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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Teil I
    Ein silberner Löffel
    Frühling 1647
    1. Kapitel
    Ich konnte nicht aufhören zu zittern. Dieser Februarmorgen des Jahres 1647 war der kälteste und trostloseste des ganzen Winters, doch für den Soldaten Scogman würde er noch kälter und trostloser werden, wenn ich ihm sagte, dass man ihn hängen würde.
    An den meisten Tagen wachte ich morgens auf und wusste genau, wer ich war: Major Thomas Stonehouse, Erbe des bedeutenden Landsitzes Highpoint in der Nähe von Oxford, sofern man meinem Großvater, Lord Stonehouse, glauben konnte. Jetzt, wo der Bürgerkrieg vorüber war, wachte ich gelegentlich auf und war im ersten Moment Tom Neave, der ehemalige Bastard, der Eindringling und niederträchtige Flugblattschreiber.
    An diesem Morgen war ich als Tom Neave aufgewacht.
    Ich hätte es Sergeant Potter überlassen können, Scogman die Nachricht zu überbringen, aber Potter hätte es genossen: Er hätte Scogman verhöhnt und ihn im Ungewissen gelassen. Ich würde es ihm zumindest ohne Umschweife sagen.
    Mein Regiment war auf einem Bauernhof nahe Dutton’s End in Essex einquartiert. Er gehörte zu einem Besitz, den das Parlament von einem aus dem Land geflohenen Royalisten requiriert hatte. Der Wasserkübel draußen war zugefroren. Der Hund öffnete ein Auge, ehe er sich erneut zu einer Kugel zusammenrollte. Gefrorenes Stroh auf dem Hof brach unter meinen Stiefeln wie Eiszapfen. Eine Krähe schien kaum fähig, die Flügel zu bewegen, als sie über die Zelte der Soldaten schwebte.
    In den Schuppen, in denen auch die Pferde untergebracht waren, schnarchten weitere Soldaten in ihren roten Uniformen. Wir waren eine Kavallerieeinheit, die Rechtfertigung dafür, Cromwells New Model Army sowohl neu als auch ein Modell für die Zukunft zu nennen. Während die Fußsoldaten zum Dienst gezwungen wurden und desertierten, sobald man ihnen den Rücken kehrte, bestand die Kavallerie aus Freiwilligen. Die Männer waren Söhne von Freisassen oder Kaufleuten, denen Disziplin schon von ihren Gilden und Zünften her vertraut war. Sie waren nicht allein der besseren Bezahlung wegen zur Kavallerie gegangen – oder wegen des Pferdes, das ihr Gepäck trug –, sondern weil sie gottesfürchtig waren und an das Parlament glaubten.
    Außer Scogman.
    Ich erreichte den Bretterverschlag, der dem Lager als provisorisches Gefängnis diente. Halb hoffte ich, Scogman sei geflohen, doch das Vorhängeschloss war noch intakt, und die Wache schlief in Decken gehüllt neben der Tür.
    Ein frei umherstreifender Scogman wäre allerdings noch übler gewesen. Das Landvolk würde in Harnisch geraten. Die Dorfbewohner hatten uns schon gegrollt, als wir uns noch im Krieg befanden. Jetzt, da die Kämpfe vorüber und wir immer noch hier waren, hassten sie uns.
    Sechs Monate waren vergangen, seit die Royalisten in der Schlacht von Naseby geschlagen worden waren. Seitdem befand sich der König in den Händen der Schotten. Eigentlich standen wir auf derselben Seite – aber die Schotten würden England nicht verlassen, ehe wir sie dafür bezahlten, und es gab Gerüchte, dass sie im Geheimen mit dem König verhandelten. Trotz seiner Blasensteine, seiner Hämorrhoiden und seiner angegriffenen Leber war Lord Stonehouse nach Newcastle gereist, um über die Freilassung des Königs zu verhandeln.
    »Wir können nicht mit ihm regieren«, schrieb er mir knapp. »Aber auch nicht ohne ihn.«
    Der Wachmann, Kenwick, war der Sohn eines Papierhändlers aus Holborn – ich kannte die Berufe von jedem Einzelnen. Ich stupste ihn sanft mit dem Stiefel an. »Er ist doch noch da, oder?«
    Kenwick schoss in die Höhe, wandte sich mit einem Ausdruck des Entsetzens zum Schuppen, als erwarte er, das Vorhängeschloss zerstört und die Tür weit offen zu finden. Er salutierte, fand den Schlüssel und machte seine Verfehlung, im Dienst geschlafen zu haben, dadurch wieder wett, dass er den Kolben seiner Muskete auf ein sich hebendes und senkendes Bündel Stroh in der Ecke niedersausen ließ. Das Bündel stöhnte, rührte sich indes kaum. Kenwick schlug noch einmal zu, heftiger dieses Mal. Das Bündel verfluchte ihn und begann sich zu entfalten. Irgendwie, dachte ich gereizt, schaffte Scogman es selbst in diesem zugigen Verschlag, eine miefige Wärme zu erzeugen, wie sie sonst nirgends im Lager zu finden war.
    Ich scheuchte Kenwick beiseite, als Scogman unter Kettengerassel taumelnd auf die Beine kam. Sein Haar hatte dieselbe Farbe wie das dreckige Stroh, aus dem er sich erhob, die

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