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Electrica Lord des Lichts

Electrica Lord des Lichts

Titel: Electrica Lord des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Raumes. Sie verlangsamte ihre Schritte, weil sie nicht in ein privates Gespräch hineinplatzen wollte. Vielleicht sollte sie ihre Ankunft mit einem lauten Klopfen ankündigen? Die Hand bereits erhoben, hielt sie in ihrer Bewegung inne.
    „Findest du nicht, es ist Zeit, sich zur Ruhe zu setzen, meine Liebe? Mir scheint, die Arbeit fällt dir zusehends schwerer.“
    Der Ton in Mr. Ethans Stimme ließ Sue zusammenzucken. Sie hatte nicht das Geringste gemein mit seinen fürsorglichen Worten. Genauso klang es, wenn der Schulmeister ungehorsame Schüler rügte, bevor er sich mit akribischer Grausamkeit deren körperlicher Züchtigung widmete. Manche Knaben kamen danach wochenlang zu Tante Meggie, um sich mit Heilsalbe behandeln zu lassen. Doch er sprach nicht mit einem seiner Schüler, sondern mit seiner Haushälterin. Sue zog sich ein Stück zurück, als sie den ungewohnt forschen Tonfall ihrer Tante vernahm.
    „Seit zwanzig Jahren führe ich Euren Haushalt, Mr. Ethan, da werde ich auch noch den Rest meiner Zeit damit verbringen können.“
    „Wer redet vom Haushalt?“, kam es schneidend zurück. Dem polternden Geräusch nach zu urteilen stieg Mr. Ethan die Holztreppe hinauf zu seinen Privatzimmern.
    „Niemals werde ich Euch meine Nichte überlassen, alter Mann. Ich habe am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, Euch zu Diensten zu sein.“
    Erschrocken presste sich Sue die Hand vor den Mund, damit niemand hörte, wie sie scharf den Atem einzog. Um Himmels willen. Wovon sprachen die beiden bloß? Da ihre Tante ihm zu folgen schien, wagte Sue einen Blick um die Ecke. Die beiden standen oben an der Treppe. Tante Meggie stützte sich mit einer Hand am Geländer ab, während Mr. Ethan sie mit einem abfälligen Blick musterte.
    „Deine Dienste sind nicht mehr gefragt. Mich dürstet nach frischem, jungen Wind in diesem staubigen Haus.“
    „Ihr ...“ Tante Meggie holte zum Schlag aus, doch Mr. Ethan fing ihre Hand ab und riss sie grob zur Seite.
    Die Stirn des Schulmeisters färbte sich rot. „Du wagst es, die Hand gegen mich zu erheben, verdammtes Weibsstück!“
    Im nächsten Moment hob er seinen Gehstock und schlug ihn mit Wucht gegen Tante Meggies Kopf. Diese taumelte gegen das Geländer und kippte hintenüber. Für einen Moment wirbelten ihre Arme Halt suchend im Leeren. Die Zeit schien stillzustehen, während ihr Körper in die Tiefe stürzte. Der dumpfe Aufprall riss Sue aus ihrer entsetzten Starre.
    „Nein!“ Mit wenigen Schritten erreichte sie den leblosen Körper. Sie strich über den Rücken ihrer Tante, zu keinem
    Gedanken fähig. „Oh, nein. Bitte nicht“, flehte sie weinend.
    „Damit dürfte das Problem wohl gelöst sein.“ Die Kälte in Mr. Ethans Stimme ging ihr durch Mark und Bein.
    Sie hatte nicht bemerkt, dass er die Treppen heruntergekommen war und nun hinter ihr stand. „Was für ein Problem soll gelöst sein? Meine Tante ... Sie ist tot!“, rief Sue mit tränenerstickter Stimme.
    Ungehalten hämmerte der Schulmeister mit der Spitze seines Gehstocks auf den Holzboden. Das laute, bedrohliche Geräusch ließ Sue zusammenzucken. Ihr Tränenfluss versiegte, während Angstschauder über ihren Rücken zogen.
    „Ein bedauerlicher Unfall“, entgegnete Ethan ungerührt. „Du kannst dich sofort nützlich machen und die Arbeit deiner Tante übernehmen.“ Kleine Augen lugten durch das verbogene Drahtgestell seiner Nickelbrille und musterten unverhohlen Sues Ausschnitt. „Jung und stark, wie du bist.“
    „Was maßt Ihr Euch an?“ Verwirrt starrte sie den Mann an.
    „Diese überflüssige Fragerei wirst du dir bald abgewöhnen. Verstanden? Du solltest dankbar sein, wenn ich dich bei mir aufnehme, anstatt dich wie eine überkandidelte Jungfrau aufzuspielen.“ Mit dem Gehstock tippte er grob gegen Sues angewinkeltes Bein. „Räum hier auf. Danach begib dich nach oben in meinen Schlafraum. Dort klären wir alles Weitere.“
    Schrecken erfasste Sues Glieder, rauschte wie ein Wind durch ihren Kopf. Sie musste heftig blinzeln. Schlagartig wurde ihr klar, was ihre Tante gemeint hatte, als sie davon sprach, am eigenen Leib erfahren zu haben, was es bedeutete, in seinen Diensten zu stehen. Sie hatte das Bett mit diesem sadistischen Mann geteilt. Wie es dazu gekommen sein mochte, wollte Sue sich gar nicht erst vorstellen. Die Furcht, ihre Anstellung im Schulhaus zu verlieren, spielte sicherlich eine nicht unerhebliche Rolle.
    Man hat es nicht leicht als alleinstehende Frau.
    Mein Gott, das musste seit

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