Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
erkundigte sich Edro mit einer leichten Spur des Spottes in der Stimme.
Lakyr lächelte.
"Wir werden uns nach Osten wenden!"
"Warum nach Osten?"
"Warum nicht?" Edro zuckte mit den Schultern.
"Es ist gleichgültig, wohin wir uns wenden", erkannte er.
"Ja, Ihr habt recht. Es ist gleichgültig."
Heulend sang der Wind sein trauriges Lied. In der Taverne war Schweigen eingekehrt. Irgendwo draußen klapperte ein Fensterladen; ein Pferd wieherte. Der Wind fegte durch die Straßen und sein Lied wurde zunehmend lauter. Wie rasend klatschten die Wellen des Westlichen Ozeans gegen die Felsen, auf denen Arana errichtet war.
Auch in der Taverne konnte man hören, wie sich die Wellen brachen.
"Eigentlich ist es noch etwas zu früh für die wilden Herbststürme", meinte einer der Männer und andere nickten zustimmend.
"Die Natur ist unberechenbar", stellte ein anderer fest.
Es entstand wieder ein allgemeines Gemurmel, bis ein Sprecher mit einer hohen, schneidenden Stimme Gehör bekam.
"Ich finde, es ist durchaus nicht verwunderlich, dass die Stürme in diesem Jahr schon so früh kommen", behauptete er und genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, welche ihm nach seinen letzten Worten zuteil wurde. Mit einem verächtlichen und überheblichen Ausdruck im Gesicht wandte er seine Blicke Lakyr zu, der gerade seinen letzten Bissen getan hatte. Schützend nahm er seine zweiköpfige Katze unter den Arm und kraulte sie im Nacken.
"Wenn sich ein Dämon in der Stadt befindet, so ist es nicht verwunderlich, wenn wir demnächst von allen Plagen dieser Welt heimgesucht werden!", rief der Mann mit der schneidenden Stimme.
Bedeutungsvolle Blicke wurden getauscht und Lakyr erhob sich.
"Es ist nicht gut, wenn ich länger hier verweile, Edro. Morgen werde ich zurückkehren."
"Ja, so soll's sein!"
Lakyr hatte mit wenigen Bewegungen den Schanktisch erreicht.
Er legte behutsam drei Goldstücke darauf und schob sie dem Wirt zu.
"Das müsste reichen", brummte er und wandte sich um. Mit langen Schritten verließ er den Raum. Knarrend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Edro erhob sich nun ebenfalls, rechnete mit dem Wirt ab und verlangte schließlich danach, dass man ihm sein Zimmer zeige. Der Wirt musterte ihn jedoch misstrauisch.
"Es ist gefährlich, sich mit Lakyr einzulassen, Herr", flüsterte er.
Und als er Edro die Treppe hinaufführte, meinte er: "Er bringt allen, die mit ihm zu tun haben nur Unglück!"
An Edros Schweigen merkte der Wirt, dass ihm nicht so recht geglaubt wurde. Seine Augen begannen drohend zu funkeln.
"Eines Tages werdet Ihr noch sehen, dass ich recht habe, Herr!
Lakyr wird Euch nur Unglück bringen! So wie allen, die mit ihm zu tun haben..."
Er hielt inne und seufzte. "Vielleicht stürzt er diesmal die ganze Stadt ins Verderben! Was hattet Ihr eigentlich so lange mit ihm zu bereden, Herr?"
"Nichts, was Euren Schauermärchen weiteren Stoff liefern könnte, Herr Wirt", versetzte Edro schroff.
Das Zimmer, welches der Wirt Edro zuwies, war klein, aber wohnlich. Edro verzichtete darauf, ein Licht anzuzünden.
Gedankenverloren stand er am Fenster und starrte in die Nacht.
Würde er jenes sagenhafte Land mit dem Namen Elfénia je finden? Er musste es finden! Wenn nicht, so würde er niemals in seinem Leben Frieden finden können.
Am nächsten Morgen kleidete Edro sich früh an und sattelte hernach sein Pferd. Er nahm noch ein dürftiges Frühstück ein, bevor Lakyr erschien.
Der Wirt bedachte sowohl Edro als auch Lakyr mit misstrauischen, manchmal sogar hasserfüllten Blicken. So schnell sie konnten, verließen sie die Stadt. Lakyr ritt einen merkwürdigen, alten Klepper, welcher sehr heruntergekommen wirkte.
Als sie das große Stadttor von Arana passiert hatten, lag eine wüste Berglandschaft vor ihnen.
Irgendwo am östlichen Horizont ging die Sonne auf und sandte ihre ersten Strahlen über die schneebedeckten Gipfel.
Bald hatten sie Arana weit hinter sich gelassen. Die Stadt lag jetzt im Rücken der Reiter - hinter Hügeln und Bergketten verborgen.
Aus dem Süden konnte man das beständige Rauschen das Meeres hören. Lakyr war wortkarg und nicht sehr zu einer Unterhaltung aufgelegt. Er trug seine zweiköpfige Katze unter seinem Umhang verborgen. Nur ihre beiden Köpfe schauten noch hervor.
Oft schauten sie Edro in einer eigentümlichen Weise an und er war sich bald ganz sicher, dass dieses Katzenwesen noch etwas beherbergte, was man normalerweise nicht bei Katzen vorfand.
Nicht nur, dass sie zwei
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