Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
keinen Sinn. Wie da wieder rauskommen? Alltag, geh einfach zum Alltag
über. Konzentriere dich auf diejenigen Dinge, die normalerweise montags um 7.30
Uhr anstehen.
Lilia, heute ist Samstag.
Nein! So
verschusselt war ich denn doch nicht. Es musste ganz eindeutig Montag sein.
Du hast lange geschlafen.
Ich gehe jetzt zum Bäcker,
wie immer montags.
Drückte dieser Summsingsang
etwa Stimmungen oder Gefühle aus? Nicht jetzt. Ab zum Bäcker, nein, erst
einen passenden Gürtel für die Hose finden. Angesichts des plötzlichen Bekleidungsnotstands,
aber vor allem, weil ich fest auf einen reinigenden Kälteschock für meinen
Gedankenkorks setzte, zeigte ich ausnahmsweise Dankbarkeit für den frostigen
Wintertag. Vermummung als Notwehr, sozusagen.
Aus dem Buch „Inghean“
Meine Sternschwestern gaben dem Menschenkind
das Antlitz unserer Fürstin. Welch peinigender Schmerz.
D ie Verkäuferin lächelte mich
an. „Guten Morgen. Was darf es Schönes für Sie sein?“
Das glaubte ich jetzt nicht,
dieselbe olle mürrische Verkäuferin, die niemals meinen Gruß erwiderte, nie die
Zähne so weit auseinander bekam, um nach den Kundenwünschen zu fragen, und
schon gar niemals ein „Tschüs“ über ihre harten Lippen brachte? Die konnte
lächeln und sprechen? Im Augenwinkel registrierte ich den beunruhigenden
Umstand, dass alle Leute in der Bäckerei mich lächelnd anschauten. Oh nein,
schneller Selbstcheck. Schlafanzug noch an? Nein. Puschen? Auch nicht.
Zahncreme oder Seifenreste im Gesicht? Alles o.k. Meine Haare nicht gekämmt?
Unsinn, wir sind hier in Berlin. Die Verkäuferin lächelte mich
erwartungsvoll an. Reiß dich zusammen. Ich schluckte schwer, kratzte den
letzten Krümel an Fassung zusammen.
„Ein, nein, zwei
Schoko-Croissants“, echte Nervennahrung musste her, „und zwei Sonnenblumenbrötchen,
bitte“.
Selten hatte ich es so eilig
gehabt, um erstens aus dem Laden zu kommen und zweitens noch auf dem Gehweg das
erste Croissant in mich hineinzustopfen.
Damit begann die Turbolektion, dass durch elbische
Magie aus einer unauffälligen Raupenfrau in Nullkommanix ein neues Wesen
hervorschlüpfte. Es rührte die Herzen der Menschen und weckte ihr Urvertrauen.
Schwarze Seelen ausgenommen, versteht sich.
D ie Redewendung „zittern wie
Espenlaub“ passte perfekt, galt nur leider nicht dem Frost. Inzwischen saß ich
am Küchentisch und beträufelte das zweite Croissant mit Salztropfen. Alltägliches
tun, erinnere dich an deinen Vorsatz, mach weiter. Reiß dich zusammen.
Das krönende Motto des Tages? spottete mein Alter Ego dazwischen. Du
gehst jetzt ins Einkaufcenter und kaufst passende Klamotten. In welchen Größen? lästerte es weiter. Besser hätte ich mir von den Stimmen zuallererst eine
gehörige Portion mehr Mut gewünscht. Zu spät, jetzt gab es Lehrgeld.
Ich stapfte volle drei Runden gesenkten Hauptes
um den ausladenden Gebäudekomplex herum, in dem sich das Einkaufscenter befand,
bis ich mich wie eine tiefgekühlte Flunder anfühlte. Schluss damit, bring
die Sache hinter dich. Durch die Drehtür begleitete mich die panische
Vorstellung, als Schlafwandlerin mitten im Shoppingrummel aufzuwachen.
K ein Traum konnte so lange
andauern, da war ich mir völlig, beinahe, ungefähr sicher. Umgezogen auf der
Couch hockend, kam ich auf die alberne Idee, sicherheitshalber in meinen Arm zu
kneifen. Tut weh. Gut. Noch mehr solcher, oder eher besserer Ideen auf
Lager? Der Alltagstest hatte sich jedenfalls als grandioser Flopp erwiesen. Aber das Summen ist fort! Wenn ich es recht bedachte, schon seit
geraumer Zeit. Besser. Sicher? Da wären noch etliche Fragen offen. Oh nein,
bitte nicht. Komm schon, gib zu, dass du ein klitzekleines bisschen neugierig
bist. Wie wäre es stattdessen mit etwas geistlos Praktischem, beispielsweise
samstäglichem Putzen, Bügeln, Staubsaugen? Du nervst! Nein du! Der interne Zoff
endete mit dem Kompromiss, weiter in dem magischen Buch zu lesen. Angeblich war
ja schon wieder Wochenende! So einfach ging ich dem Zauber dieser märchenhaften
Geschichte auf den Leim. Die Sternelben wussten ganz genau, dass mindestens
meine halbe Welt von Kindesbeinen an aus Fantasie bestand.
Die Ereignisse in der zweiten Hälfte
des Buches:
Die Sternelben trugen das Licht zurück in die
Menschenseelen. So gewahrten die Erdbewohner den Unterschied zwischen Gut und
Böse. Doch manche Seele blieb schwarz, manche beherbergte sowohl Licht als auch
Schatten, andere wiederum waren von reinem
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