Elben Drachen Schatten
mittlerem Wuchs um gut ein Drittel. Dazu waren sie breiter und derart mit Muskeln bepackt, dass ihre körperliche Überlegenheit außer Frage stand.
Blasse Geschöpfe waren sie ― fellbehangen, ausschließlich mit Waffen aus Stein und Holz ausgerüstet. Das zottelige Haar fiel ihnen oft in die Gesichter. Gesichter, die bei genauerem Hinsehen gar keine Gesichter waren, denn ihnen fehlten jegliche Augen. Die Stirn begann übergangslos über den Wangenknochen, wo sich der Knochenschild des Schädels leicht wölbte. Nur wenige von ihnen waren mit vergleichsweise primitiven Bögen ausgestattet. Die Pfeile hatten – sofern sie nicht als Brandpfeile dienten – Steinspitzen, deren Durchschlagskraft allerdings nicht zu unterschätzen war.
Ein paar von ihnen benutzten Schleudern und schossen damit scharfkantige Steine ab. Ihre wichtigste Waffe aber blieb die Körperkraft, denn mit einem einzigen Hieb einer Streitaxt vermochte ein Trork problemlos den ungeschützten Schädel eines Elben zu spalten.
Siranodir hatte gerade seine Schwerter gezogen, als neben ihm ein elbischer Bogenschütze von einem Stein aus einer Schleuder getroffen wurde. Siranodir stellte sich kämpfend vor ihn, um ihn zu schützen, auch wenn dieser Gefährte – sein Name Hanadlorn ― in seinem Blut am Boden lag. Solange noch Trorks in der Nähe waren, konnte sich kein Heiler um ihn kümmern. Nicht einmal die waghalsigen und eigens für dieses Handwerk ausgebildeten Kriegsheiler, die auf Verwundungen während des Kampfes spezialisiert waren. Siranodir drosch mit seinen zwei Klingen wohl koordiniert und gut aufeinander abgestimmt auf die trorkischen Gegner ein, die von allen Seiten auf ihn einstürmten. Insgesamt drei Trorks hatten sich auf ihn fixiert. Sie kreisten ihn ein, belauerten ihn und parierten die Schläge und Stiche seiner beiden Schwerter, denen Siranodir die Namen »Hauen« und »Stechen« gegeben hatte.
Ein trorkischer Waffenarm landete mitsamt der gewaltigen Keule aus wilderländischem Dunkelholz auf dem Pflaster Turandirs. Die Klingen »Hauen« und »Stechen« wirbelten so schnell durch die Luft, dass es selbst einem elbischen Auge schwergefallen wäre, ihnen zu folgen. Köpfe rollten über die basalthaltigen dunkelgrauen Pflastersteine. Trorkblut spritzte hoch auf, und die Gegner stießen mit ihren grollenden Stimmen Todesschreie aus.
Ein Speer mit geschliffener Steinspitze streifte Siranodirs Ohr; in letzten Moment war es ihm gelungen, den Kopf zur Seite zu nehmen, sodass der Speer ihn nicht ins Gesicht traf. Elbenblut lief ihm über den Hals. Er murmelte eine magische Formel, die unter Elben zum allgemein verbreiteten Wissen gehörte, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Dass der Effekt nicht sehr groß sein würde, war Siranodir durchaus klar. Denn Erstens konnte Siranodir seinen Versuch nicht mit jenen Kräften unterlegen, deren Beherrschung elbische Heiler in langen Jahren der Ausbildung erlernt hatten, und zweitens befand sich Siranodir nach wie vor mitten im Kampfgeschehen, sodass er nur einen Teil seiner Konzentration dem Heilungszauber widmen konnte.
Er machte einen Ausfallschritt nach vorn und tötete mit einem Stich der Klinge »Hauen« einen trorkischen Gegner, während er gleichzeitig mit »Stechen« den Schlag einer Steinaxt abwehrte, die so gewaltig und monströs war, dass sie selbst von den muskelbepackten Armen eines Trorks beidhändig geführt werden musste. Das Schwert »Stechen« traf auf den Axtstiel, der aus einem so harten Holz war, dass selbst Elbenstahl es nicht ohne Weiteres zu durchdringen vermochte. Der Axthieb des Trork wurde zur Seite abgelenkt, während Siranodir die Klinge »Hauen« aus dem Leib des anderen Trork zog und in den Körper des Steinaxtkämpfers trieb. Ein gurgelnder Laut kam aus dessen Mund, gefolgt von einem Schwall Trorkbluts, der Siranodirs Brustharnisch besudelte.
Gleichzeitig wurde er von der anderen Seite angegriffen. Der Angreifer war selbst für einen Trork recht groß. Unter den Elbenkriegern hatte er mit einer Keule und einer Steinaxt grausam gewütet. Seine langen Arme verliehen seinen Waffen eine Reichweite, die es sehr schwer machte, ihn mit einem Schwert von gewöhnlicher Länge zu erreichen.
Siranodir sah die Keule aus den Augenwinkeln auf sich zusausen. Er ahnte, dass er es nicht schaffen würde, »Hauen« und »Stechen« schnell genug herumzureißen, um den furchtbaren Schlag abzuwehren.
Doch der riesige Trork blieb plötzlich wie erstarrt stehen. Seine beiden
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