Elben Drachen Schatten
weitere Hinweise zu erhalten, aber es ist ihm nicht gelungen.«
»Ich bin überzeugt davon, dass entsprechende Hinweise in den Ländern der Rhagar zu finden sind.«
»Aber deren Länder sind groß und zahlreich«, gab Ruwen zu bedenken.
Magolas atmete tief durch. »Unser König kann sich glücklich schätzen, eine Gemahlin an seiner Seite zu haben, die so nachsichtig mit ihm ist.«
»Warum sollte ich strenger urteilen als Keandirs Volk, das offenbar mit ihm zufrieden ist?« Sie lächelte. »Davon abgesehen mag es sein, dass meine Liebe ihn mich manches in milderem Licht sehen lässt. Und noch etwas solltest du in Betracht ziehen, Magolas …«
Der Königssohn hob die Augenbrauen. »Was meint Ihr, Mutter?«
»Was mich persönlich betrifft, so teile ich die Trauer um den Verlust der Elbensteine. Sie waren immer ein wesentlicher Teil unserer Tradition und ein Artefakt, das unseren Glauben an die Kraft der Elbenheit symbolisierte …«
»… der uns verloren zu gehen droht, Mutter!«
»Mag sein. Aber was die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers angeht, so bin ich ehrlich gesagt froh, dass sie sich nicht mehr auf Burg Elbenhaven befinden. Auch wenn Keandir sie in einem Verlies verschließen ließ, so reichte doch ihre bloße Anwesenheit, um mir Unbehagen zu bereiten. Ihre Macht hat zwar bisher noch kein Elb wirklich wecken können, aber ich spürte vom ersten Moment an, dass ihnen etwas anhaftete, womit ich nichts zu tun haben möchte. Eine Art von Magie, die nicht der Elbenmagie entspricht. Ich bin dem Augenlosen Seher nicht begegnet, aber die Aura, die ihn umgab, muss auf Keandir ganz ähnlich gewirkt haben, und ich nehme an, dass er das gleiche Unbehagen empfunden hat wie ich.«
»Ihr meint, er ist insgeheim froh darüber, dass sie geraubt wurden?«
»Ein Teil seiner Seele ganz bestimmt. Sein Verstand würde sich das nie eingestehen, aber ich kenne ihn. Und ich weiß, was er empfindet.«
»So ist meine Hoffnung, dass Ihr ihn in meinem Sinn beeinflusst, vergeblich.«
Ruwen lächelte und schüttelte den Kopf. »Oh, Magolas. Deinen Vater beeinflussen zu wollen ist sinnlos – zumindest, was diese Dinge betrifft. Das habe ich vor langer Zeit aufgegeben. Er ist es, der das neue Schicksal der Elben mit seinem Schwert erschaffen hat – zu unser aller Wohl. Und wenn er aufhören sollte, daran zu glauben, dass er dies vermag, dann werden alle Elben in Elbiana und den Herzogtümern teuer dafür bezahlen.« Sie berührte Magolas am Oberarm. »Ich fühle deinen Zorn, Magolas, auch wenn du ihn hinter der Staatsräson und der Sorge um das Elbenreich zu verbergen suchst.«
Magolas Lächeln wirkte matt und zurückhaltend. »Da mögt Ihr wohl recht haben, Mutter.«
»Es gefällt dir nicht, dass du in Elbenhaven zurückbleiben sollst, nicht wahr?«
»Ich bin zur Untätigkeit verdammt. Und ich befürchte schon, dass mein Vater mich selbst auf die Suche nach dem Anführer der Axtkrieger nicht mitnehmen wird, sondern mich hier als seinen Stellvertreter zurücklassen wird.«
»Das ist die Bürde eines Prinzen«, sagte Ruwen mit mitfühlendem Lächeln.
Magolas sah seine Mutter an. »Mein Bruder Andir hat sich dieser Bürge entledigt.«
Ruwens Lächeln erlosch. »Doch ich hoffe, du denkst nicht daran, das Gleiche zu tun.«
Darauf antwortete Magolas nicht. Stattdessen sagte er: »Es tut gut, mit Euch diese Dinge besprechen zu können, Mutter.«
8. Kapitel
Flammenlanze und Flammenspeer
König Keandir suchte Waffenmeister Thamandor in dessen Manufaktur auf, die ein paar Meilen außerhalb von Elbenhaven lag, um die Bevölkerung der Burg und der Stadt vor den mitunter verheerenden Auswirkungen jener Experimente zu bewahren, die zur Entwicklung seiner neuen Waffen notwendig waren. Mittlerweile wurden statt drei vier jener Einhand-Armbrüste pro Jahr produziert, die Thamandor auf der Insel des Augenlosen Sehers in der Praxis hatte erproben können, und der Waffenmeister war stolz darauf, dass er den Ausstoß seiner Manufaktur in kaum anderthalb Jahrhunderten derart hatte steigern können.
Nach wie vor experimentierte Thamandor mit einer Erfindung, die er zunächst Flammenlanze genannt hatte und die angeblich kurz vor ihrer Vollendung stand.
Thamandor war erstaunt, den König in seiner Manufaktur begrüßen zu dürfen, denn bisher war das Interesse des Königs an der Entwicklung neuer Waffen und allem, was innerhalb der Manufaktur vor sich ging, eher gering gewesen. Die Manufaktur lag auf dem Gipfelplateau eines Felsmassivs,
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