Elefantengedaechtnis
fernzuhalten, die mit einem merkwürdigen Blitzen in der Brille Jungen am Zaun des Gymnasiums ansprechen.
Der Bürgersteig füllte sich mit Schülern, die von Händen gehütet wurden, die sie nach Hause trieben wie die Truthahnverkäufer auf der Praça da Figueira ihre Ware am Vorabend von Weihnachten, und der Arzt dachte voller Melancholie daran, wie schwierig es ist, Erwachsene zu erziehen, die der lebensnotwendigen Bedeutung eines Kaugummis oder einer Schachtel mit Knetmasse keine Aufmerksamkeit schenken und sich mit der Nebensächlichkeit guter Tischsitten abgeben, einen Heidenspaß daran haben, obszöne Botschaften auf den Marmor der Urinale zu schreiben, und harmlose Bleistiftstriche an der Wohnzimmerwand hassen. Der Bettler, der dies und anderes sicher verstehen würde, brachte seinen Verdienst vor den gierigen Krallen der Schüler in der Westentasche in Sicherheit und zog ein Tuberkuloseattest heraus, um zahlungskräftige Unentschlossene für sich einzunehmen.
Da sah er seine Töchter inmitten einer Gruppe von Mädchen in Schottenrockuniform, die blonden, glatten Haare der Älteren, die braunen Locken der Jüngeren, wie sie sich, eine nach der anderen, den Weg zu Teresa bahnten, und seine Eingeweide, die plötzlich zu groß für den Bauchnabel waren, schwollen mit Zärtlichkeitspilzen an. Er wäre am liebsten zu ihnen gerannt, hätte sie bei den Händen genommen, und sie wären alle drei, wie der große Meaulnes am Ende, zu ruhmreichen Abenteuern aufgebrochen. Die Zukunft erstreckte sich in Panavision vor ihm, wirklich und unwirklich wie ein Märchen mit der Stimme von Paul Simon als Teppich:
We were married on a rainy day
The sky was yellow
And the grass was gray
We signed the papers
And we drove away
I do it for your love
The rooms were musty
And the pipes were old
All that winter we shared a cold
Drank all the orange juice
That we could hold
I do it for your love
Found a rug
In an old junk shop
And I brought it home to you
Along the way the colours ran
The orange bled the blue
The sting of reason
The splash of tears
The northern and the southern
Hemispheres
Love emerges
And it disappears
I do it for your love
I do it for your love
Teresa setzte jeder eine rot-weiße Mütze auf, und der Psychiater bemerkte, daß die Jüngere ihre Lieblingspuppe trug, ein Wesen aus Stoff mit Augen, die willkürlich auf die leere Kugel des Gesichts gemalt waren, und dessen Mund in einer pathetischen
Froschgrimasse aufgerissen war: Sie schliefen zusammen im Bett und hatten komplexe Verwandtschaftsbeziehungen, die sich den Launen der Kleinen entsprechend veränderten und die ich verwirrt an gelegentlichen, geheimnisvollen Sätzen bemerkte, die mich zu ständigen Phantasieübungen zwangen. Die Ältere, die eine angstvolle Sicht der Welt kennzeichnete, lag mit den unbeseelten Dingen im Kampf wie Charlie Chaplin mit dem Zahnradwerk des Lebens und war schon früh einer siegreichen Niederlage vorbestimmt. Von Liebeskoliken verzerrt, hatte der Arzt das Gefühl, eine Traumversicherung für sie abgeschlossen zu haben, deren Beiträge er in Form von Winden seiner Kolitis bezahlte und mit den gelähmten Projekten, in denen er dahinsiechte: Die Hoffnung, daß sie es weiter bringen würden als er, belebte ihn mit Pioniersjubel, denn er war überzeugt, seine Töchter würden den armen, selbstgemachten Papinschen Topf seiner Wünsche zur Vollendung bringen, aus dessen Ventilen der Dampf von Enttäuschungen puffte. Teresa verabschiedete sich von einer Waffenschwester, die an ihren Schienbeinen die klassentypische Aggression eines kleinen Jungen aushielt, in dem sich ein Geschäftsführer abzeichnete, und kam mit den Mädchen in Richtung Boulevard, ein Aquarium aus von den leuchtenden Schatten der Bäume zittrigen Gebäuden.
The sting of reason
The splash of tears
The northern and the southern
Hemispheres
Love emerges
And it disappears
I do it for your love
I do it for your love
Gebeugt wie der Dichter Chiado auf seinem Bronzestuhl, hätte der Arzt sie berühren können, als sie ihn, die Blicke auf eine eiserne Ente am Eingang eines Tabakladens gerichtet, die für fünfundzwanzig Centavos schaukelte und sich in einem epileptischen Galopp schüttelte, auf dem Nachhauseweg beinahe streiften. Er hustete gerührt, und der Bettler wandte ihm sarkastisch den struppigen, von einem grimmigen Lächeln überzogenen Schädel zu:
– Die machen dich scharf, was, Meister?
Und der Psychiater hatte zum
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