Elben Drachen Schatten
Scheiterns.«
Magolas schwieg und sah sie dabei an.
»Ihr sagt nichts? Vielleicht solltet Ihr das Geschwätz einer Barbarin nicht weiter beachten und es schon gar nicht ihrem Vater negativ bei den anstehenden Verhandlungen auslegen, Prinz Magolas.«
»Ich bin weit davon entfernt, dies zu tun«, erklärte der Königssohn.
»Warum starrt Ihr mich dann die ganze Zeit über an, als wäre ich eines der exotischen, wundersamen Tiere, die in den entlegenen Regionen des Zwischenlands die Zeiten überdauert haben?«
»Vielleicht aus demselben Grund, aus dem Ihr diese Blicke erwidert, Prinzessin Larana«, gab Magolas zurück.
»Es ist in der Tat seltsam«, sagte sie zögerlich. »Ihr … Ihr habt behauptet, mich schon immer gekannt zu haben, und man könnte das für eine der üblichen Schmeicheleien halten, mit denen anscheinend sowohl bei den Rhagar als auch bei den Elben die Männer eine Frau schneller auf ihr Lager bekommen wollen.«
»Ich versichere Euch, dass dies bei mir nicht der Fall ist.«
»Das ist aber bedauerlich«, erwiderte sie. Ihre Hand berührte leicht seinen Unterarm. Sie trat näher an ihn heran und hauchte: »Zumindest mein Leben ist kurz, und Ihr solltet Euch daher nicht mit irgendwelchen höflichen Lügen aufhalten, Prinz Magolas. Ich sehe so deutlich, was Ihr begehrt, als ob Eure Seele ein offenes Buch wäre. Und da ich es genauso will, ist nichts dagegen einzuwenden.«
»Ich bin überrascht«, gestand Magolas. »Aber was ich sagte, entspricht der Wahrheit. Ich habe Euch bereits zu einer Zeit in meinen Träumen gesehen, da Ihr noch nicht geboren wart.« Er strich ihr vorsichtig über das Haar.
»Als ich Euch unten am Kai zum ersten Mal sah, hatte ich ebenfalls das seltsame Gefühl, Euch schon seit Jahren zu kennen, Prinz Magolas. Alles an Euch schien mir vertraut, obwohl das eigentlich nicht möglich ist. Der Klang Eurer Stimme, die Art, wie Ihr Euch auszudrücken pflegt, und der Ausdruck in Euren Augen …«
»Ich bin froh, dass Ihr diese Empfindung teilt.«
»Und ich hoffe, Ihr teilt auch noch etwas anderes mit mir, mein Prinz. Wo mein Gastgemach ist, wisst Ihr ja.«
2. Kapitel
Das Blutbad
Keandir traf mit seinem Spähtrupp wieder bei Herzog Isidorn und dem Rest des Heers ein. Manche der anderen Spähtrupps waren bereits vorher zurückgekehrt, auf andere wurde noch gewartet.
»Ich bin froh, Euch wohlauf zu sehen«, sagte Isidorn. »Für eine gute Idee habe ich es von Anfang an nicht gehalten, dass sich der König an einer Erkundungsmission beteiligt.«
»Ich benötige keine besondere Schonung«, erwiderte Keandir. »Mit Schicksalsbezwinger in meiner Hand weiß ich mich zu wehren, und dass ich kein besonders ängstlich veranlagter Elb bin, sollte auch jeder wissen, der mich kennt.«
»Ja, das ist wahr«, murmelte Isidorn. »Ihr macht auf mich den Eindruck, als hättet Ihr die Folgen der Schlacht an der Aratanischen Mauer endgültig überwunden.«
Aber Keandir schüttelte energisch den Kopf, dann glitt er aus dem Sattel und übergab die Zügel seines Rosses einem bereitstehenden Elbenkrieger. Keandir kannte ihn flüchtig. Er hieß Embadon und war ein Mitglied der Einhandarmbrust-Schützengarde unter Hauptmann Rhiagon. »Die Folgen jener Schlacht werde ich erst dann überwunden haben«, sagte er zu Isidorn, »wenn wenigstens die fünf verbliebenen Elbensteine zurück an ihrem Ort sind. Und dieser Ort ist die Hauptstadt des Elbenreichs, Elbenhaven!«
Die verschwundenen Zauberstäbe erwähnte Keandir in diesem Zusammenhang nicht. Er war versucht gewesen, es zu tun, hatte die entsprechenden Worte aber gerade noch im letzen Moment zurückhalten können. Waren diese Symbole einer düsteren, fremdartigen Magie mit den Elbensteinen, die die Reinheit des Elbentums versinnbildlichten, tatsächlich vergleichbar? Oder war das Interesse an diesen Stäben nur eine persönliche Leidenschaft? Keandir vermochte diese Frage nicht eindeutig zu beantworten, und er war im Übrigen der Ansicht, dass dies auch nicht zu den vordringlichsten Aufgaben gehörte.
Keandir sah Herzog Isidorn einen Augenblick mit durchdringendem Blick an. »Wir haben Eldran gesehen«, berichtete er. »Eine ganze Schar geisterhafter Krieger, überstrahlt von einem Leuchten, wie es typisch für die Gefilde von Eldrana und all jene Geschöpfe sein mag, die ins Reich der Jenseitigen Verklärung eingegangen sind.«
Herzog Isidor reagierte sehr ungläubig. Es wurde indessen alles für den Aufbruch fertig gemacht. Der Befehl des
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