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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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wenn man mit den Drachen spricht. Ich sah nur zu deutlich das, was geschehen würde, wenn meine Gabe den Menschen genommen würde, wenn man sie auf ewig von der Gabe des Denkens löste. Aus besserem Wissen verweigerte ich mich, und aus Liebe, aus Liebe für Arahila, meine Schwester. Noch immer.« Er hielt inne. »Was hat Haomane wohl gesehen, frage ich mich? Wieso wollte er meine Gabe nicht für seine Kinder? War es Stolz oder noch etwas anderes?«
    »Ich weiß es nicht, Herr«, sagte Tanaros ergeben.
    »Nein.« Fürst Satoris dachte über die eigene Frage nach und schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Mein Älterer Bruder war stets stolz. Und jetzt spielt es ohnehin keine Rolle mehr.« Seine Hand umschloss fest den Griff des Gottestöters. »Nur das hier zählt. Haomane trachtet danach, mein Heerführer. Darauf zielt letzten Endes alles ab. Blut, und noch mehr Blut, das meine … oder das seine.«
    »Herr!«, keuchte Tanaros und griff sich an die Brust.
    »Vergib mir.« Der Schöpfer trat vom Feuermark zurück, und seine Hände schlossen sich um Tanaros’ Oberarme. Die Kraft in ihnen ließ Tanaros’ Haut prickeln. »Weißt du, was ich in meinem Herzen bewege?«, fragte er mit leiser Stimme. »Ich habe dies nicht gewählt, Tanaros Schwarzschwert. Aber ich werde nicht kampflos abtreten. Jeder von ihnen …« Er lockerte seinen Griff und wandte sich ab. »Jeder von ihnen könnte die Trennenden Meere überwinden«, sagte er sanft. »Jeder der Sechs. Es wäre ihre eigene Entscheidung, sich Haomanes Willen zu widersetzen, die Sterblichkeit in Kauf zu nehmen. Wenn es jemand täte …« Er lächelte voll Trauer. »Oh Arahila! Schwester, wir beide zusammen, du und ich …«
    Tanaros verneigte sich, nach Atem ringend, und wusste nicht, was er angesichts so viel unfassbaren Leids tun sollte. »Herr, wir werden unser Bestes tun, um Euch Urulat zu Füßen zu legen.«
    »Urulat.« Der Schöpfer besann sich wieder. »Ja. Urulat. Wenn ich Urulat in meiner Hand hätte, würde das genügen, um Haomanes Herrschaft herauszufordern?« Sein Lachen klang hart und leer. »Vielleicht. Ich würde es gern herausfinden.«

    »Es soll Euer sein, Herr!«, sagte Tanaros entschlossen, und er glaubte, was er sagte; sein Herz brannte in ihm wie das Feuermark. »Ich werde dafür sorgen!«
    »Tanaros.« Sein Name, sonst nichts; und doch alles. Die Lippen des Schöpfers berührten seine Stirn, keusch und brennend. Es war einst seine Gabe gewesen. Die Begierde des Fleisches, freudiges Blut, das in den Lenden pochte. Eine rohe, wilde Gabe, aber die seine, vernichtet durch den Stich des Gottestöters. »So möge es sein.«
    »Herr«, flüsterte Tanaros und wusste, dass er entlassen war.
    Als er ging, wandte sich Fürst Satoris wieder dem Feuermark zu und starrte hinein, als seien in jenem rubinroten Splitter Antworten zu lesen. Die Züge des Schöpfers wurden von Unbehagen überschattet, schon an sich ein furchterregender Anblick. »Bruder, wo ist Malthus, deine Waffe, und welche Ränke schmiedet er?«, murmelte er vor sich hin. »Wieso musst du mich zum Schlag zwingen? Ich habe die Welt nicht gespalten. Und dennoch bin ich der geworden, dessen Namen du mir gegeben hast. Ist es wirklich unser Schicksal, oder gibt es einen anderen Weg?« Sein Seufzer hallte in der Kammer wider. »Wenn es ihn gibt, dann sehe ich ihn nicht. Dein Zorn hat schon zu lange gegen mich gewütet. Alle Dinge müssen so sein, wie sie sind.«
    Tanaros zog sich leise zurück, aber er kam nicht umhin, den Schmerz in den letzten Worten des Schöpfers noch mit anhören zu müssen.
    »Uru-Alat!«, flüsterte Fürst Satoris. »Ich wünschte, diese Rolle wäre einem anderen zugefallen.«

SECHS
    G esandter, vergebt mir«, krächzte die Arduanerin und fiel auf die Knie.
    Malthus’ Gruppe von Gefährten hielt unter der sengenden Sonne, die gnadenlos und glühend heiß am leuchtend blauen Himmel stand. Um sie herum erstreckte sich in jede Richtung, soweit das Auge sehen konnte, verbranntes Land, rote, vertrocknete und gesprungene Erde, die nur von den seltsamen, hoch aufragenden Bauten der Ameisenhügel unterbrochen wurde.
    »Ich habe Euch gleich gesagt, diese Reise ist nichts für eine Frau.« Obwohl sein Gesicht unter den Bartstoppeln angestrengt wirkte, hielt sich der ehemalige Befehlshaber der Grenzwacht aufrecht und schwankte nur leicht. »Wir hätten sie zurückschicken sollen.«
    »Haltet Frieden, Blaise.« Selbst Malthus’ Stimme klang rau und müde. »Fianna ist die

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