Elenium-Triologie
Herr, wir erreichten die Burg, wo König Wargun einen Trupp Rendorer belagerte, und da hat das kleine Mädchen mich verlassen. Und nun kommt das Merkwürdigste. Ich mag Styriker nicht, aber ich habe geweint, als sie ging. Sie gab mir sogar einen Abschiedskuß, ich kann ihn immer noch auf meiner Wange spüren. Seither habe ich viel darüber nachgedacht. Ich glaube jetzt, daß Styriker doch nicht so böse sind, wie man immer behauptet.«
»Danke«, murmelte Sephrenia.
»Nun, Herr«, fuhr Eck fort. »Ich ging zu den Soldaten und sagte ihnen, daß ich eine Nachricht für König Wargun hätte. Sie führten mich zu Seiner Majestät, und ich überreichte ihm das Dokument. Nachdem er es gelesen hatte, sammelte er seine Armee, und wir machten einen Gewaltmarsch hierher. Das ist eigentlich schon alles, meine Herren.«
Kurik lächelte leicht. »Sieht ganz so aus«, wandte er sich an Sephrenia, »als wäre Flöte noch hier – und nicht nur im Geiste –, nicht wahr?«
»Es hat ganz den Anschein«, bestätigte sie, ebenfalls lächelnd.
»Dokument?« Patriarch Emban sah Patriarch Ortzel fragend an.
»Ich nahm mir die Freiheit, für die Hierokratie zu sprechen«, gestand Ortzel. »Ich gab jedem meiner Boten eine Abschrift für König Wargun. Ich hielt es unter den Umständen für richtig.«
» Mir ist es völlig recht«, versicherte ihm Emban. »Makova hätte es allerdings bestimmt nicht gefallen.«
»Ich werde mich irgendwann einmal bei ihm entschuldigen – falls ich daran denke. Ich war mir nicht sicher, ob welche von den anderen Nachrichten König Wargun erreicht hatten, deshalb teilte ich ihm alles mit, was geschehen war.«
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis König Wargun klar wurde, was sie da sagten. »Soll das heißen, daß ich meine Armee auf den Befehl eines einzelnen Patriarchen – der nicht einmal ein Thalesier ist – in Marsch gesetzt habe?« donnerte er.
»Nein«, entgegnete der hünenhafte Patriarch Bergsten mit fester Stimme. »Ich stehe voll hinter der Handlungsweise des Patriarchen von Kadach. Ihr habt die Armee also auf meinen Befehl in Marsch gesetzt. Euer Unmut muß demnach mir gelten.«
»Oh«, entgegnete Wargun zerknirscht. »Das ist natürlich etwas anderes.« Mit Patriarch Bergsten legte man sich besser nicht an. So fuhr Wargun rasch fort: »Ich las das Dokument ein paarmal und hielt einen kleinen Umweg über Cimmura für angebracht. Ich schickte Dregos und Obler mit der Hauptstreitmacht voraus und führte die elenische Armee nach Hause zurück, damit sie ihre Hauptstadt verteidigen konnte. Als wir anlangten, stellten wir fest, daß sie bereits von den gemeinen Bürgern verteidigt wurde. Das muß man sich einmal vorstellen! Als ich Einlaß begehrte, wollten sie mir das Tor nicht öffnen, bis der Dicke da drüben seine Genehmigung erteilte. Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, daß Cimmura sich in großer Gefahr befand. Diese Kaufleute und Handwerker und Arbeiter kämpften auf den Mauern der Stadt wie ausgebildete Soldaten. Nun, ich begab mich ins Schloß, wo mich der Graf von Lenda und diese hübsche junge Dame, die die Krone trägt, empfingen. Da habe ich diesen Halunken da drüben entdeckt.« Er deutete auf Stragen. »Er hat vor einiger Zeit einen Vetter vierten Grades von mir mit seinem Rapier durchlöchert, und ich hatte daraufhin einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt – mehr aus Familienpietät denn aus Sympathie für diesen Vetter, dessen Anblick allein mir den Magen umdrehte. Er hatte die Angewohnheit, in aller Öffentlichkeit in der Nase zu bohren, das finde ich abstoßend. Jetzt tut er es nicht mehr, dafür hat Stragen gesorgt. Jedenfalls wollte ich diesen Burschen aufhängen lassen, aber Ehlana hat es mir ausgeredet.« Er nahm einen tiefen Schluck. »Tatsächlich…«, er rülpste wieder, »hat sie gedroht, mir den Krieg zu erklären, wenn ich diese Idee nicht aufgäbe. Sie weiß, was sie will, diese junge Dame, habe ich festgestellt.« Plötzlich grinste er Sperber an. »Ich habe gehört, daß Glückwünsche angesagt sind, mein Freund, aber ich weiß nicht, ob ich an Eurer Stelle den Panzer ausziehen würde, ehe ich sie nicht näher kennengelernt habe.«
»Wir kennen einander sehr gut, Wargun«, erklärte Ehlana ihm steif. »Sperber hat mich fast von der Wiege an großgezogen, also müßt Ihr schon ihn für die weniger sanften Seiten an mir verantwortlich machen.«
»So was Ähnliches hätte ich mir ja denken müssen.« Wargun lachte und wandte sich an die anderen. »Als ich
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