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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Bogenschützin von Arduan. Es ist, wie es nun einmal sein muss. Niemand von uns hat noch die Kraft, viel weiter zu gehen.« Der Gesandte zog sich in den Schatten seiner Kapuze zurück, beugte den Kopf und nahm den Soumanië aus dem Versteck unter seiner Kleidung, dann begann er sanft und gleichmäßig in der Sprache der Schöpfer zu singen. Das Juwel leuchtete wie ein roter Stern in seinen Händen.
    Ameisen eilten über die rissige Erde, als sich etwas unter ihnen rührte, liefen wie in schwarzen Rinnsalen davon. Die brüchigen Stacheln der Dornbüsche raschelten, bebten.
    »Seht nur!« Der junge Vedasianer, Hobard, sah es als Erster und zeigte darauf. Eine grüne Lebensranke drängte sich durch die Risse des Wüstenbodens und strebte empor. »Ein Durstlöscher! Yrinna sei Dank!«

    Die Pflanze wuchs unter dem zarten Gesang des Gesandten, und der grüne Stängel wurde immer kräftiger, kleine Zweige mit dicken, wasserspeichernden Blättern reckten sich vom Stamm aus nach allen S eiten – sie wuchs und verdorrte schon wieder, während noch die Blüten aufgingen und zu Früchten wurden, während Samen zu reifen Kugeln schwollen. Ein Durstlöscher, der imstande war, jeden Tropfen Feuchtigkeit innerhalb eines Morgens Land aufzuspüren und daraus Früchte wachsen zu lassen, die beinahe vollständig aus Wasser bestanden. Kühles, köstliches Wasser, das von einer zähen, grünlichen Rinde umschlossen wurde.
    Sie alle stürzten sich darauf, rissen die Früchte von den Stängeln, während die Pflanze verwelkte. Hobard öffnete seine Frucht mit beiden Daumen und lutschte das Fruchtfleisch aus. Blaise Caveros kümmerte sich trotz seiner harten Worte um die Frau aus Arduan, schnitt die Frucht auf und schob ihr ein tropfendes Stück nach dem anderen in den Mund. Malthus der Gesandte stützte sich müde auf seinen Stock und sah ihnen zu, und unter den Wanderern wartete sonst nur Peldras von den Riverlorn, dessen leichter Schritt keine Spuren auf der roten, staubigen Erde hinterließ, bis alle anderen ihren Durst gestillt hatten.
    Durst konnte Haomanes Kindern nichts anhaben; sie waren nur durch Stahl zu töten.
    Peldras beschattete seine Augen und sah über die endlose Landschaft aus heißer, roter Erde. Falls es stimmte, was der Gesandte zu wissen glaubte, dann hätten sie jene, die sie suchten, längst schon finden müssen – die Versengten, die sich vor dem brennenden Feuer von Haomanes Zorn verborgen hatten.
    »Was siehst du, mein scharfsichtiger Freund?«, fragte Malthus leise.
    Der Ellyl schüttelte den Kopf. »Nichts.«
     
    »Psst.«
    Mit einem Blick auf den Vorhang aus wilden Ranken hielt Tanaros die anderen zur Ruhe an. Menschen und Fjel gehorchten ihm sofort. Die Wehre musste man ohnehin nicht zur Vorsicht ermahnen,
sie waren die Stille selbst. Grünes Licht sickerte in den Tunnel, und hinter der Öffnung erklang Vogelgezwitscher.
    »Geht.« Er deutete auf die Wehrbrüder. »Sichert die Umgebung und berichtet mir.«
    Die beiden machten sich auf, wie Pfeile, die abgeschossen wurden, hielten sich nahe am Boden und bewegten sich mit unmenschlichen, eleganten Bewegungen, die Schnauzen vorgestreckt, die Ohren aufgestellt und wachsam.
    »Frohe Jagd, Brüder«, murmelte die Graufrau.
    Tanaros unterdrückte ein Schaudern.
    Wie immer war das Warten am schlimmsten. Er fühlte sich in der ungewohnten pelmaranischen Rüstung unwohl; Metallplatten waren auf gegerbtem Leder befestigt, und es gehörte ein schlecht getarnter, konischer Helm dazu. Auch ihre Waffen waren mit Umsicht gewählt worden, damit sie ihnen das Aussehen von Beschtanager Truppen gaben. Tanaros bewegte die Schultern hin und her und lockerte das Schwert in der Scheide. Ein geborgtes Schwert, nicht sein eigenes, mit pelmaranischem Griff.
    Hinter ihm flüsterten Vorax’ Stakkianer aufgeregt miteinander. Dies war ihr großer Augenblick; die Rolle, die ihnen zugedacht war, konnten nur sie spielen. Unter ihnen befanden sich einige der jüngsten, entschlossensten und schnellsten, die Vorax selbst ausgesucht hatte. Sie hatten sich hart auf ihre Aufgabe vorbereitet und ihre Rolle bis in die kleinsten Einzelheiten geprobt. Sie hatten sich ihre Bärte abrasiert und die Haut mit Walnussöl dunkel gefärbt. Tanaros wandte sich im Sattel um und musterte sie, und er spürte, wie ihre Kampfesruhe auf ihn überging.
    Ihr Anführer suchte seinen Blick: Carfax, ein verlässlicher, ruhiger Mann. Sie nickten einander zu. Und dort, in der Vorhut, ritt Turin, der gelbhaarige

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