Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
darüber. Man sieht nicht jeden Tag spitze Ohren bei einem Menschen. Und überhaupt: Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr auch eine meiner rot glühenden Haarsträhnen in die Hand nahmt, als Ihr sie zum ersten Mal gesehen habt“, gab sie schnippisch zurück. „Woher wollt Ihr wissen, dass ich ein Mensch bin?“, fragte er gereizt zurück. Diese Frage ließ Elea zusammenzucken. Jetzt verstand sie auch Jadoras Zurückhaltung, wenn sie nach Maéls Herkunft fragte. Seine kalte Haltung ihr gegenüber schüchterte sie so sehr ein, dass sie nicht wagte, weiter nachzufragen.
Das letzte Stück Weg bis zum Unterschlupf bietenden Wald legten die Reiter in scharfem Galopp zurück, da es zu dem Sturm auch noch stark zu regnen begonnen hatte. Elea barg ihr Gesicht schützend an Maéls Rücken. Endlich erreichten sie den Wald. Sie bahnten sich sogleich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch unter das zum Teil schon licht gewordene Blätterdach. Da der Abend bereits dämmerte und die Nacht von Tag zu Tag schneller hereinbrach, sollte das Nachtlager gleich hier aufgeschlagen werden. Drei Soldaten machten sich sofort auf die Suche nach trockenem Holz für ein Lagerfeuer. Maél sorgte wie so oft für das Abendessen und ging jagen. Der Rest der Männer kümmerte sich um die Pferde und das Gepäck, während Jadora nach einem geeigneten Platz für das Feuer und zum Schlafen suchte. Elea schloss sich ihm an. Der Wald war ihr nicht geheuer. Sie konnte aber nicht sagen warum. Vielleicht machte ihr auch nur das laute Knacken der Äste und Baumstämme Angst, die der tobende Sturm hin und her rüttelte. Es dauerte nicht lange, da stieß Jadora auf eine kleine Gruppe von Nadelbäumen, deren dichtes Geäst einigermaßen Schutz vor dem Regen bot. Die Männer, die unterwegs waren, um Feuerholz zu suchen, kamen kurz darauf mit einer beachtlichen Menge zurück. Elea nahm ihr feuchtes Tuch vom Kopf und schüttelte ihr Haar. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es bereits viel länger war, als es nach so kurzer Zeit sein sollte. Sie holte aus ihrem Rucksack die kleine Umhängetasche und gab Jadora zu verstehen, dass sie sich ein verstecktes Plätzchen suchen müsse. Der Hauptmann verstand sofort, warnte sie aber, nicht zu weit zu gehen. Keine Sorge! Bei diesem unheimlichen Wald ganz bestimmt nicht! Kaum hatte sie eine geeignete Stelle gefunden, bestätigte sich ihre Befürchtung, die sie schon tagsüber beschlichen hatte. Ihre Mondblutung hatte im Laufe des Nachmittags eingesetzt. Toll! Auch das noch! Dem Himmel sei Dank, dass Breanna für mich mitgedacht hat.
Sie kämpfte sich wieder aus dem Gebüsch und machte sich auf den Rückweg zum Lager. Das Halbdunkel, das nomalerweise im Wald herrschte, war aufgrund der grauen Wolken und der bereits untergehenden Sonne in eine unheimliche Finsternis übergegangen. Dies war einer der wenigen Augenblicke, wo Elea froh darüber war, dass ihr Haar leuchtete. So konnte sie wenigstens ihre unmittelbare Umgebung erkennen. Unweit von ihr raschelte es plötzlich im Unterholz. Vor Schreck hielt sie den Atem an. Das letzte Mal als sie so eine Angst empfunden hatte, war in ihrem Wald gewesen, als der Uhu sie vor Maél warnte. Ihr Herz schlug wie wild bis zum Halse hoch. Sie wollte gerade losrennen, als eine vertraute Stimme sie anknurrte. „Was macht Ihr hier alleine? Ich habe Jadora ausdrücklich gesagt, Euch nicht aus den Augen zu lassen.“ Maél stand mit einem Mal in Eleas rötlichem Lichtschein - mit einem erlegten Rehkitz über der Schulter. Bei diesem Anblick stellte sich sofort ein Würgereiz in Eleas Kehle ein. Sie mied, das Reh genauer anzusehen, da ihr leuchtendes Haar jedes Detail sichtbar machte. „Ich wollte nur schnell meine Notdurft alleine verrichten“, antwortete das Mädchen mit belegter Stimme. Maél gab einen erneut knurrenden Laut von sich und ging weiter in Richtung Lager mit Elea an seiner Seite. „Was habt Ihr eigentlich die letzten Tage. Ihr geht mir aus dem Weg und redet kaum noch mit mir – und das seit dem ihr mir auf Arok die Hände tröstend gehalten habt“, beklagte sich die junge Frau. „Ich will nicht darüber reden. Lasst mich einfach in Ruhe!“
„ Das geht aber nicht so einfach. Ich werde noch die nächsten paar Wochen mit Euch den Sattel und das Nachtlager teilen...“
Maél blickte sie mit hochgezogener Augenbraue und anzüglicher Miene an. „Das meine ich nicht damit. Ihr wisst genau, wie ich es meine. - Ich bitte Euch, Maél, seid nicht so abweisend! Ich habe
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