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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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geben, sie sollen die Menschen mit neuer Hoffnung und
Freude erfüllen.
    Bloß ein Märchen, unzählige
Male in hundert verschiedenen Varianten erzählt. Was für eine Enttäuschung. Ich
gähnte herzhaft.
    Lilia, das ist kein Märchen.
    Na ja, Gut und Böse
existieren natürlich wirklich. Und weil sich Menschen nun mal vor der Dunkelheit
fürchten, verkörpert sie immer das Böse, logisch. Ich
stutze. Sekunde mal, kleine Denkpause einlegen. Also dieser Chor in meinem
Kopf, soll ich mich mit dem ernsthaft unterhalten? Ich könnte versuchen ihn
auszutricksen, quasi den OFF-Knopf suchen. So wie ich manchmal gerne eine
Fernbedienung für die nervende Dudelei in diversen Geschäften hätte.Oder
sollte ich vielleicht mal im Lexikon unter dem Stichwort Schizophrenie
nachlesen? Übertreib nicht. Dann also die hohe Schule der Konversation. Tiefem Luft holen folgte ein trotzig gedachtes ‚ Hallo‘ .
    Wir grüßen dich, Lilia.
    Ich sprudelte los: Warum
nennt ihr mich Lilia und wer seid ihr und was wollt ihr in meinem Kopf und was
hat es überhaupt mit dem Buch auf sich und das Licht habe ich das geträumt und
– okay, so wohl eher nicht. Tschuldigung.
    Keine Ursache .
    Aber anstatt noch einmal in
Ruhe von vorne zu beginnen, führte die nervöse Zappeligkeit meines Denkorgans
bereits zu der nächsten Frage: Könntet ihr etwas für mich tun?
    Was immer du möchtest.
    Es platzte einfach dümmlich
aus mir heraus: Schön, reich, gesund und berühmt sein! Nein, das Berühmtsein
wieder streichen.
    Purer, entlarvender Egoismus.
Kein Weltfriede? Ende der Hungersnöte? Glück für jedermann auf Erden? Gedacht
war gedacht, außerdem musste die ganze Geschichte möglichst schnell für mich
überprüfbar sein. Schließlich pendelte mein Verstand ultimativ zwischen Klapse
und Delirium. Diese ziemlich dürftige Rechtfertigung versetzte meinem
Selbstwertgefühl einen deutlichen Knacks. Auf jeden Fall näherte sich sehr
bald, wie ich hoffte, die Stunde der Wahrheit, nämlich der große Showdown mit
dem Off-Knopf. Himmel, war ich damals naiv!

Kapitel 2
     
    M ontag, 7 Uhr. Dachte ich.
Gähnend schleifte ich mich durch das morgenmuffelige Pflichtprogramm von der
Küche ins Bad. Gut für die Nachbarn, dass der gellende Schrei von meiner
eigenen Kehle erwürgt wurde. Auslöser: Mein Spiegelbild – oder wessen? Zu Tode
erschreckt wagte ich dennoch einen Blick hinter mich. Da stand niemand.
Immerhin, ich fiel nicht in Ohnmacht. Was hätte das auch genützt? Aber mein
Gehirn ratterte los wie ein PC beim Virencheck. Schlafe ich? Träume ich?
Spinne ich?
    Guten Morgen, Lilia.
    Bin, bin ich das?
    Gefällt es dir?
    Oh, äh, na ja. Stammeln,
mal ganz was Neues.
    Wir haben alle deine Wünsche
erfüllt.
    Dann wussten sie mehr über
mich als ich selbst. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Na los, guck hin, ist
doch sowieso nur ein Traum. Tiefblaue Augen, in denen sich eine Kakophonie
widersprüchlicher Empfindungen spiegelte, blickten mir aus einem jungen,
irgendwie zeitlosen Gesicht entgegen. Das Mädel mochte höchstens 20 Jahre alt
sein. Goldenes, gelocktes Haar fiel über schmale Schultern. Ich verkniff mir
einen Vergleich mit Schneeweißchen, der Prinzessin auf der Erbse oder sonstigen
Märchenschönheiten meiner Kindheit. Märchenhaft schön, engelgleich. Als
Tränen in den Spiegelaugen erschienen, drehte ich mich abrupt weg. Ungeduldig
zog ich meinen Pyjama aus und schaute erwartungsvoll an mir hinunter. Um es
klar zu betonen, in Erwartung meines eigenen Körpers. Will sagen, nicht mehr
ganz straff, ein wenig Hüftgold, mit Muttermalen, Narben und sonstigen Spuren
auf der Haut, die das echte Leben mit sich brachte. Makellose, samtweiche Haut,
eine traumhafte Taille, und … genug, Neid zu provozieren lag mir schon immer
fern. Da huschte ein klitzekleiner, abscheulicher Gedanke heran. Im Märchen
hätte der Spiegel jetzt doch sagen müssen: Du bist die Schönste im ganzen Land. Augenblicklich stieg mir Schamesröte ins Gesicht. Dies ist kein Märchen und
du tätest gut daran, wieder kalte Fliesen unter deine süßen Füßchen zu
bekommen, appellierte ich streng an meine Moral. Süße Füßchen? Die
nüchterne Realität holte mich eine Minute später wieder ein, nur völlig anders
als gedacht. Slip, T-Shirt, Hose, Pullover, alles schlabberte und rutschte an
„mir“ herum. Die erste Tasse Tee war eindeutig überfällig.
    Tränen tropften in die Teetasse, während zu
viele Gedanken und unzählige Fragen durch meinen Kopf schossen. Das ergibt
alles

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