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Elf Leben

Elf Leben

Titel: Elf Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Watson
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hinunter zur Tür und sieht den Escort mit dem Lockenkopf seines Freundes darin.
    Clive Donald wird heute Nacht nicht einschalten; er hat eine weitere Schulwoche vor sich und schläft bereits tief und fest. Er ist zum Arzt gegangen, der ihm ein leichtes Beruhigungsmittel verschrieben hat, damit sich sein Schlafrhythmus wieder festigt. Das schrieb er Xavier am Abend in einer E-Mail, und er dankte ihm dafür, dass er geholfen hat, »eine Wende einzuleiten«. Während dieser treue Hörer abwesend sein mag, wird der zweiundzwanzigjährige Barmann Alessandro Romano, immer noch verliebt in Edith Thorne, heute zum ersten Mal Late Lines hören. Er wird um zwei Uhr morgens in seine unbeheizte Wohnung zurückkommen und auf der Suche nach Gesellschaft am Radioknopf herumdrehen. Noch immer in einem Zustand gesteigerter Sentimentalität, wird er bei der Neunziger-Jahre-Rockballade »It must have been love« in Tränen ausbrechen.
    Xavier setzt sich auf den Beifahrersitz. Im Auto herrscht schlechte Luft, als hätte Murray entweder einen fahren lassen oder irgendein Essen zum Mitnehmen darin verputzt. Zu Xaviers Füßen liegen leere Sandwich-Verpackungen.
    »Na denn, freuen wir uns auf einen weiteren Sonntag«, sagt Murray.
    Obwohl Xavier es in diesem Moment noch nicht merkt, kommt ihm ganz allmählich ein Gedanke – einer, der noch nicht genug Form angenommen hat, als dass die Finger seines Geistes danach greifen und ihn aus dem großen Gedankenhaufen herausziehen könnten. Er wird ein paar Tage brauchen, um sich zu festigen und mehr von dem Stoff zu sammeln, aus dem Gedanken sind. Dann wird er sich in Xaviers Kopf festsetzen und ihn zum Handeln zwingen.
    Am Sonntag darauf, den 10. Mai, ist Xavier am Nachmittag vor der Sendung mit Murray verabredet. Murray sagt schon seit einiger Zeit, sie müssten sich mal »zusammensetzen und quatschen«. So oft, wie er damit um die Ecke kommt, weiß Xavier schon, dass sie über Berufliches »quatschen« werden. Sie gehen in eine Kneipe in Crouch End, nicht weit entfernt von der Bayham Road. Pippa ist enttäuscht, als sie hört, dass er an einem ihrer freien Nachmittage ausgeht, und Xavier wünschte, sie würde in seiner Wohnung bleiben, sich wie zu Hause fühlen und da sein, wenn er von der Sendung zurückkommt. Aber Wendy geht vor. Er beschließt, dieses kritische Thema lieber nicht noch einmal anzutasten und verlässt die Wohnung bedrückter als sonst.
    Die Kneipe ist erfüllt vom Stimmengewirr junger Familien an unordentlichen langen Tischen, mit wohlerzogenen Kindern in modischen Streifenpullovern und winzigen Designer-Jeans, und Pärchen mit Biergläsern vor sich auf dem Tisch studieren die aufgeblähten Sonntagszeitungen, deren Teile ineinanderstecken wie Matroschkas und herausfallen, sobald man die Zeitung hochhebt, als mokierten sie sich über den Versuch des Lesers, das ganze Universum zu verstehen.
    »N-nächste Woche ist ja dann Quilliams Geburtstagsumtrunk«, sagt Murray.
    Xavier hatte das ganz vergessen, aber der neue Chef hat tatsächlich erneut um die Ehre ihrer Gesellschaft gebeten – wie es in der Einladung stand –, nächsten Samstag in einem Bootsrestaurant auf der Themse.
    »Wir gehen doch hin, oder?«
    »Na ja, ich dachte … ich weiß nicht. Kommt drauf an, was Pippa macht. Ob sie arbeitet.«
    Murray verzieht das Gesicht.
    »Ist denn jetzt bald gar nichts mehr mit dir los, wo du eine Freundin hast?«
    »Abwarten«, sagt Xavier.
    »Aber sieh doch mal.« Murray knetet nachdenklich seine Locken. »Ich weiß nicht, ob es sich einfädeln lässt, dass wir mit Quillam über Geschäftliches reden. Aber es ist eine gute Gelegenheit.«
    »Das letzte Mal, als er dich gesehen hat, warst du sturzbesoffen und hast dieses Barmädchen in dem Pub belästigt.«
    Murray zuckt ungeduldig die Achseln.
    »Das ist Schnee von gestern. Es geht doch darum: Guck dir mal an, was wir kriegen und was andere kriegen – ich hab mich mal umgehört. Ich finde, wir sollten ihm einen besseren Deal aus den Rippen leiern.«
    Xavier sieht auf den Tisch. Der Gedanke, der vor einer Woche im Auto entstand, liegt jetzt fix und fertig in seiner Kehle.
    »Ich finde nur, w-w-w-wir sind einer der beliebtesten Double-Acts im Radio, und w-w-wir müssen denen halt ab und zu mal einen Tritt in den Hintern geben.«
    Xavier schaut immer noch auf den Tisch. »Weißt du, Kumpel, Quillam hat mich neulich angesprochen, auf dieser Party. Er hat von einer etwas früheren Sendezeit geredet.«
    Murray schüttelt den

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