Elegie - Herr der Dunkelheit
Pagen mit fragend erhobenen Brauen ihr Gesicht zu.
»Gebieterin«, sagte er und schluckte, als er einen Seitenblick auf die hübsche Sarika in ihrer knappen Kleidung erhaschte, die an der Seite ihrer Herrin kniete und einen Fächer schwang, da es an diesem Frühlingstag für Pelmar ungewöhnlich warm war. »Gebieterin … ein Botschafter möchte Euch sprechen. Von den Wehren.«
»Ja und?« Lilias zog die sorgsam gezupften Brauen noch ein wenig höher. »Sind die Wehre nicht unsere Verbündeten? Lasst ihn eintreten!«
Er eilte aus dem Saal. Sarika hörte auf zu fächeln. »Ihr solltet ihn an Euch binden, Gebieterin«, murmelte sie und neigte den Kopf, um die Lippen auf die Innenseite von Lilias’ Handgelenk zu senken. »Er würde Euch flinker zu Diensten sein.«
»Ich brauche keine Narren und Schwachsinnigen um mich herum, mein Liebchen.« Sie strich dem Mädchen über das Haar. »Genug dienen mir, ohne dass ich sie an mich binde.«
Mit gesenktem Kopf lächelte Sarika.
Calandor?
Halte durch, kleine Schwester.
Als der Botschafter der Wehre erschien, betrat er den Raum wie grauer Rauch, der, zu Boden gedrückt, in alle Ecken zieht. Erst als er sich aufrichtete und verbeugte, nahm er eine feste Form an, die der Verstand erfassen konnte. Sarika stieß einen spitzen Schrei aus und drängte sich näher an das Sofa ihrer Herrin. »Zauberin des Ostens.« Der Wehr senkte respektvoll die Schnauze. »Ich bin Phraotes. Ich überbringe Euch Grüße von der Graufrau der Wehre.«
Lilias runzelte die Stirn. »Wo ist Kurusch, mit dem ich noch vor zwei Wochen sprach? Ist er bei der Graufrau Sorasch in Ungnade gefallen?«
Phraotes zog die Lefzen zurück, sodass seine scharfen Zähne sichtbar wurden. »Die Graufrau ist tot. Die Graufrau lebt. Vaschuka ist die Graufrau der Wehre.«
»Ah.« Lilias fühlte einen Stich. Solange sie gelebt hatte – weit über die Zeit, die Arahilas Kindern normalerweise zustand –, war Sorasch die Graufrau gewesen. »Ich trauere mit Euch, Phraotes«, antwortete sie, wie es den Sitten entsprach, stand auf und streckte die Hand aus. »Ich grüße die Graufrau Vaschuka und bestätige unser altes Bündnis. Eure Feinde seien die meinen, und meine Feinde seien die Euren.«
»Zauberin.« Er beugte den Kopf, aber seine Bernsteinaugen sahen sie mit befangenem Glühen an. »Die Graufrau weiß die Freundschaft Beschtanags zu schätzen.«
Diese Worte waren ein Schlag. »Freundschaft.« Lilias zog die ausgestreckte Hand zurück und sah Phraotes an. »Kein Bündnis.«
Der Botschafter legte die spitzen, aufgerichteten Ohren ein wenig an. »Krieg kommt nach Beschtanag. Wir wünschen keinen Krieg. Wir wollen nur jagen und leben.«
»Ihr wart daran beteiligt, diese Kräfte in Bewegung zu setzen, Phraotes.«
»Ja.« Seine Schnauze wippte nickend auf und ab. »Die Graufrau Sorasch hatte Grund zur Rache. Zwei Brüder begleiteten sie. Alle sind sie tot. Die Schuld ist bezahlt. Die Graufrau Vaschuka wünscht keinen Krieg.«
»Warum?«, fragte sie.
Seine Lefzen verzogen sich. »Einmal war genug, Zauberin.«
Lilias ging in ihrem Salon auf und ab und überhörte den Lärm, den Gergons Wachleute machten, die nun höchst alarmiert eintrafen; als sie eintreten wollten, schickte sie die Männer mit einer Handbewegung wieder weg. Phraotes sah ihr geduldig zu. »Ihr habt in jenem Krieg gesiegt, Phraotes.«
Der Wehr schüttelte den Kopf. »Wir haben die Schlacht gewonnen, Zauberin. Aber den Krieg haben wir verloren.«
So ist es, Lilias.
Lilias seufzte. »Ihr hättet im Westen bleiben sollen«, sagte sie zu Phraotes. »Die Kinder der Menschen hätten Euch unter dem Schutz des Weltenspalters nicht gejagt. Er herrscht über ein größeres Reich als ich.«
Seine Bernsteinaugen leuchteten. »Unser Zuhause liegt im Osten, Zauberin. Wir sind Oronins Kinder, und hier hat er uns geschaffen.«
»Oronin hätte sich besser um seine Kinder kümmern sollen«, sagte Lilias scharf.
»Nein.« Phraotes’ Schultern hoben sich zu einem Achselzucken. »Er ist der Frohe Jäger. Er hat uns in Freude geschaffen. Die Graufrau Vaschuka meint, wir seien dumm gewesen, als wir Satoris Fluchbringer lauschten, der schöne Worte sprach und unseren Zorn gegen Haomane den Erstgeborenen schürte, weil er uns die Gabe des Denkens verweigerte. Nur Yrinnas Kinder waren weise.«
»Die Zwerge ?« Sie lachte. »Die Zwerge sind es zufrieden, die Erde zu bestellen und die Obstgärten anmaßender vedasianischer Edelleute zu pflegen, Botschafter. Sie
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