Elben Drachen Schatten
Herzogtümer gelangen, als es jeder noch so scharfe Ritt über Land gewesen wäre. Und da die Elbenflotte traditionellerweise über eine große Transportkapazität verfügte, nutzte er die Schiffe auch für größere Truppenverlegungen. Eine hohe Anzahl Pferde und selbst größeres Kriegsgerät wie Belagerungsmaschinen und Katapulte wurden mit den Elbenschiffen transportiert. Gerade in den letzten Jahrzehnten waren von begabten jungen Elben zahlreiche Verbesserungen beim Schiffsbau verwirklicht worden, die den Schiffen bei schwerer Ladung eine höhere Stabilität verliehen.
Als Prinz Sandrilas den Königssohn erblickte, erschien ein erfreutes Lächeln auf dem Gesicht des ansonsten immer etwas finster wirkenden Einäugigen. Er trat auf Magolas zu und begrüßte ihn mit den Worten: »Es freut mich, Euch wohlauf zu sehen!«
»Mein Vater weilt nicht in Elbenhaven«, berichtete Magolas sogleich, nachdem er vom Pferd gestiegen war. »Er ist mit einer Flotte den Nur bis zum Quellsee hinaufgefahren, um den Angriffen der Trorks zu begegnen, die dort in letzter Zeit überhand genommen haben sollen.«
»Wäre das nicht eigentlich die Aufgabe eines niederen Befehlshabers?«, fragte Sandrilas erstaunt. Er scheute sich nicht, nötigenfalls sogar den König zu kritisieren, wenn es seiner Ansicht nach sein musste. Aber es gab andererseits auch niemand, der an der Loyalität des väterlichen Mentors gezweifelt hätte, und so gestanden ihm alle – Keandir selbst eingeschlossen – dieses Sonderrecht zu. Magolas wunderte sich also nicht, dass Sandrilas ganz offen kundtat, dass er von der Turandir-Expedition des Königs nicht besonders viel hielt. Aber vielleicht war er auch nur enttäuscht darüber, Keandir nicht in Elbenhaven anzutreffen, und machte seinem Verdruss darüber auf seine mitunter etwas unwirsche Art Luft. »Es gäbe vieles zu besprechen, Magolas, und die Meinung des Königs zu diesen Angelegenheiten wäre wichtig gewesen.«
»Die nördlichen Herzogtümer bestanden auf der Erfüllung der Beistandpflichten ihrs Königs«, erklärte Magolas. »Einen niederen Befehlshaber zu schicken, wäre sicherlich nicht dienlich gewesen, um die Autorität des Elbenkönigs in Nordbergen und Meerland zu stärken.« Er zuckte mit den Achseln. »Nun ja, er hätte natürlich mich schicken können. Dann würde ich jetzt auch nicht vor Langeweile in den Mauern Elbenhavens vergehen.«
»Eure Langeweile werdet Ihr schnell vergessen, wenn ich Euch über die Neuigkeiten informiere, die ich aus dem Süden bringe«, war Prinz Sandrilas überzeugt.
»Betreffen diese Neuigkeiten zufällig das Schicksal eines bestimmten Fährtensuchers?«
In dieser Hinsicht musste Prinz Sandrilas den Königssohn leider enttäuschen. »Nein, von Lirandil gibt es nach wie vor keine Spur – abgesehen von den Gerüchten mit unsicherem Wahrheitsgehalt, die schon seit langem im Umlauf sind und von denen man von Zeit zu Zeit eine neue mehr oder weniger fantasievoll angereicherte Variante vernimmt.«
»Das ist schade. Ich hatte gehofft, dass Lirandil vielleicht mehr über den Axtkrieger und seine Gnome weiß.«
»Es tut mir leid, Magolas. Doch es gibt andere Dinge, die ich dringend mit Euch besprechen muss. Doch das sollten wir in der Burg tun, denn diese Angelegenheiten sind nicht für jedermanns Ohren bestimmt, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
»Gewiss, Prinz Sandrilas.«
»Ich hoffe jedoch, Ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich zunächst ein wenig stärke. Mein Magen knurrt, dass ich dauernd denke, er befände sich unmittelbar neben meinem Ohr.«
Magolas lächelte verhalten. »Dafür habe ich Verständnis.«
Später traf sich Prinz Sandrilas mit Magolas in einem der Audienzsäle der Burg Elbenhaven. Er achtete darauf, dass niemand von der Dienerschaft und auch keine Wächter zugegen waren – wohl aber bestand er auf der Anwesenheit von Königin Ruwen, denn er war der Ansicht, dass auch sie über alles informiert sein sollte.
»Eigentlich wäre das, was ich zu sagen habe, ein Anlass, den Kronrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenzurufen«, begann Sandrilas. »Aber erstens scheint im Moment kaum jemand aus dessen Reihen in Elbenhaven zu weilen, wie man mir mitteilte, und zweitens ist es vielleicht tatsächlich das Beste, die Angelegenheit zunächst im engsten Kreis zu besprechen.«
»Ihr macht ein großes Geheimnis aus der Sache, Prinz Sandrilas«, sagte Königin Ruwen.
Sandrilas machte ein sehr ernstes Gesicht. »Es ist wirklich bedauerlich,
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