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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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vergessen, Mutter«, flüsterte er.
    Auf der Lichtung im Herz des Deltas lachte Calanthrag die Älteste leise und ließ ihren massigen Körper wieder ins Wasser des Sumpfes sinken. Eine doppelte Rauchfahne stieg nach oben, als sie ihren sehnigen Hals mit gebeugtem Kopf vorstreckte. Schweflige Blasen stiegen auf, als ihre Nüstern unter die Wasseroberfläche glitten, und zerplatzten schäumend und stinkend. Die Nickhäute schlossen sich, halb durchscheinend, und gaben den unheimlichen Glanz grüngoldener Augäpfel preis, bis sich die äußeren Lider wie Türen schlossen. Die letzte kleine Welle verebbte auf dem Wasser.
    Unter dem hohen Palodusbaum im Herzen des Deltas wurde es wieder ruhig, und die bronzenen Wasser warfen das Sonnenlicht wie ein Spiegel zurück.
    Calanthrag die Älteste schlief und lachte in ihren Träumen.

DREISSIG
    Z um ersten Mal war es Skragdal von den Tungskulder-Fjel unter der Erde unbehaglich zumute.
    Es war eine kurze Reise durch die Vesdarlig-Passage, ein Weg, den er schon früher gegangen war. Sie alle waren hier schon gewesen. Es war die älteste Tunnelstrecke ins südwestliche Stakkia. Und es war ein guter Tunnel, breit und gerade. Die Wände waren weit voneinander entfernt, und die Decke war hoch. Der Boden war glattgeschmirgelt von den vielen Schritten zahlloser Generationen von Fjel, die ihn schon gegangen waren. Die Kaldjager patrouillierten hier unaufhörlich und sorgten dafür, dass die Eingänge geheim blieben, dass die Sicherheit nicht verletzt wurde und dass die Lüftungsschächte frei blieben. Man hätte sich hier wohl fühlen sollen. Früher war das auch so gewesen. Früher.
    Blågen, einem der Kaldjager, fiel es als Erstem auf, als er von einem Kundschaftergang zurückkehrte. Er blähte seine breiten Nasenflügel, und seine gelben Augen sahen Skragdal abschätzend an. »An dir haftet der Geruch.«
    Skragdal brummte. »Ich war im Marasoumië.«
    Blågen zuckte die Achseln. »Ach so.«
    Die Menschen verströmten diesen Geruch auch, aber Menschen rochen öfter nach Angst, außer Heerführer Tanaros. Den Nåltannen und den Gulnagel schien es nichts auszumachen, und die Kaldjager waren nicht dabei gewesen, als die Welt in einer Flut roten Lichts untergegangen war und sie der Stein von allen Seiten einschloss. Und jetzt war der alte Zauberer darin gefangen. Die Menschen redeten davon, schon die ganze Zeit, seit sie in die Tunnel hineingegangen waren, sie redeten ohne Unterlass und bauten so ihre Anspannung ab.

    »… ich sag’s dir, ich wäre lieber über der Erde, wo man sehen kann, was auf einen zukommt. Wer weiß schon, was jetzt hier unten ist?«
    »Ha! Hast du Angst, dass dich der Zauberer erwischt?«
    »… ich sag’s dir noch mal, der ist nicht tot, nicht, wenn er einen Soumanië bei sich hatte. Der kommt wieder.«
    »… bei der weinenden Wunde des Fürsten, es sind noch nicht einmal dieselben Gänge; die Bahnen des Marasoumië sind ganz anders als diese hier!«
    »Manchmal sind sie es, manchmal nicht.«
    »… die Kaldjager würden ihn schon auf eine Meile Entfernung erwischen!«
    »… überhaupt gehört, was passiert ist? Der alte Drecksack hat einen Soumanië , der kann aus dem Nichts kommen und unsere Ärsche in Stein verwandeln!«
    »… Gottestöter!«
    »… zurück ins Feuermark, wo er hingehört.«
    »Und das wird uns hier unten ja auch wirklich viel nützen.«
    »Halt die Klappe, Einar.« Osric wurde nun deutlich. »Das ist Hochverrat, was du da von dir gibst.«
    »Hauptmann, ich meine ja nur …«
    »Halt die Klappe!«
    Skragdal wünschte sich, die Menschen würden weniger reden. Ihr unruhiger Verstand schnappte sich die Gedanken wie ein Eichhörnchen eine Nuss, knabberte sie an, huschte hierhin und dorthin, vergrub einige, verwarf andere. Und dann diese Worte. Worte! Ein endloser Strom floss von ihren Lippen, mit achtloser Leichtigkeit hervorgebracht. Das kam von Haomanes Gabe, nahm er an, und er hätte sie darum beneiden sollen. Zumindest sagten die Ellylon und Menschen das.
    Nur Fürst Satoris hatte etwas anderes behauptet.
    Am Abend schlugen sie ihr Lager in einer großen Höhle auf, einen Tagesritt vom Vesdarlig-Tor entfernt. Zahllose Fjel hatten hier schon vor ihnen gelagert, Skragdal selbst hatte an diesem Ort übernachtet, als eifriger Jungfjel, der sich aufgemacht hatte, den Eid
seines Volkes zu ehren. Die Schlafplätze waren glattgescheuert, breite Rillen durchzogen den Höhlenboden, und es gab noch genügend freie Stellen. Ihn beruhigte der Anblick

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