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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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rasten. »Und wo ist die Sonne? Wo ist Osten, wo Westen? Du weißt nur, daß wir uns an irgendeiner Küste befinden, mehr nicht. Das kannst du jedem erzählen, wenn du möchtest, und dann mag von nun an jeder Mensch auf dieser Welt ins Meer hinauswaten und nach Bhelliom suchen, ohne daß er ihn je finden wird, weil niemand genau weiß, wo er suchen muß.«
    »Möchtest du, daß ich ihn ins Meer werfe?« fragte Sperber.
    »Nicht sofort«, erwiderte sie. »Erst müssen wir noch etwas tun. Würdest du mir bitte den Beutel bringen, den du für mich aufbewahrt hast, Kurik?«
    Kurik nickte. Er kehrte zu seinem Wallach zurück und öffnete eine seiner Satteltaschen. Wieder hatte Sperber das Gefühl, daß irgend etwas falsch war.
    Kurik brachte einen Segeltuchbeutel. Er öffnete ihn und holte eine kleine Stahlschatulle mit einem aufklappbaren Deckel und einem festen Verschluß hervor und streckte ihn dem kleinen Mädchen entgegen.
    Aphrael schüttelte den Kopf und hielt die Hände hinter den Rücken. »Ich will es mir nur ansehen, um mich zu vergewissern, daß es richtig ist«, sagte sie.
    Sie beugte sich darüber und begutachtete die Schatulle eingehend. Als Kurik den Deckel öffnete, sah Sperber, daß die Innenseite mit Gold verkleidet war. »Meine Brüder haben ihre Sache gut gemacht«, lobte Aphrael. »Sie ist perfekt.«
    »Stahl rostet mit der Zeit«, gab Tynian zu bedenken.
    »Nein, Lieber«, versicherte Sephrenia ihm. »Diese Schatulle wird niemals rosten.«
    »Was ist mit den Trollgöttern, Sephrenia?« fragte Bevier. »Wir haben gesehen, daß sie den menschlichen Verstand beeinflussen können. Werden sie nicht jemanden rufen und dorthin führen können, wo die Schatulle versteckt ist? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie sich damit abfinden werden, für alle Ewigkeit am Meeresboden zu liegen.«
    »Ohne Bhellioms Hilfe vermögen die Trollgötter gar nichts«, erklärte sie. »Und Bhelliom ist machtlos, solange er von Stahl umgeben ist. Er lag hilflos eingebettet in den Erzbergen Thalesiens von der Geburt dieser Welt an, bis zu dem Tag, da Ghwerig ihn befreite. Die Schatulle ist vielleicht nicht vollkommen sicher, aber ich glaube, eine bessere Möglichkeit haben wir nicht.«
    »Stell die Schatulle auf den Boden, Kurik«, verlangte Flöte, »und öffne sie. Sperber, nimm Bhelliom aus dem Beutel und befiehl ihm, zu schlafen.«
    »Für immer?«
    »Das ist unmöglich. So lange wird diese Welt nicht bestehen, und sobald es sie nicht mehr gibt, wird Bhelliom durch nichts mehr gebunden sein.«
    Sperber nahm den Kettenbeutel von seinem Gürtel und öffnete den Bindedraht. Dann drehte er den Beutel um, und die Saphirrose fiel auf seinen Handteller. Er spürte, wie sie vor Erleichterung erbebte, als sie aus ihrem stählernen Gefängnis befreit war. »Blaurose«, sagte er ruhig, »ich bin Sperber-von-Elenien. Erkennst du mich?«
    Sie glühte in tiefem Blau, weder feindselig noch sonderlich freundlich. Die gedämpften Knurrlaute, die er tief in seinem Kopf hörte, verrieten Sperber jedoch, daß die Trollgötter diesen Gleichmut nicht teilten.
    »Es ist Zeit für dich zu schlafen, Blaurose«, sagte Sperber zu dem Edelstein. »Du wirst keinen Schmerz verspüren, und wenn du erwachst, wirst du frei sein.«
    Wieder erbebte Bhelliom leicht, und sein kristallenes Glitzern wurde sanfter, als empfände er Dankbarkeit.
    »Schlaf jetzt, Blaurose«, sagte Sperber weich und hielt den unbezahlbaren Stein mit beiden Händen. Dann legte er ihn in die Schatulle und schloß den Deckel.
    Wortlos reichte Kurik ihm ein kleines Vorhängeschloß mit ausgeklügeltem Mechanismus. Sperber nickte, schob den kleinen Bügel durch den Verschluß und drückte ihn klickend zu. Da erst bemerkte er, daß das Schloß kein Schlüsselloch hatte. Fragend blickte er die Kindgöttin an.
    »Wirf die Schatulle ins Meer«, wies sie ihn an und beobachtete ihn gespannt.
    Da spürte er, wie sehr es ihm widerstrebte. Er wußte, daß dieses Gefühl, diese Beeinflussung, nicht vom Bhelliom ausgehen konnte. Der Widerstand kam aus ihm selbst. Eine Zeitlang, ein paar Monate nur, hatte er etwas besessen, das unvergänglicher als die Sterne war, und auf eine besondere Weise hatte er, wenn er es berührte, Anteil daran gehabt. Das war es, was den Bhelliom so unvorstellbar kostbar machte – nicht seine Schönheit und Vollkommenheit, obwohl Sperber sich danach sehnte, ihn ein letztes Mal zu betrachten, ein letztes Mal dieses sanfte blaue Glühen auf seiner Handfläche zu spüren.

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