Elben Drachen Schatten
sollte es geschehen«, drängte Sandrilas. »Doch falls wir nicht früh genug Antwort erhalten, sollten wir uns der Frage stellen, ob wir nicht eine Entscheidung ohne den König treffen müssen.« Sandrilas wandte sich an Magolas. »Das wäre dann Eure Stunde, Prinz Magolas.«
11. Kapitel
Auf der Spur der Trorks
Tausend Elbenkrieger waren mit den acht Schiffen nach Turandir gekommen, darunter fast hundert Einhandarmbrustschützen. In der Stadt wurden Pferde beschlagnahmt, sodass sie alle mit Reittieren ausgerüstet werden konnten. An der Spitze dieses Zuges ritt König Keandir durch das Haupttor von Turandir.
Erst aus der Nähe wurde das volle Ausmaß der Zerstörungen sichtbar, die Waffenmeister Thamandor mit seinem Flammenspeer angerichtet hatte.
»Dies sind Steinbrüche, die erst in vielen Jahren abgeräumt sein werden«, lautete der Kommentar von Herzog Isidorn. Er begleitete Keandir mit einem Teil des Heeres, mit dem er von Berghaven, das an der Küste des nördlichen Meeres lag, über die Pässe der nordbergischen Höhenketten nach Turandir gezogen war, um die Stadt am Quellsee des Nur zu verteidigen. Der Rest seiner Truppen blieb in den Mauern der Stadt, um die ausgeblutete Stadtwache zu unterstützen. Schließlich konnte niemand garantieren, dass nicht auch Trorkhorden aus südlicher Richtung durch das nördliche Waldreich zogen, um die Stadt anzugreifen.
Herzog Isidorn lag viel daran, mit seinen Truppen den König zu begleiten, denn wenn die Massen vorn Trorkkriegern nun zurück nach Westen fluteten, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie auf das Heer seines Sohnes Asagorn stießen, das eigentlich schon längst in Turandir hätte eintreffen müssen. Und es war fraglich, ob Asagorns Krieger es zahlenmäßig mit einer so großen Masse von Trorks aufnehmen konnte. Das Herzogtum Meerland mit seinen beiden am östlichen Ozean gelegenen Häfen Meergond und Meerhaven war noch sehr viel dünner von Elben besiedelt, als dies in Nordbergen der Fall war. Dementsprechend war die Zahl der Kämpfer, die Herzog Asagorn aufbieten konnte, auch deutlich geringer.
Zu denen, die sich mit Keandir an der Spitze des Zuges befanden, gehörte auch Sokranos, der zentaurische Botschafter. Er hatte seine volle Bewaffnung angelegt, zu der außer Speer, Bogen und Schwert auch eine Streitaxt gehörte, die allerdings von Form und Fertigung her weder den Steinäxten der Trorks noch der Waffe des Axtherrschers ähnelte; sie hatte nur eine Klinge, und ihr Stiel war aus dunklem Holz, das reichlich mit Ornamenten verziert war. Er trug sie in einem Futteral auf seinem Pferderrücken, wo mehr als Platz genug für sein Marschgepäck war.
»Ich mache mir Sorgen um meinen Stamm«, sagte er, während er neben Keandirs Ross schritt. »Ich habe seit einiger Zeit schon keine Botschaft mehr von ihm empfangen, daher nehme ich an, dass er sich weiter in den Süden oder an das Ufer des Nur zurückgezogen hat und es einfach nicht möglich war, Botschaften bis Turandir durchzubringen.« Er verzog das Gesicht. »Dies ist natürlich die optimistische Variante, und mir ist sehr wohl bewusst, dass es auch noch eine andere Möglichkeit gibt.«
»Welchem Stamm gehört Ihr an, Sokranos?«, erkundigte sich Keandir.
»Es sind Axanos’ Söhne, zu denen ich gehöre. Unser Stamm ist unter den Elben an der Grenze auch unter der Bezeichnung Axaniter bekannt.«
»Eure Stämme sollten erwägen, ob es nicht besser wäre, sich zu vereinen und einen König zu wählen«, fand Keandir. »Dann würde es euch leichter fallen, die Trorks in ihre Schranken zu weisen.«
»Das mag sein. Aber die Zentauren lieben nun mal ihre Unabhängigkeit, und ich glaube nicht, dass diese Regierungsform tatsächlich für uns die richtige wäre.«
»Auf die Dauer könnte davon euer Überleben abhängen.«
»Mir braucht Ihr das nicht zu sagen, König Keandir. Ich bin ein Bewunderer des Elbentums, und wenn es nach mir ginge, wäre Euer Gedanke bereits längst in die Tat umgesetzt. Andererseits gibt es viele, die behaupten, dass ich der zentaurischen Lebensweise bereits viel zu sehr entfremdet sei, um noch wirklich wissen zu können, was gut für mein Volk ist.«
»Es kann durchaus sein, das man die Dinge bei der Betrachtung von außen sehr viel klarer sieht«, erwiderte Keandir und fragte sich gleichzeitig, ob das nicht in gewisser Weise auch auf sein eigenes Reich zutraf …
Der lange Kriegszug der Elben erreichte eine Siedlung, die als befestigter Grenzposten errichtet worden
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