihm zeigen, was Krask getan hat! Wollt Ihr das tun?“
Gibram hatte diese Frage im Voraus geahnt. Er musste sich nun entscheiden.
Er würde seine Sippe verlassen müssen, um nach Balan zu reisen, die wohlhabendste und schönste Stadt an der ganzen Küste des östlichen Meeres. Es war eine weite Reise und vielleicht würde Mergun schon gar nicht mehr in Balan weilen, wenn er dort ankäme. Aber er musste das Risiko auf sich nehmen!
Er musste!
Es durfte nicht geschehen, dass sich das gewesene Unrecht dauernd wiederholte. Man musste den Göttern ein Ende setzen - oder doch zumindest einigen von ihnen!
„Ja, ich werde Mergun hier her holen!“, erklärte er dann entschlossen. Mergun sollte all das Unrecht sehen, das Seinesgleichen dem Volk der Lanar angetan hatte!
„Ihr habt einen weisen Entschluss gefasst, mein Freund. Ich hoffe, Ihr werdet ihn nicht einst bereuen!“
„Ich glaube nicht“, erwiderte Gibram. Plötzlich war alle Schwäche, alle Müdigkeit von ihm gewichen.
Eine große und zugleich auch eine beträchtliche Gefahren bergende Aufgabe lag vor ihm und allen anderen Menschen: die Revolution!
„Ich verlasse Euch nun, Gibram.“
„Werden wir uns wieder sehen?“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich vermag das nicht im Voraus zu bestimmen.“ Der graue Wanderer wandte sich um und ging. „Lebt wohl!“, sagte er noch.
„Ihr geht in die Wüste?“
„Ja.“
„Werdet Ihr nicht umkommen?“
„Lasst das meine Sorge sein! Geht Ihr und zeigt Mergun die Wüste! Und tut es bald, denn die Zeit drängt! Jeden Tag, an dem die Götter dieses Land beherrschen, werden die Leiden der Menschen schlimmer!“
Gibram sah Luun noch lange nach, bis dieser hinter Dünen verschwand und nicht wieder auftauchte.
Am Horizont war inzwischen die Sonne blutrot aufgegangen.
Es war so, als trüge sie das Blut, welches während der kommenden Ereignisse vergossen werden sollte...
*
Es war schon spät geworden. Mergun saß noch immer in der Ecke der Taverne mit dem zweifelhaften Ruf und hörte Irrtocs Liedern zu.
Die seltsamen Leute, die hier in diesem Schankraum weilten und den traurig-melancholischen oder kämpferisch- aufrührerischen Liedern Irrtocs lauschten, waren noch immer hellwach und zollten dem Sänger ihren Beifall.
Doch Mergun war mit sich und seinen Gedanken allein. Alles was um ihn herum passierte, nahm er nur am Rande war; es war nebensächlich für ihn. In ihm klaffte ein Zwiespalt, ein tiefer Abgrund.
Da betrat eine finstere Gestalt die Taverne. Von den anderen Gästen wurde sie fast überhaupt nicht bemerkt, denn die lauschten den Liedern des Irrtoc.
Aber Mergun schauderte es, als er sie erkannte! Die Gestalt war kein anderer als Lord Andur, der Herr der Angst! Andur kam zu ihm an den Tisch, und Mergun sah ihn finster an.
„Welch eine Freude, Euch wiederzusehen, Herr Mergun!“, sagte Andur, der den Blick des Gottes nicht zu bemerken schien.
„Diese Freude kann ich leider nicht erwidern!“, versetzte Mergun schroff. Er hatte absolut keine Lust sich mit dem Herrn der Angst zu beschäftigen, seinen lockenden Angeboten zu lauschen und später von ihm verraten zu werden! Er wollte nicht am Kreuz enden wie Shaykaliin.
Der arme, kleine Shaykaliin - es wäre gerecht gewesen, wenn man statt seiner Andur getötet hätte. Aber Andur war zu mächtig, um besiegt zu werden. Niemand konnte einen Kampf mit ihm wagen. Selbst, wenn die Götter ihre vereinten Kräfte gegen den Düsteren Lord aufbrachten, konnten sie es nicht schaffen...
Weshalb war Andur hier?
Sicherlich nicht, um Irrtocs Liedern zu lauschen. Andur war kein Poet, sondern ein Mörder, der seine Opfer mit sadistischer Freude zu quälen pflegte. War er hier, um Mergun zu quälen?
Des Gottes
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