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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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einen Blick auf
den Kalender. Sonntag. Dann eben bloß der Spaziergang. Ein
leichtes Unbehagen im Gefühlszentrum namens Bauch begann sich hartnäckig
festzusetzen.
    F rostige Kälte schlug mir ins
Gesicht. Ziellos ließ ich mich treiben – und stand höchstens zehn Minuten
später wieder vor meiner Wohnungstür. Schlecht. Ach was, mit mehr Tee,
Frühstück und gutem Willen lässt sich jedes Problem lösen. Nüchtern
betrachtet schmorte ich zu sehr im eigenen Saft und das hatte offensichtlich
meine Nerven überreizt. Von Natur aus ein eher ängstlicher, introvertierter
Typ, zeigte ich wenig Vorliebe für zwischenmenschliche Kontakte. Stundenlange
Spaziergänge durch einsame Wälder oder entlang möglichst menschenleerer Küsten,
klassische Musik und dicke Schmöker, sie entsprachen in meinen Augen grenzenlosem
Freizeitglück. Könntest du jetzt bitte zum Thema kommen? Das Buch? Richtig.
Der Gesang? Korrekt. Das Licht? Hmmh. Jetzt tritt dich mal in deinen
nicht mehr ganz so hübschen Hintern, zeterte mein Alter Ego.
    Ungebeten bekam ich
sphärische Unterstützung.
    Lilia, bitte hilf uns. Lies
das Buch.
    Hatte ich doch schon,
zumindest einen kleinen Teil davon. Oder nicht? Seltsamerweise wollte sich
keine greifbare Erinnerung an den Inhalt einstellen. Mehr ein Gefühl von
Bedrohung, Kampf und Verlust. Ich schaltete die Esstischlampe ein, obwohl das
angesichts der Wintersonne an diesem Tag nicht notwendig gewesen wäre, und
setzte mich vor das Buch. Auf der Vorderseite starrten mich Hieroglyphen an.
Zugegeben, augenblicklich breitete sich Enttäuschung in mir aus. Ich starrte zurück.
Sie begannen ihren flirrenden Tanz. „Das Licht kann ohne Schatten nicht sein“
erschien vor meinen Augen. Nicht wirklich spektakulär, der Buchtitel,
regelrecht banal. Obwohl, eine alte, häufig benutzte Redewendung lautet
doch: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Grübelnd griff ich nach meiner
Tasse. Wie geht noch gleich der andere Spruch: Gut und Böse liegen oft eng
beieinander?
    Lies das Buch, du wirst
Antworten finden, schmeichelten die Stimmen.
    Ich war mir keiner
gestellten Frage bewusst.
     
    Die Ereignisse in der ersten Hälfte
    des Buches:
     
    Zu Anbeginn der Zeit gebar das Universum
Zwillinge, das Licht und die Finsternis. Obwohl grundverschieden, verstanden
die beiden einander gut. Doch als sie älter wurden, beanspruchte ein Jedes
immer mehr Raum für sich. Sie drängelten und suchten, noch freundschaftlich,
bis sie in die hintersten Winkel des Universums vorgedrungen waren. Derart
mächtig und groß geworden, breitete sich nun Langeweile bei ihnen aus. Bald
schon nahmen die Zwillinge getrennte Wege. Während das Licht mit den Sternen
spielte, brütete die Finsternis übellaunig vor sich hin. Ein Stern hatte es dem
Licht besonders angetan, dort lebten Wesen in vielerlei Arten. Gerne wollte es
diesen einen Stern für sich allein, so verdrängte es heimlich die Schatten der
Finsternis von dort. Grausam waren die Folgen, das Wasser verdampfte, die Luft
glühte, die Wesen litten schlimme Qualen und  viele  starben. Das Licht wich
voller Entsetzen, Trauer und Scham zurück. Der Finsternis war das Treiben beileibe
nicht entgangen und das grausige Ergebnis verschaffte ihr große Genugtuung. Mit
Macht breitete sie sich nun allein über den Stern aus. Aber genau wie das Licht
musste die Finsternis erfahren, dass der Stern unter ihrer Allmacht starb. Sie
beobachtete das Siechen mit unverhohlener Neugier, bis ihr Lichtzwilling
flehte, dem gemeinsam ein Ende zu bereiten. Die Finsternis gab nach.
    Nun aber herrschte Misstrauen zwischen den
Zwillingen, daher bat die Finsternis den kalten Mond um ewige Wacht. Das Licht hingegen
wählte die wärmende Sonne mit ihren goldenen Strahlen. Zwar gab sich die
Finsternis fortan versöhnlich, schmiedete jedoch insgeheim Pläne. Es dürstete
sie nach Vergeltung. Der Menschenseelen wollte sich die Finsternis bemächtigen,
jenen einzigen Wesen, die ihr mit großer Furcht begegneten. Obwohl das Licht
dieses schreckliche Geheimnis gewahrte, traute es sich nicht, es der Finsternis
gleich zu tun. Hatten doch diese Geschöpfe zuerst das Licht fürchten gelernt.
So wurden die Menschen in den brutalen Bann der Finsternis gezogen. Sie hetzten
sich gegeneinander auf und führten Krieg. Denn Neid und Missgunst, Hass und
Selbstsucht, Wut und Mordgelüste vergifteten ihre Herzen. Und da das Licht aus
falscher Scham nichts dagegen unternahm, sprachen die Sterne bekümmert zu ihm:
Wir wollen dir Sternelben

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