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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Ulesim, der Lieblingsjünger des Heiligen Arasham.«
    »Der was?« fragte Kalten.
    »So nannte er sich unten in Rendor. Es ist ein Titel, den er sich selbst gegeben hat. Ich nehme an, er wollte Arasham die Mühe abnehmen, jemanden zu erwählen.«
    Ulesim befand sich in einem Zustand, der an Hysterie grenzte, und seine feurige Rede ergab nicht viel Sinn. Er hatte einen knochigen Arm in die Luft gestreckt. Mit der anderen Hand hielt er etwas fest umklammert. Nach ungefähr jedem fünfzehnten Wort schüttelte er heftig das Ding in seiner Hand und brüllte: » Widderhorn! « Daraufhin brüllten seine Anhänger » Widderhorn! « zurück.
    »Was meinst du, Kurik?« flüsterte Sperber, während sie alle über eine halb eingefallene Mauer lugten.
    »Daß er wahnsinnig ist.«
    »Natürlich ist er wahnsinnig, aber ist er auch in Schußweite?«
    Kurik blinzelte über die Köpfe der Menge hinweg zu dem herumfuchtelnden, schwafelnden Fanatiker. »Es ist ziemlich weit«, antwortete er zögernd.
    »Versuch es trotzdem«, forderte Kalten ihn auf. »Falls dein Bolzen nicht weit genug fliegt – oder etwa gar zu weit –, wird ihn bestimmt ein gläubiger Rendorer für dich auffangen.«
    Kurik stützte die Armbrust auf den Mauerrest und zielte sorgfältig.
    »Gott hat es mir offenbart!« kreischte Ulesim. »Wir müssen die Brücken zerstören, die das Werk des Bösen sind! Die Mächte der Finsternis jenseits des Flusses werden euch angreifen, aber Widderhorn wird euch schützen! Die Macht des Heiligen Eshand hat sich mit der des Heiligen Arasham vereint, um den Talisman mit unirdischer Kraft zu füllen! Widderhorn wird euch den Sieg geben!«
    Kurik drückte langsam den Abzug seiner Armbrust. Der dicke Bogen gab ein tiefes Twäng von sich, als er den Bolzen zu seinem Ziel schoß.
    »Ihr seid unbesiegbar!« schrillte Ulesim. »Ihr seid…«
    Was immer sie sonst noch waren, sollten sie nie erfahren. Die Fiederung eines Armbrustbolzens ragte plötzlich über den Augenbrauen aus Ulesims Stirn. Er erstarrte mit weit aufgerissenen Augen und plötzlich klaffendem Mund. Dann sackte er auf dem Schutthaufen zusammen.
    »Großartiger Schuß!« beglückwünschte Tynian Kurik.
    »Eigentlich habe ich ja versucht, ihn in den Bauch zu schießen«, gestand Kurik.
    Der Deiraner lachte. »So ist es wesentlich wirkungsvoller.«
    Ein entsetztes Stöhnen breitete sich unter den Rendorern aus.
    Dann flog das Wort »Armbrust« durch die Menge. Einige Bedauerliche hatten eine solche Waffe auf die eine oder andere Weise von Lamorkern bekommen. Sie wurden auf der Stelle von ihren aufgebrachten Kameraden in Stücke gerissen. Viele der schwarzgekleideten Männer aus dem Süden rannten heulend durch die Straßen und zerrissen ihre Gewänder. Andere sanken auf den Boden und weinten verzweifelt. Wieder andere standen still und starrten wie gelähmt auf die Stelle, von der aus Ulesim eben noch zu ihnen geredet hatte.
    Wie Sperber bemerkte, kam es auch umgehend zu politischen Streitgesprächen. Es gab so manche in der Menge, die der Meinung waren, daß sie ein Recht auf das soeben frei gewordene Amt hatten, und sie unternahmen sofort Schritte, ihre Erhebung zu propagieren. Anhänger des einen oder anderen Kandidaten ergriffen Partei und alsbald war die gewaltige Menschenmenge in tumultartigem Aufruhr.
    »Bei politischen Diskussionen unter Rendorern geht es ziemlich hitzig zu, nicht wahr?« bemerkte Tynian mild.
    »Das ist mir auch aufgefallen«, stimmte Sperber zu. »Kommt, melden wir den Hochmeistern Ulesims Unfall.«
    Da die Rendorer sich in ihrer Streitbarkeit jetzt ganz und gar nicht für Brücken, Widderhörner oder die bevorstehende Schlacht interessierten, sahen die Offiziere von Martels Armee ein, daß sie nicht die geringste Chance gegen die Flut von Soldaten auf der anderen Flußseite hatten. Da Söldner die realistischsten aller Soldaten sind, ritt alsbald ein beachtlicher Trupp Offiziere unter einer weißen Fahne über die Brücke.
    Kurz vor Morgengrauen kehrten sie zurück. Die Söldnerkommandanten besprachen sich kurze Zeit, dann formierten sie ihre Truppen und marschierten, die hitzigen Rendorer vor sich herschiebend, aus Chyrellos und ergaben sich.
    Sperber und die anderen versammelten sich auf der Mauer der Neustadt, direkt neben dem offenen Westtor, als die Könige von Westeosien feierlich über die Brücke ritten, um die Heilige Stadt zu betreten. König Wargun ritt, flankiert von Patriarch Bergsten in Kettenrüstung, König Dregos von Arzium, König

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